1860 gegen Halle: Mölders-Comeback und Charaktertest im Grünwalder

München - Wie dieser Gast im Grünwalder Stadion wohl empfangen wird? Zum Flutlicht-Duell des TSV 1860 am Montag (19 Uhr) gegen den Halleschen FC hat TV-Sender MagentaSport einen ganz besonderen Experten eingekauft: Sascha Mölders.
Mölders als TV-Experte im Grünwalder Stadion
Nach dem Löwen-Beben um die Vertragsauflösung des Ex-Kapitäns des TSV 1860 kehrt der 36-jährige erstmals an die alte Wirkungsstätte zurück. Dort hatte der Ex-Bundesligaspieler bekanntlich sein zweites Wohnzimmer.
Nachdem die selbsterklärte "Wampe von Giesing" sportlich wie charakterlich immer umstrittener wurde, stand er beim 2:5-Debakel gegen den 1. FC Magdeburg ein letztes Mal für Sechzig auf dem Platz - es folgten vier Siege am Stück für die von Spielführer Stefan Lex angeführten Giesinger.

Der TSV 1860 in der Krise
Aktuell stecken die Sechzger allerdings in der Krise: Den in den letzten Minuten aus der Hand gegebenen Siegen gegen Braunschweig (2:2) und in Meppen (1:1) und der verdienten 1:2-Schmach im Stadtduell gegen Türkgücü im Olympiastadion folgte eine schonungslose Analyse von Trainer Michael Köllner und Sportchef Günther Gorenzel.
"Der Auftritt war sehr enttäuschend und Kritik ist berechtigt", meinte Gorenzel, bevor das Duo in einer Tacheles-Pressekonferenz eine Reihe von Erklärungsversuchen hinlegte. Nicht darunter zu finden war die Frage: Wer ersetzt eigentlich den alten Alpha-Löwen Mölders gerade in den Zeiten, in denen es nicht läuft?
1860: Flache Hierarchien ohne den Rudelführer
Zunächst schwammen die Giesinger auf einer Erfolgswelle, Nachfolger Stefan Lex und Torjäger Marcel Bär machten das Aus des 22-Tore-Stürmers der Vorsaison vergessen. Das Spielführer-Duo Lex und Stephan Salger etablierte ohne Rudelführer Mölders flache Hierarchien, die Giesinger kamen (noch mehr) über ihren Teamspirit.
Ein Plan, der anfangs voll aufging. Zuletzt folgten allerdings gleich mehrere Negativ-Einflüsse: verletzte Spieler, die Corona-Fälle Lex, Salger und Yannick Deichmann - die beiden verschenkten Dreier. Gift für die Psyche, gerade in Kombination mit dem anwachsenden Druck im Aufstiegsrennen, je näher Tabellenspitze und Saisonende rücken.
Sechzig braucht Malocher-Qualitäten
"Vor zwei Wochen hat es noch geheißen, wir stellen einen neuen Rekord auf", so Gorenzel mit der Aussicht auf den fünften Dreier in Serie. Nach dem jüngsten Abschwung gilt: "Wir haben nicht das Fußballspielen verlernt." Köllner und Gorenzel wissen: In solchen Phasen braucht es Malocher-Qualitäten. Diese Leck-mich-am-A***h-Mentalität, die Mölders zweifelsohne besitzt.
Gegen Halle muss sich nun zeigen: Wer sind die Anführer unter den Löwen, die sich in der Krise nicht verstecken, die vorangehen? Der Gorenzel-Appell: "Ich erwarte mir, dass wir das Heft des Handelns in die Hand nehmen und aktiv an die Dinge herangehen. So werden wir zum eigentlichen Leistungsvermögen zurückfinden."
Der Finanz-Boss spricht Tacheles
Übrigens: Auch Finanz-Boss Marc-Nicolai Pfeifer sprach Tacheles. Ungewöhnlicherweise in einem Video-Interview mit Pressesprecher Rainer Kmeth zwei Tage vor dem Spiel. "Es ist Geld da", versicherte der Geschäftsführer und zählte Sponsorenerfolge auf (zuletzt 22 Prozent mehr Einnahmen). Er dankte Investor Hasan Ismaik einmal mehr für dessen Ausfalldarlehen. Pfeifer gestand zwar, dass 1860 - Stand jetzt - mit einem geringeren Etat (minus 30 Prozent) rechnen muss, verwies aber auf "rollierende Planungen".
Verlängerungen statt Neuzugänge
Heißt: Der Etat kann - und soll - noch höher werden. Interessant: Anders als Köllner und Gorenzel stellte er die Lage bei Winter-Transfers dar: Man habe bewusst keinen Spieler geholt, um mit Identifikationsfiguren aus den eigenen Reihen verlängern zu können. Geburtstagskind Marco Hiller (wurde gestern 25) dürfte wohl bald unterschreiben.
Damit zurück zu Mölders: Der schnürte für Neu-Klub Großaspach nach verpatzter Premiere beim 4:0 in Pirmasens einen Dreierpack. Und wer stößt den Bock bei 1860 um?