1860 gegen Bayern: Feuer im Keller

Am Dienstagabend ist in München endlich wieder Derby-Zeit: Im Grünwalder Stadion trifft die zweite Mannschaft des FC Bayern auf die der Löwen. Gut läuft es bei beiden Teams nicht
München - Nach 1394 Tagen steigt am Dienstag endlich wieder ein brisantes Amateurderby: 1860 gegen den FC Bayern! Zwar kleben beide Mannschaften weit unten im Tabellenkeller der Regionalliga fest, dennoch sind Anspannung und Vorfreude in beiden Lagern riesig. Die Roten gegen die Blauen, „da steckt immer Feuer drin“, sagt Löwen-Jugendkoordinator Jürgen Jung. Die Sechzger, meinen sie, haben leicht reden, „wir stehen längst nicht so stark unter Druck wie die Bayern“, findet Löwen-II-Trainer Klaus Koschlick und fügt hinzu: „Es ist ein Kellerduell, aber das ist weniger unsere Schuld. Die Bayern hatten ganz andere Erwartungen vor der Saison als wir.“
Doch nach massiven Anpassungsproblemen als Absteiger empfangen die Roten im Grünwalder Stadion, wo rund 3500 Zuschauer erwartet werden, die Blauen zum Duell des Drittletzten gegen den Viertletzten. „Eigentlich ist die Tabellenlage gar nicht so entscheidend“, sagt der Löwen-Fanbeauftragte Axel Dubelowski, „hier geht’s vielmehr um die Emotionen.“ Warum das Kellerduell der vierten Liga noch interessant ist:
Jonkers Schicksal: Vor einem halben Jahr übernahm der Holländer als Trainer bei den Bayern–Profis, nachdem sein Landsmann Louis van Gaal entlassen worden war. Bayern-Jugendkoordinator Werner Kern lobt den 49-Jährigen zwar als „hervorragenden Ausbilder“, doch diese Qualität konnte er sich selbst noch nicht zu Nutze machen. Unter Jonker hat der Drittligaabsteiger aus neun Spielen nur sechs Punkte geholt, zuletzt gab der Holländer zu, „überhaupt nicht gewusst“ zu haben, „was uns in der Regionalliga erwarten“ würde. „Da sind hochmotivierte Gegner, die sich gegen die großen Bayern zerreißen und hinten reinstellen“, klagte der Holländer, der seine Talentarbeit mit dem Umgang mit einem Musikinstrument vergleicht: „Das ist wie bei einer Gitarre - du musst die richtige Saite berühren, bei jedem Menschen, um das Beste aus ihm rauszuholen. Als Ausbilder musst du wissen: Deine Spieler können noch nicht jeden Tag spitze sein. Und wenn sie es sind, gehen sie eine Stufe rauf. Dann sind alle froh.“ Bislang aber ist das alles nur Wunschdenken.
Brisanz: Bei den vergangenen Amateurderbys gab es immer wieder heftige Krawalle mit vielen Verhaftungen – selbst beim A-Jugend-Derby in diesem Mai nahm die Polizei 91 Randalierer fest. Rund 150 Polizisten waren beim letzten Amateurduell im Dezember 2007 im Einsatz – allein 80 Fans wurden damals bis Spielende in Gewahrsam genommen. „Wir wollen packende Derbystimmung. Alles andere ist totaler Blödsinn“, fordert Koschlick. Und Jung ergänzt: „Ich kann nur hoffen, dass sich diesmal die Vernunft der Leute durchsetzen wird.“
Talente: Beim letzten Duell schickten die Bayern einige spätere Stars aufs Feld: Holger Badstuber, Toni Kroos ebenfalls, und Mats Hummels, der mittlerweile bei Borussia Dortmund spielt. Bei den Löwen stand Florian Jungwirth im Team, der nun mit Dynamo Dresden einen fulminanten Sieg gegen die Sechzig-Profis feierte. Zwar geht’s heute bei beiden nach wie vor um die Entwicklung hoffnungsvoller Talente, doch beide versuchen mit derart jungen Teams, dass die Liga für sie noch zu ruppig ist. „Auch in der Regionalliga geht’s richtig zur Sache“, sagt Jung, „wer den Fehler macht, irgendein Team zu unterschätzen, der wird bestraft.“ Bei den Bayern könnten die bei den Profis nicht benötigten Takashi Usami oder Diego Contento auflaufen. Für 1860 traf zuletzt beim ersten Saisonsieg der hawaiianische Jungprofi Bobby Wood.