1860: Fußball statt Fahndung
MÜNCHEN - Der TSV 1860 wartet weiter auf ein Zeichen des verschollenen Savio Nsereko – und müht sich vor der Reise nach Oberhausen verzweifelt, das Sportliche wieder in den Vordergrund zu stellen.
Es ist ja nicht so, als dass die letzten Tage an Löwen-Coach Reiner Maurer spurlos vorübergegangen sind. Im Gegenteil. Der Mindelheimer hat sich sehr wohl mit dem Fall Nsereko beschäftigt. Ging ja gar nicht anders. Jeden Tag wurde Maurer auf den verschwundenen Löwen-Profi angesprochen. Auch am Donnerstagmorgen. Doch Nsereko bleibt weiter verschollen.
Das letzte Mal hat Maurer von Nsereko vor einer Woche etwas gehört. Seitdem fehlt von dem 21-Jährigen (fast) jede Spur. Maurer ist verärgert. „Er hätte sich abmelden können. Es ist sehr viel vorgefallen. Ich erwarte von einem gut bezahlten Fußballprofi eine top Einstellung und eine top Vorbildfunktion. Jeder kann sich da bei Nsereko seine eigene Meinung bilden."
Verantwortliche und Kollegen reagieren mittlerweile ähnlich gereizt. Die Suche nach Nsereko überlagert das Sportliche. Maurer aber will endlich zurück zum eigentlichen Thema: Die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel am Sonntag in Oberhausen (13.30 Uhr, Liveticker auf www.abendzeitung.de). Für den Chefcoach geht es darum, im Westen einen weiteren „Matchball zu verwerten, um oben dran zu bleiben." Nsereko ist für Maurer längst "kein Thema mehr". Das Motto heißt jetzt: Fußball statt Fahndung.
Doch wie schwer fällt das? Daniel Bierofka sagt: „Mir fällt das nicht schwer. Ich konzentriere mich seit Montag schon auf Oberhausen. Das mit Savio schiebe ich ganz weit weg." Maurer meinte gestern nur: „Ich sehe das innerhalb der Mannschaft und auch für mich nicht als größeres Problem, das hat für uns keine großen Auswirkungen. Für mich nicht und auch für die Mannschaft nicht.“
Das sieht auch Stefan Aigner so: „Mich hat das nicht so rausgebracht. Meine Aufgabe ist, dass ich Gas gebe im Training und mich aufs Wochenende konzentriere. Klar kriegt man das in den Medien mit, aber man darf sich als Spieler davon nicht ablenken lassen. Savio darf keine Ausrede dafür sein, wenn man die Leistung nicht bringt. Mir macht das nichts aus."
Wenn man Aigner hört, könnte man meinen, dass Nsereko gar nicht mehr wiederkommt. „Ich habe Savio als positiven Menschen mit einem Riesenpotenzial kennengelernt, aber ich will auch nichts weiter beurteilen. Dafür weiß ich nicht, was vorgefallen ist." Maurer will die Konzentration aufs Sportliche richten. „Wir haben am Sonntag ein sehr schweres Spiel. Natürlich könnte ich es mir leicht machen und sagen, dass man durch die Savio-Geschichte abgelenkt war. Das Problem, dass wir eher hatten, war, dass einige Spieler wie Kiraly, Leitner und Volland wieder bei ihren Nationalteams waren." Maurer hofft auf eine Fortsetzung des positiven Trends: „Es gibt auch sehr viele positive Sachen. Es werden immer Dinge passieren, die bei einem Verein wie 1860 ganz anders groß gekocht werden, als wenn das jetzt der MSV Duisburg wäre."
Sportlich gibt es vor dem Oberhausen-Spiel mit den angeschlagenen Mate Ghvinianidze und Djordje Rakic zwei Fragezeichen. Und: Was ist, wenn hinten links Stefan Buck mal ausfällt? Juan Barros gilt da nur als Notlösung. "Stefan Buck ist ein Führungsspieler und für uns ist es ganz wichtig, dass er spielt und seine Form hat. Er ist mit seinem Kopfballspiel für die Balance hinten sehr wichtig“, sagt Maurer. Der Name Savio Nsereko taucht hingegen in Maurers Planungen nicht mehr auf.
Reinhard Franke