1860: Felhi will sich selbst bezahlen

Der Leih-Löwe Radhouane Felhi würde sogar seine eigene Ablöse übernehmen, um im Klub bleiben zu können.
MÜNCHEN Der Mann hat offensichtlich Freude an seinem Job. Radhouane Felhi (26) lächelt zufrieden, als er vom Trainingsplatz an der Grünwalder Straße kommt. „Ich mag die Spieler, die Stadt und die Bedingungen hier sehr“, sagt der Abwehrchef der Löwen. Besonders Mate Ghvinianidze stehe ihm nahe. Nicht nur auf dem Platz, wo der Georgier Felhis Nebenmann in der 1860-Innenverteidigung ist. Sondern auch in der Freizeit; die beiden würden viel zusammen unternehmen, erzählt Felhi. Der Tunesier fühlt sich angekommen in München.
Umso schlimmer für Felhi, dass sein Aufenthalt beim TSV 1860 womöglich bald enden soll. Er spielt lediglich auf Leihbasis für die Löwen. Das Leihgeschäft mit seinem Stammverein Etoile Sportive du Sahel, dem aktuellen Tabellendritten der tunesischen Liga, läuft nur bis zum Saisonende.
Doch Felhi sagt: „Ich möchte nicht nach Tunesien zurückkehren. Ich möchte gerne hier in München bleiben.“ Das Problem: Selbst wenn die Löwen den Verteidiger behalten wollen, können sie ihn womöglich kaum bezahlen. Denn Felhis tunesischer Klub soll eine stattliche Ablösesumme verlangen – bis zu 700000 Euro.
Felhi sagt: „Jeder dachte, dass wir in der nächsten Saison in der Ersten Liga spielen und dass man dann die Ablöse bezahlen kann.“ Doch der Aufstieg ist für den derzeitigen Zweitliga-Siebten längst in aussichtslose Ferne gerückt.
Also keine Chance auf einen Verbleib in München? Felhi gibt sich nicht geschlagen. Er hat nach einem Gespräch mit seinem Berater folgende Idee: „Ich denke, dass es eine gute Lösung ist, wenn ich die Ablöse selbst zahle.“ Er würde sich freikaufen – um Löwe bleiben zu können.
Innerhalb der nächsten zwei Wochen will er eine Entscheidung herbeiführen, „ich möchte natürlich auch für meine Zukunft planen.“ Die Unklarheit belaste ihn, sagt er.
Felhi plant als 1860-Profi. „Ich möchte in der Bundesliga spielen, doch ich lerne auch viel in der 2. Liga.“ Im Nachhinein tut es ihm leid, am Afrika-Cup im Januar in Angola teilgenommen zu haben: „Es war eine sehr schlechte Entscheidung, nach Afrika zu reisen.“ Tunesien schied nach der Vorrunde aus, Felhi blieb im Turnier ohne einen einzigen Einsatz, obwohl ihm Trainer Faouzi Benzarti zuvor einen Stammplatz in Aussicht gestellt haben soll.
So versäumte Felhi auch die Rückrunden-Vorbereitung bei 1860. Inzwischen ist er in Form gekommen. „I want to stay here!“, sagt er. Zur Not sogar auf eigene Kosten.
Maximilian Wessing