1860-Fanrat ruft zum Protest gegen Bild-Aktion auf
München - Eigentlich sollten alle Vereine der ersten und zweiten Bundesliga am Wochenende mit dem Bild-Badge "Wir helfen" auf dem Ärmel auflaufen, um ein Zeichen für die Flüchtlinge zu setzen. Doch gegen die Kampagne regt sich bei immer mehr Vereinen Widerstand, weil der gute Zweck als reiner Marketing-Gag ausgenutzt wird.
Aus diesem Grund nehmen der FC St. Pauli und Union Berlin nicht an der Aktion teil. "Wir leisten ganz praktische und direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird", rechtfertigte Rettig, Manger von St. Pauli, die Entscheidung. Zuvor wurde FC St. Pauli vom verärgerten Bild-Chef Kai Diekmann wegen der Nicht-Teilnahme öffentlich attackiert und in die rechte Ecke gedrängt.
Darüber wird sich die @AfD_Bund freuen: Beim @fcstpauli sind #refugeesnotwelcome
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann)
16. September 2015
Auch beim SC Freiburg steht die Teilnahme noch auf der Kippe: "Wir wissen, dass die Bild-Zeitung nicht Unicef ist", erklärte SC-Sprecher Rudi Raschke auf einer Pressekonferenz. Die Entscheidung fällt den Breisgauern sehr schwer, weil die Flüchtlingshilfe in höchstem Maße unterstützenswert ist, aber die Glaubwürdigkeit der Aktion angezweifelt wird.
Auch beim TSV 1860 wird diskutiert. In einem offenen Brief wettert der Fanrat gegen die Kampagne.
Hier die offizielle Stellungnahme des Fanrats:
Servus Löwenfans,
wir möchten gar nicht viele Worte verlieren, warum es pure Heuchelei ist, dass sich gerade die BILD-Zeitung des Springer-Konzerns an die Spitze einer Pro-Flüchtlingskampagne setzt.
Einer Zeitung, die das ganze Jahr gegen Fans, Flüchtlinge oder sonstige unliebsame Personengruppen hetzt, bei der eigenen Imagekampagne behilflich zu sein, kann weder im Interesse der Liga noch im Interesse unseres Vereins sein. Allein die arrogante Reaktion eines BILD-Redakteurs auf die Entscheidung des FC St. Pauli, nicht mit dem Logo aufzulaufen, zeigt, wie es um das Selbstverständnis dieses Blattes bestellt ist.
Wenn man es ernst meint mit der Flüchtlingshilfe, dann druckt man sich keine Abzeichen auf den Ärmel, sondern nimmt es selbst in die Hand und wird aktiv. Wie es richtig geht, zeigen einige unserer Fans, welche Geflohenen mit einem selbst gekauften und weitergegebenem Löwenticket einen schönen und sorgenfreien Nachmittag bieten wollen.
Wir empfehlen daher unserem Verein, es den Vorreitern vom FC St. Pauli und vom 1. FC Union Berlin gleich zu tun und nicht mit dem Kampagnenlogo der BILD aufzulaufen.
Weiß-blaue Löwengrüße,
Euer Fanrat