1860-Fanfest: Sticheleien gegen den FC Bayern und Jacobaccis flammender Appell

München - Heimlich, still und leise zogen sie kurz vor der sehnlich erwarteten Mannschaftspräsentation ihre neuen weiß-blauen Heimtrikots an. Drei Männer, die bisher noch nie für Sechzig auf dem Rasen gestanden waren.
Hatten die Giesinger am Ende doch noch ein Trio der so dringend benötigten Neuzugänge aus dem Hut gezaubert?

Stichlei gegen den FC Bayern: Hit von den Toten Hosen wird auf dem Fanfest gespielt
Nicht ganz, denn von seiner Figur her hätte nur einer die Status eines Fußballprofis: Um in diesen turbulenten Tagen Einigkeit zu demonstrieren, schlüpften Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris und Vizepräsident Hans Sitzberger ins neue Löwen-Leiberl.

Der TSV 1860 hatte sich mächtig was einfallen lassen zur feierlichen Eröffnung der Saison 2023/24. Drei stilecht gekleidete Bosse, zwei umjubelte Vertragsverlängerungen - und eine Hymne, die voller Verachtung für den ungeliebten Rivalen von der "Seitenstraße" nur so triefte. "Wir würden nie zum FC Bayern gehen!", grölten die freudetrunkenen Fans (und auch mancher Spieler) der Sechzger, als der Hit der "Toten Hosen" aus den Boxen dröhnte.
Verkündung auf dem Fanfest: Niklas Lang und Tim Kloss verlängern bei 1860
Als die Löwen nach ihrem Showtraining und dem offiziellen Teamfoto im neuen Dress nacheinander auf Kommando von Stadionsprecher Basti Schäch auf die Bühne marschierten, war der Jubel bei Niklas Lang und Tim Kloss besonders groß: Das Duo verlängerte - wie Schäch verriet und parallel verschickte Pressemitteilungen offenbarten - ihre Verträge bei den Blauen.
"Wer mich kennt, der weiß: Ich trage den Löwen in meinen Herzen", sagte Verteidiger Lang (21) über seine Verlängerung bis 2025 und schob zum Vergnügen der - geschätzt 1860 - anwesenden Anhänger einen kleinen Seitenhieb an den erfolgsverwöhnten Stadtrivalen hinterher: "Unsere Fans sind einmalig - in dieser Stadt sowieso!"

Gekonnt verwandelt von Lang, dem die Rolle neben Abwehrchef Jesper Verlaat sicher scheint. Junglöwe Kloss, (19) der - auch aufgrund der Sechser-Armut der Giesinger - seinen ersten Profivertrag unterschreiben durfte, meinte: "Es ist für mich eine unglaubliche Chance!"
Ein großer Pluspunkt ist die Flexibilität des Youngsters, der auch in der Abwehrkette eingesetzt werden kann.
Tim Rieder verpasst den Saisonauftakt gegen Mannheim
Bosse-Trio, Junglöwen-Duo - andere, externe Neuzugänge hatte 1860 an diesem Tage nicht zu bieten. Pardon, ein Spieler bezeichnete sich allerdings selbst als Neuer, wenngleich er es nicht ist: Tim Rieder. "Ich fühle mich fast wie ein neuer Spieler", sagte der Abräumer, der gleichzeitig eine ungute Nachricht für Sechzig bestätigen musste: "Es wird bei mir nicht reichen für den Saisonauftakt gegen Mannheim."
Bevor die Mannschaft um Torhüter Marco Hiller, der auf der Bühne als "Spieler des Jahres" ausgezeichnet wurde, die langen Schlangen an Autogrammjägern bediente, bekam Trainer Maurizio Jacobacci seinen Auftritt. Und wenn schon die hochkarätigen Neuzugänge fehlen und Sechzig den ersehnten Aufstiegskampf in dieser Saison maximal als Geheimfavorit angehen kann, braucht's eben einen Appell an den Zusammenhalt.
Noch kein Sportchef und weitere Neulöwen: 1860 erzeugt dennoch Aufbruchstiimung
"Eines ist mir sehr, sehr wichtig: Ihr habt meinen vollen Respekt für das, was ihr leistet und wie ihr hinter der Mannschaft steht", fing Jacobacci an und erntete den Applaus des weiß-blauen Fan-Meeres: "Mein Wunsch ist, dass wir eins werden: Es ist immer einfach, wenn alles gut läuft, da geht alles von alleine." Entscheidender aber sei: "Dass man spürt, dass man eins ist, wenn es nicht läuft!"
Schon erstaunlich, dass es die Sechzger sogar in dieser Spielzeit wieder schaffen, mit der ein oder anderen Parole und den beiden Verlängerern ein bisserl Aufbruchsstimmung zu erzeugen, obwohl weder ein Sportchef, noch weitere Neulöwen aufgeschlagen sind.