1860: "Einfach mal auf die Hütte knallen"

INGOLSTADT - Alexander Ludwig rettet dem TSV 1860 mit seinem Freistoß-Treffer in Ingolstadtein 1:1-Remis. Stürmer Lauth gibt danach zu: „Die bessere Mannschaft waren wir nicht“
Unten auf dem Rasen sprangen sie sich in die Arme und tätschelten sich erleichtert auf die Schultern, ein Meter weiter oben auf der Tribüne hüpfte Geschäftsführer Robert Schäfer auf und brüllte: „Ja, ja, jaaaaa“. In letzter Minute war dem TSV 1860 beim abstiegsbedrohten FC Ingolstadt der glückliche 1:1-Ausgleich gelungen, Alexander Ludwig hatte einen Freistoß aus 32 Metern mit voller Wucht auf Torwart Sascha Kirschstein gedroschen, doch der Keeper wuchtete den Ball mit seinen Fäusten ins eigene Tor. „Ich habe einfach draufgehalten. Zwei Minuten davor hatte ich einen Freistoß an die Latte gezirkelt. Danach habe ich mir gedacht, scheiß’ drauf, diesmal knallst du einfach auf die Hütte.“
Trotzdem, ein Punkt ist den Löwen in ihrer Situation eigentlich zu wenig, denn bis Winter hatte sich Trainer Maurer ja eigentlich 30 Zähler gewünscht – jetzt aber können es maximal noch 28 werden. „Wenn wir Paderborn nächsten Sonntag schlagen, dann wäre es eine gute Hinrunde. Dann wäre im neuen Jahr noch alles möglich“, sagte der 50-Jährige, dem es ganz und gar nicht gefiel, wie wenig seine Elf aus der vermeindlich spielerischen Überlegenheit gemacht hatte. Denn nur die jeweils ersten und letzten 15 Minuten waren ordentlich, doch der Rest? Maurer: „Da hat es nicht gestimmt. Keine Passgenauigkeit. Zu langsames Spiel in die Spitze.“ Folglich mussten die Sechzger, die durch einen fulminanten Knaller von Andreas Bucher (61.) in Rückstand gerieten, mit dem Remis zufrieden sein.
Dank Ludwig. Überhaupt hat es sich für Maurer ausgezahlt, dem spielstarken Thüringer seit dem zehnten Spieltag regelmäßig zu vertrauen. Denn mit seinen scharf getreteten Freistößen entfacht der 26-Jährige immer wieder Gefahr, und mit jetzt vier Toren ist er zusammen mit Djordje Rakic schon zweitbester Löwenschütze. Bei der Zahl wird es allerdings erst mal bleiben, denn nach seiner fünften Gelben Karte ist Ludwig im letzten Hinrundenspiel gesperrt. „Das ärgert mich, aber im Eifer des Gefechts kassiert man schon mal eine Karte“, meinte er später. Ähnliches sagte Kapitän Daniel Bierofka, allerdings über den Gegner: „Die Ingolstädter haben uns das Leben sehr schwer gewacht mit ihrer Aggressivität. Wir haben keine Mittel gefunden.“ Stürmer Benny Lauth offenbarte sogar: „Die bessere Mannschaft waren wir heute nicht.“
Gegen Paderborn sollten die Blauen dann allerdings doch noch mal die bessere Mannschaft sein, schließlich ist das finale Spiel in der Arena in diesem Jahr (vor drohender Minuskulisse) der Auftakt zu einer Serie von vier Heimspielen an den nächsten fünf Spieltagen. „Wenn wir nächste Woche nachlegen und gewinnen, dann ist alles gut“, meinte Ludiwg. Und wenn’s nicht klappt? Nein, mit solchen Gedanken beschäftigt er sich gar nicht erst. „Wird schon Männer“, sagte er vielmehr, „seid doch nicht immer so pessimistisch.“
Reinhard Franke, Marco Plein