1860, der wenig funkelnde Patient
Die Löwen präsentieren sich angeschlagen – nach dem 0:0 in Aalen ist der neue Trainer Friedhelm Funkel ist als Psychologe gefordert.
München - Nicht schon wieder! Daniel Bierofka bleibt der Pechvogel der Löwen. Am Freitag war der 34-Jährige verletzungsbedingt ausgewechselt worden. Zunächst mit der Vermutung, seine alte Verletzung – eine langwierige Sehnenreizung in der Fußsohle – sei wieder aufgebrochen. Dieser Verdacht hat sich nicht bestätigt. Dafür ergab die Kernspintomografie, dass Bierofka einen Sehnenriss an der Außenseite des rechten Fußes erlitten hat. Am Montag müssen weitere Untersuchungen zeigen, wie lange der Routinier ausfällt. Klar ist nur: Training ist erst einmal nicht drin.
Nun ist Bierofka längst nicht der einzige Patient bei den Löwen. Geht es nach Präsident Gerhard Mayrhofer, ist fast die gesamte Mannschaft vom „Schmidt-Virus“ (unter Funkel Vorgänger Alex Schmidt hatten sich die Löwen zuletzt verheerend präsentiert) befallen, sie leidet unter mangelndem Selbstvertrauen oder gar Lustlosigkeit („Der Einzige, der wollte, war der Benny Lauth“). Die Löwen, der wenig funkelnde Patient. „Wir haben viel Arbeit vor uns“, sagte Funkel. Bei Lauth, das hatte nicht nur Mayrhofer so gesehen, haben die ersten Maßnahmen von Funkel zur Wiederherstellung des alten Zustandes bereits gefruchtet. Zweikampfstark und beweglich präsentierte sich der Knipser.
Ein Zustand, der wahrlich nicht auf alle zutraf. Wie ein Fremdkörper wirkte beispielsweise Stephan Hain. Der Sturmpartner von Lauth schlich mit gesenktem Kopf über den Rasen und verlor den Ball – wenn er ihn denn mal hatte – umgehend an den Gegner. Warum Funkel den Zugang vom FC Augsburg nicht austauschen wollte, bleibt das Geheimnis des Trainers.
Dieser hatte auch gesehen, dass Yannick Stark im defensiven Mittelfeld weit entfernt war von der Form der ersten Spiele. Regelmäßig spielte er den Ball dem Gegner in die Füße oder ins Seitenaus. So auch in der 79. Minute, als Funkel kurz die Fassung verlor und wild gestikulierend vor der Trainerbank auf und ab hüpfte. Später sagte er: „Wir hatten viele unnötige Ballverluste.“ Ganz sicher hat er damit auch den Patienten Stark gemeint. Vorsicht, Ansteckungsgefahr!
Damit sich bis zum Spiel gegen Erzgebirge Aue am Samstag keine weiteren Krankheitserreger in die Mannschaft einschleichen, muss Funkel handeln. Und zwar schnell. Dabei wird er sich vor allem der Mittel bedienen, die er schon in der ersten Woche angewandt hat: Einzelgespräche und Torschuss-Training. Weil diese Maßnahmen aber nur bedingt funktioniert haben, ist Funkel nun mehr denn je als Psychologe gefordert. Es wird seine erste Bewährungsprobe.