1860: Der Johnson-Poker
Was wird aus dem Löwen-Talent? 1860 will Kasse machen, doch Wolfsburg lässt sich nicht drauf ein. Veh: „Wir bewegen uns keinen Zentimeter mehr.“Lienen: „Wir müssen nicht alles akzeptieren.“
MÜNCHEN Armin Veh ist ja ein heimatverbundener Mensch. Als gebürtiger Augsburger liest er selbst im fernen Wolfsburg täglich die AZ: Und der neue VfL-Teammanager musste schmunzeln, als er nun las, dass die Löwen Wolfsburgs Wunschspieler Fabian Johnson (Vertrag bis 2010) Druck machen. Ewald Lienen hatte gesagt: „Entweder wir geben ihn jetzt teuer ab – oder wir verlängern seinen Vertrag. Wenn ein Spieler und sein Berater meinen, dass man nach sieben Jahren Ausbildung ablösefrei gehen kann, wird er bei uns nie wieder spielen.“
Veh hält diese Vorgehensweise des TSV 1860 für realitätsfremd. „Wenn 1860 das in Zukunft so praktizieren will, werden irgendwann sehr viele Spieler auf der Tribüne sitzen“, sagte Veh am Montag der AZ. „Wenn 1860 so viel Geld hat, auf Ablösesummen zu verzichten, dann kann es ihnen offenbar nicht so schlecht gehen.“
Deswegen will Veh den öffentlichen Johnson-Poker mit dem chronisch klammen Zweitligisten auch nicht weiter mitmachen. „1860 kennt unser Angebot“, sagte Veh zur AZ, „wir werden keine Fabelsummen für einen Spieler zahlen, der U21-Nationalspieler ist und in der Zweiten Liga spielt.“
Angeblich ist der Meister bereit, Johnson für eine Million Euro aus dem laufenden Vertrag rauszukaufen. Die Löwen wollen mehr als das Doppelte. Veh räumt 1860 keine Chance ein, für den 21-Jährigen groß abzukassieren: „Es muss für beide Seiten ein gutes Geschäft sein. Wir haben einen fairen Preis genannt. Und das ist unser letztes Wort, wir bewegen uns keinen Zentimeter mehr. Wir zahlen keinen Cent über unser Angebot.“ Die Wolfsburger wollen den Poker nicht mehr lange mitmachen, seit Tagen haben sie von 1860 nichts mehr gehört. Nun sagt Veh: „Natürlich habe ich eine Deadline im Fall Johnson – jetzt ist 1860 am Zug.“
Lässt 1860 weiter Zeit verstreichen, will sich Wolfsburg anders orientieren. Doch die Löwen zeigen sich weiterhin alles andere als gesprächsbereit, sie pochen auf ihre jahrelange Ausbildung für Johnson. „Wir wollen keinen Konflikt“, sagt Ewald Lienen, „aber wir sind kein Karnevalsverein, der alles akzeptieren muss. Entweder kommt’s zum Transfer oder wir arbeiten weiter zusammen. Wenn wir alles akzeptieren würden, könnten wir den Laden zusperren.“
Geht es um die Ausbildung, ums Geld oder ums Prinzip? Und ist Löwen-Talent Johnson am Ende der große Verlierer? Oliver Griss
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