1860: Der die Löwen streichelt

Sportchef Stevic gibt im Kurz-Trainingslager im Tegernseer Tal den Psychologen - und Coach Wolf erlaubt seiner Krisentruppe sogar Bier.
von  Abendzeitung
Trainer Uwe Wolf gibt Kommandos, Manager Miki Stevic hört zu.
Trainer Uwe Wolf gibt Kommandos, Manager Miki Stevic hört zu. © sampics/augenklick

Sportchef Stevic gibt im Kurz-Trainingslager im Tegernseer Tal den Psychologen - und Coach Wolf erlaubt seiner Krisentruppe sogar Bier.

MIESBACH Es regnet. Der nahe Wendelstein ist durch die dichte Wolkendecke kaum zu sehen. Es ist nass, kalt, ungemütlich – und drinnen in der Vereinsgaststätte des ASV Miesbach schämt sich einer. Zumindest ein bisschen. „Ja, ich bin ein Roter“, sagt Franz Leitner, der Vereinswirt – und meint lachend: „Am liebsten bekämpfe ich die Löwen-Fans.“ Seit gestern jedoch ist das anders. Leitner ist auf Harmonie mit den Blauen aus, schließlich hat er auf dem Gelände des A-Klassisten den kriselnden Zweitligisten TSV 1860 zu Gast. Und so meint Leitner versöhnlich: „Wir wollen doch alle, dass die Blauen in der Liga bleiben.“

Genau deswegen haben die Löwen Giesing verlassen und sind ins 50 Kilometer entfernte Miesbach gereist. Dort, im Regen verhangenen Alpenvorland, bereiten sie sich auf das erste Abstiegsendspiel am Freitag gegen Hansa Rostock (18 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) vor. „Wir brauchen jetzt Männer“, fordert Trainer Uwe Wolf, „ich will jetzt eine Reaktion sehen, wer bereit ist.“ Bereit für den Abstiegskampf: 1860, seit sieben Spielen ohne Sieg, ist Tabellenelfter mit 36 Zählern – und immer noch gefährdet.

„Die letzten Ergebnisse erschweren unsere Planungen“, weiß Sportdirektor Miki Stevic, „wir müssen jetzt schauen, wie wir aus dieser Krise wieder rauskommen.“ Und zwar mit Lockerheit! Mit Spaß, Bier und guter Laune im Miesbacher Hotel „Bayerischer Hof“. „Wer ein Bier trinken will“, sagt Wolf, „der kann das gerne machen. Aber immer in der Gemeinschaft. Die Spieler wollen ja auch sehen, was der Trainer trinkt.“ Von anderen Spielchen hält Wolf (übrigens mit neuem Designer-Ehering) wenig: „Wir werden nicht über Glasscherben laufen, sondern über Rostock hinweggehen. Ich will, dass sich die Spieler so bei den Fans für die Derby-Pleite in Augsburg entschuldigen.“

Miki Stevic, der am Mittwoch anstatt im Anzug in ungewohnten Trainingsklamotten die Übungseinheit beobachtete, will zwischendurch die Rolle des internen Seelenklempners übernehmen. „Ich werde viele Einzelgespräche führen“; sagt er, „aber Draufhauen bringt jetzt nichts. Man muss die Spieler jetzt eher ein wenig streicheln.“ Die Löwen - für Miki ein Streichelzoo.

Einmischen in die Trainingsarbeit oder Aufstellung von Uwe Wolf, der zuletzt viele Beschwerde-E-Mails beantwortet hat, will er sich partout nicht. „Solange wir einen Trainer im Verein haben“, sagt Stevic, „wird nur er verantwortlich sein. Er bestimmt die Aufstellung und das Personal.“

Weil die Bender-Zwillinge wegen Knöchelblessuren derzeit angeschlagen sind und gestern im benachbarten Schliersee nur Aquajogging absolvierten, steht nicht nur Danny Schwarz (33) vor einem Comeback, sondern auch der 31-jährige Sascha Rösler. Denn Trainer Wolf meint: „Gerade die erfahrenen Spieler sind jetzt gefordert.“ Und nicht nur die.

Oliver Griss

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