1860: Der Ausverkauf geht weiter

Löwen-Sportdirektor bestätigt den Abschied des U20-Nationalspielers im Sommer: "Das Problem ist eine Klausel." Wer kriegt den Zuschlag: Bremen oder Leverkusen?
MÜNCHEN In der Montag-Ausgabe hatte es die AZ verkündet: „Werder will Lars Bender" - am Montagvormittag bestätigte 1860-Sportdirektor Miroslav Stevic nun das Interesse der Hanseaten und sagte auch, dass sich die Wege des U20-Nationalspielers und TSV 1860 im Sommer trennen werden. Ein Schock für die Löwen-Familie. Nach Timo Gebhart (für drei Millionen Euro nach Stuttgart) wäre Bender bereits das zweite Talent, das innerhalb einer Saison verkauft würde. Stevic rechtfertigt sich so: „Wir müssen auch an die Vereinsseite denken.“
In Benders Vertrag gibt es eine Klausel, derzufolge der 19-Jährige im Sommer 2010 für festgeschriebene zwei Millionen Euro gehen dürfte. 20 Prozent davon fließen dann sogar noch in die Tasche des Spielers. 1860 blieben also 1,6 Millionen Euro. Die Klausel hatte Stevic-Vorgänger Stefan Reuter im Herbst 2007 ausgehandelt, um den 2009 auslaufenden Vertrag um zwei Jahre zu verlängern. „Die Klausel ist für uns so, als wenn Lars’ Vertrag jetzt ausläuft“, sagte Stevic der AZ. „Bei mir wird es in Zukunft keine Klauseln mehr geben." Nun will Stevic versuchen, Lars Bender zum Höchstpreis im Sommer zu verkaufen: „Man muss nachdenken, was für den Verein das Beste ist. Entscheidend ist, wie man mit den Transfer-Erlösen danach umgeht." Leverkusen und Bremen werden die größten Chancen eingeräumt. Ein Not-Verkauf sei das aber nicht. „Wir könnten auch ohne einen Bender-Transfer überleben", sagt Stevic, „aber wir hätten dadurch einen größeren Spielraum." Um neue Stars zu holen. Stevic wird sich daran messen lassen müssen, ob es ihm gelingt, bessere Spieler als Bender zu finden.
Bender selbst ist vom Stevic-Vorstoß überrascht: „Mich wundert, dass Inhalte aus unseren Verträgen preisgegeben werden. Jetzt stehe ich im Schaufenster.“ Auch sein Berater Manfred Schulte ist irritiert: „Das ist eine völlig neue Situation für uns. Eigentlich wollte Lars auch nächste Saison bei 1860 spielen. Er hätte es sich gewünscht, dass er’s vom Sportdirektor erst persönlich erfährt.“ Stevic allerdings forciert eine Trennung der Bender-Zwillinge bei 1860: „Ich habe das Gefühl, dass der eine dem anderen im Weg steht. Für ihre Entwicklung ist es besser, wenn sich die beiden trennen. Und Sven werden wir auf gar keinen Fall verkaufen.“
Bender-Berater Schulte hält die Diskussion um die Zwillinge für überflüssig: „Lars hat bei 1860 einen Vertrag bis 2011 - bis jetzt ist es im deutschen Fußball zum Glück so, dass Verträge zählen. Und man braucht für einen Transfer immer noch drei Parteien. Die Spielerseite und zwei Vereine.“ Schulte sperrt sich, weil er den Zeitpunkt für verfrüht hält: „Ich habe schon viele Spieler gesehen, die zu früh zu einem großen Klub gewechselt sind.“ Stevic’ Gegen-Vorschlag: „Wir verlängern die Verträge der beiden sofort“, sagte er der AZ, „aber ohne Klausel“. Oliver Griss