1860: Der 30-Minuten-Kollaps von Berlin
1860 hält im Topspiel bei Hertha lange gut mit. Dann aber gibt’s drei Gegentore - Trainer Maurer jedoch kann mit der Pleite leben
BERLIN - Als die bittere halbe Stunde vorbei war, standen sie alle nebeneinander, pressten ihre Hände in die Hüften und starrten ungläubig durch das riesige Berliner Olympiastadion. Aus den Lautsprechern dröhnte Frank Zanders Hertha-Hymne „Nur nach Hause“ – für die Löwen war das kein schönes Motto. Nach ihrer 0:3-Klatsche in der Hauptstadt mussten sie bis am frühen Samstagmorgen im Bus heimkehren. „Da müssen wir halt jetzt durch“, sagte 1860-Trainer Reiner Maurer.
Seine Mannschaft hatte ja bis zu diesem neunten Spieltag kein einziges Mal verloren, dazu hatte sie als Tabellendritter nur drei Tore kassiert. Und auch in Berlin sah es lange gut aus für 1860. Bissig, engagiert, konzentriert, so wehrten sich die Sechzger; aber nur fast eine Stunde. „Dann haben wir zwei schnelle Tore kassiert, das war ausschlaggebend“, sagte Daniel Halfar. Innerhalb von zwei Minuten ließen sich die Sechzger zwei Mal überrumpeln (Ramos, Ben-Hatira), die Partie war entschieden. Später kassierte 1860 sogar das 0:3, Maurer sagte: „Wir waren leider diesmal nicht im Stande, unsere Leistung abzurufen. Wir haben aber auch bei der besten Mannschaft der Liga gespielt. Das muss man bedenken.“ Und Halfar fand: „Wir haben in der FPhase Fehler gemacht, die uns nicht passieren dürfen.“
1860 war drauf und dran, den starken Saisonstart zu krönen, vor der Pause vergaben Halfar mit einem Pfostenschuss und Benny Lauth, der alleine vor Hertha-Keeper Thomas Kraft auftauchte, sogar beste Chancen. „Die haben wir fahrlässig vergeben“, bemängelte Maurer. Was dann aus 1860-Sicht folgte, war der 30-Minuten-Kollaps von Berlin. Und das waren die bislang bittersten Minuten der Löwen-Saison.
Doch davon wollen sich die Sechzger nicht unterkriegen lassen. „Das Spiel hier wirft uns nicht um“, sagte Halfar und kündigte schon mal mutig an: „Dass wir irgendwann mal verlieren, dass war klar. Jetzt schauen wir nach vorne und dann geht es wieder von Null los.“ Wegen der Länderspielpause, von der nur Torwart Gabor Kiraly (Ungarn) und Rechtsverteidiger Grzegorz Wojtkowiak (Polen) betroffen sind, hat 1860 jetzt 17 Tage lang Pause – die Erholungsphase startet erst mal mit einem freien Wochenende. Trotz des Berlin-Kollaps. „Die Mannschaft hat sich das total verdient“, sagte Maurer, „wir haben jetzt in neun Spielen 16 Punkte und haben schon fünf sehr schwere Auswärtsspiele hinter uns. Wir können immer noch von einer guten Saison sprechen.“
Wenn es schlecht läuft für die Löwen, rutschen sie an diesem Spieltag bis auf Platz sechs ab. Doch, wie Maurer richtig erkannte, gegen viele der Topteams haben die Löwen schon gespielt. Eine baldige Rückkehr auf einen Aufstiegsplatz ist also denkbar. Und so fiel sein Fazit auch recht versöhnlich aus: „Lieber mal mit einer schlechten Leistung verlieren als mit einer guten.“ Darüber nämlich hätte sich Maurer viel mehr geärgert. Zumindest das bleibt ihm nun erspart.