1860: Chaos nach der Rettung! Ziffzer gefeuert!

Paukenschlag beim TSV 1860: Da schaffen die Löwen am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt, doch danach bricht das Chaos erst richtig aus: Hauptgeschäftsführer Ziffzer nennt seinen obersten Dienstherren, Löwen-Präsident von Linde, „eine Schande für 1860“ – und wird prompt vom Vereinsboss fristlos entlassen. Ob dies rechtswirksam ist, bleibt offen.
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Enge Vertraute: Ziffzer (r.) neben Reuter
sampics/Augenklick Enge Vertraute: Ziffzer (r.) neben Reuter

MÜNCHEN - Paukenschlag beim TSV 1860: Da schaffen die Löwen am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt, doch danach bricht das Chaos erst richtig aus: Hauptgeschäftsführer Ziffzer nennt seinen obersten Dienstherren, Löwen-Präsident von Linde, „eine Schande für 1860“ – und wird prompt vom Vereinsboss fristlos entlassen. Ob dies rechtswirksam ist, bleibt offen.

Natürlich hat Albrecht von Linde die denkwürdige Pressekonferenz, die Haupt-Geschäftsführer Stefan Ziffzer nach dem über weite Strecken blamablen 1:1 (das rettende Tor für die Löwen erzielte Berkant Göktan) gegen Osnabrück gab, oben im VIP-Raum der Allianz Arena auf dem Flatbildschirm verfolgt. Ziffzers öffentliche Wutrede auf den Löwen-Boss war ein folgenschwerer Affront gegenüber seinem Arbeitgeber: „Dieser Präsident ist eine Schande für 1860", sagte Ziffzer und legte gegen von Linde nach: „Der Fisch stinkt vom Kopf – und bei 1860 ist der Kopf der Präsident. Entweder gehe ich als Präsident voran und führe den Verein oder nicht – oder verstecke mich im Keller und lasse mich alle drei Tage mit einem Fanschal fotografieren. Wir brauchen dringend einen Präsidenten, auf den München stolz sein kann."

Und dies, so polterte Ziffzer, treffe auf von Linde nicht zu. Ziffzer weiter: „Wenn aber ich im Weg stehe, dann gehe ich gerne." Ob dies als indirektes Rücktrittsangebot zu verstehen war? Noch ehe diese Frage geklärt werden konnte, handelte von Linde: Als Ziffzer, von einigen Edelfans und Vips für seine Brandrede in der vierten Arena-Etage frenetisch gefeiert, am Büffet dem Präsidenten begegnete, handelte dieser. Es war genau 16.47 Uhr und der Klassenerhakt exakt eine Stunde geschafft, da sagte von Linde: „Herr Ziffzer, Sie sind fristlos entlassen."

"Ziffzer hat eine Grenze überschritten"

Dies ist wohl der Schlusspunkt einer monatelangen Auseinandersetzung zwischen von Linde und Ziffzer, die beide Seiten immer wieder in der Öffentlichkeit ausgetragen haben. Linde nannte der AZ am Sonntagabend die Gründe für die Ziffzer-Entlassung: „Man kann Konflikte austragen, aber von Angesicht zu Angesicht. Ziffzer hat nie gewusst, wer Koch und wer Kellner ist. So hat er jede Art der Spielregeln verletzt. Es gibt eine Grenze – und Ziffzer hat sie überschritten." Und Unternehmer von Linde ist sich auch sicher, dass er die Unterstützung seiner Präsidiumskollegen habe. „Ich habe den Rückhalt der Gremien", versicherte er.

Auslöser für Ziffzers Wut-Anfall war wohl, dass von Linde einen „kicker"-Bericht vom Donnerstag mit dem Titel „Reuter vor dem Ende?" nicht energisch widersprochen hatte. Ziffzer jedenfalls begann seinen Rundumschlag in der Pressekonferenz, nachdem er sich zuvor bei Sponsoren, Mannschaft und Fans bedankt hatte, mit diesen Worten: „Mein Dank gilt ausdrücklich nicht dem Präsidenten des e.V., der vier Tage vor einem so wichtigen Spiel meinen Kollegen Stefan Reuter in einem Fußball-Fachmagazin als Auslaufmodell darstellt. Es ist eine Unverschämtheit, wenn man einen Weltmeister so im Regen stehen lässt. Das zeugt von mangelndem Charakter und Rückgrat.“

Und auch ein Interview von Lindes in der AZ hatte Ziffzer nicht gefallen. Der Präsident wünschte sich darin mehr Engagement von Ziffzer bei der Geldbeschaffung, um 1860 aus der Finanz-Krise zu bringen. Der Ziffzer-Konter dazu: „Von Linde ist nur noch ein Drama."

Ganz normal zur Arbeit erscheinen

Und was macht Ziffzer nun? Der Finanz-Boss, der 2006 den Verein vor dem Konkurs gerettet hat, will am Dienstag trotz ausgesprochener Kündigung trotzdem in der 1860-Geschäftsstelle auftauchen und ganz normal seiner Arbeit nachgehen. Ziffzer sagte, er gehe davon aus, dass die mündliche Kündigung nicht rechtswirksam sei und erst dann in Kraft trete, wenn auch die beiden Vize-Präsidenten Franz Maget und Karsten Wettberg die Kündigung absegnen würden.

Laut von Linde kann sich der Geschäftsführer den Weg von Baldham an die Grünwalder Straße sparen: „Ziffzer ist gefeuert, wir wissen auch, wie es ohne ihn weitergeht. Wir werden uns personell neu orientieren." Dies könnte bedeuten, dass mit Ziffzer auch Manager Stefan Reuter gehen muss. Reuter hat sich zwar öffentlich nie gegen das Präsidium gestellt, gilt aber als enger Ziffzer-Vertrauter. Seine Personalpolitik ist auch im Löwen-Umfeld höchst umstritten. Fazit: Die Saison ist (fast) zu Ende, doch bei Sechzig geht das Theater jetzt erst richtig los.

Oliver Griss

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