1860: Bitter, kalt und leer
MÜNCHEN - Vor der Minuskulisse von nur 17 100 Zuschauern kommen die Löwen – trotz einer 3:1-Führung – nur zu einem Punkt daheim gegen Frankfurt. Torschütze Lauth nimmt das auf seine Kappe.
Es ging rauf und runter, es wurde gejubelt, geflucht, gefeiert und gelitten. Doch am Ende lagen die Löwen enttäuscht auf dem Rasen und stapften mit hängenden Köpfen vom Feld. Zwar ist der TSV 1860 nun schon seit zehn Spielen ungeschlagen, am Sonntagmittag aber hat er es verpasst, seinem Ziel ein Stück näher zu kommen. Bis zur Winterpause wollen die Sechzger ja zu den ersten fünf der Tabelle gehören, doch nach dem 3:3 (1:1) gegen den FSV Frankfurt, schon dem fünften Unentschieden in den letzten neun Spielen, treten sie weiter auf der Stelle.
„Wir hätten heute gewinnen müssen", sagte Stürmer Benny Lauth. „Es ist enttäuschend, weil wir es wieder verpasst haben, in der Tabelle den Anschluss zu schaffen." Die Löwen sind auf Platz acht gerutscht und haben, sollte Duisburg am Montag gegen Cottbus gewinnen, schon sieben Punkte Rückstand auf Rang drei. „Wir waren zu nachlässig, das Unentschieden ist völlig unnötig. Wir hätten gewinnen müssen", sagte 1860-Trainer Reiner Maurer. „Es ist bitter, dass wir mit einem Punkt leben müssen. Aber wir dürfen uns davon nicht zurückwerfen lassen."
Nur 17 100 Zuschauer, so wenig wie noch nie in dieser Saison, waren am Sonntag gekommen. Zwar werden sich die meisten über die nächsten leichtsinnig hergeschenkten Punkte der Löwen geärgert haben, immerhin aber bekamen sie ein kurzweiliges Spiel geboten. Vor allem in der zweiten Halbzeit, als die Sechzger nach zwei schnellen Toren von Stefan Bell (52.) und Benny Lauth (54.) und einer 3:1-Führung schon wie der sichere Sieger aussahen. Doch dann gaben sie das Spiel mit Fehlern aus der Hand: Sascha Mölders (58.) und Samil Cinaz (72.) trafen für die Hessen zum Ausgleich und sorgten damit für bittere Enttäuschung bei 1860.
Vor allem Lauth, der nach seinem siebten Saisontreffer zwei Riesenchancen ausließ, hätte das Spiel entscheiden können. „Es war heute entscheidend, dass ich die zwei Tore nicht gemacht habe. Das ist unerklärlich. Das darf mir einfach nicht passieren.“
Vor der Pause war es ein Spiel zum Wegschauen gewesen: Die Eiseskälte im leeren Stadion schien den Löwen jegliches Selbstvertrauen Serie entzogen zu haben. Und so passierte es, dass sie in Halbzeit eins im Grunde gar nichts zustande brachten. Bei all den Fehlpässen und Missverständnissen dachte man, da spielt eine verunsicherte Mannschaft gegen den Abstieg.
Und so hatten die Sechzger auch mächtig Glück, dass sie nach dem 0:1 durch Mölders (24.), dem eine Kette an peinlichen Fehlern von Florin Lovin, Antonio Rukavina und Stefan Bell vorausgegangen war, mit einem Unentschieden in die Pause kamen; denn bei Alexander Ludwigs Ausgleichstreffer (30.) half der ansonsten überragende Gästekeeper Patric Klandt kräftig mit, indem er der Schuss des Löwen-Spielmachers vom Strafraumeck durch seine Handschuhe rutschen ließ.
Weil die Partie lange also nur wenig erwärmend war, beschäftigten sich die Löwen-Fans mal wieder mit ihrem Lieblingsthema, dem Arena-Frust: „Schäfer, Benders, Johnson, Träsch, Gebhardt, Mlapa, Leitner. Alle miassn's geh - mei is de Arena schee!", war auf einem Spruchband vor dem Spiel zu lesen. Und auch das zuletzt scharf diskutierte Banner "Raus aus der Arena", das Ex-Geschäftsführer Robert Niemann vor zwei Wochen hatte entfernen lassen wollen, hing ab der Pause wieder im Fanblock.
Marco Plein