1860: Auflösungs-Erscheinung in Giesing

Marco Kurz stand schon oft vor dem Rauswurf bei 1860. Nun aber wird es ernst für den Coach
von  Abendzeitung
Sucht er schon einen neuen Trainer für 1860? Miki Stevic.
Sucht er schon einen neuen Trainer für 1860? Miki Stevic. © Rauchensteiner / AK

Marco Kurz stand schon oft vor dem Rauswurf bei 1860. Nun aber wird es ernst für den Coach

MÜNCHEN Eigentlich wollte 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers am Montag in Düsseldorf bleiben, um am Rhein Karneval zu feiern. Doch seine Helau-Pläne warf er noch Sonntagnacht wieder um: „Ich habe nach dem 1:4 in Duisburg einen Brechreiz bekommen und bin mit dem ersten Flieger am Montag zurück nach München.“

Um mit Sportdirektor Miroslav Stevic gemeinsam die Löwen-Krise aufzuarbeiten, 1860 ist nach dem Debakel im Westen auf Platz 12 der Zweiten Liga abgerutscht, der Verein befindet sich in Abstiegsgefahr. Im Hauptfokus der Kritik: Erfolglos-Coach Marco Kurz (39). „Wir müssen überlegen“, sagte Stevic, „was das beste für den Verein ist. Ich muss Entscheidungen treffen, um gegenzusteuern.“ Und Vize-Präsident Franz Maget verschärft den Druck. „Es gibt Gesprächsbedarf – wieder mal. Bei 1860 hört das nie auf“, sagte der SPD-Politiker genervt der AZ. „Das 1:4 in Duisburg war besorgniserregend. Was Positives habe ich am Fernseher nicht mehr gesehen. Jetzt ist der Sportdirektor gefordert: Stevic muss jetzt einen Vorschlag machen, wie es weitergeht.“ Fliegt Kurz (Vertrag bis zum 30. Juni 2010) bei 1860 nun wegen chronischer Erfolglosigkeit raus?

Bis zum späten Montag Nachmittag konnte sich der TSV 1860 noch nicht zu einem sofortigen Trainer-Wechsel durchringen. „Wir müssen den sportlichen Misserfolg erstmal verarbeiten“, sagte Stoffers der AZ, „ich habe keine Lust hier wild rumzuholzen, sondern die Frage nach der Zukunft muss sehr wohl bedacht sein.“

Eine Zukunft wohl eher ohne Kurz, aber mit welchem neuen Trainer? Ewald Lienen (arbeitslos), Ryszard Komornicki (FC Aarau), Armin Veh und Klaus Toppmöller (beide arbeitslos) werden im 1860-Umfeld immer wieder als Kandidaten genannt. Oder schwebt den Löwen wieder eine internes, weil billiges Modell - vielleicht mit Uwe Wolf als Übergangstrainer - vor?

Was alle im Verein besorgt: Kann sich 1860 einen neuen Trainer überhaupt leisten? Stoffers zur AZ: „Auf der einen Seite muss man Geld ausgeben und auf der anderen Seite an den Umsatz bzw. den Verkauf von Tickets denken.“ Ob Stoffers als Verkäufer denkt, dass ein Festhalten an Kurz sich negativ auf den Karten-Umsatz im Heimspiel gegen St. Pauli (Sonntag, 14 Uhr, AZ-Liveticker) auszahlen könnte?

Gefühlt Marco Kurz stand schon oft vor dem Rauswurf, diesmal aber wird es ernst. Er ist wohl nur noch eine Auflösungs-Erscheinung bei 1860. Er darf zwar am Dienstag (15 Uhr) noch das Training leiten – damit Stevic und Stoffers bei der Trainersuche Zeit gewinnen. Zumal es derzeit in der 1860-Geschäftsstelle so aussieht, dass neben Sportdirektor Stevic auch Jugend-Chef Ernst Tanner ein gewichtiges Wort bei Personal-Entscheidungen mitzureden hat. Tanner stellte auch den Kontakt zu dem Polen Komornicki her, der den FC Aarau in der Schweiz trainiert.

Kommt’s in der Trainer-Frage zum Kompetenzgerangel zwischen Tanner und Stevic? Den Vize-Präsidenten Maget stört Tanners Einflussnahme offenbar nicht. „Ich gehe davon aus“, sagte der SPD-Politiker der AZ, „dass Tanner beauftragt war. Er ist ein äußerst geschätzter Fußball-Experte bei uns.“ Aber von wem bekam Tanner den Auftrag, Gespräche mit Trainern zu führen? Von Präsident Rainer Beeck – oder Vize Michael Hasenstab? Von Stevic wohl kaum. Übrigens: Komornicki verlor am Sonntag mit dem FC Aarau 0:4 gegen Young Boys Bern. Oliver Griss

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