0:0 gegen Dynamo Dresden: Dem TSV 1860 gelingt der Befreiungsschlag light

Chefcoach Jacobacci verschafft sich und dem TSV 1860 durch ein achtbares 0:0 gegen Spitzenreiter Dynamo Dresden ein Erfolgserlebnis, Kritik aus der Westkurve gibt's trotzdem für ihn: "...ist der Trainer fehl am Platz".
von  Matthias Eicher
Wie ein Team aufgetreten und Dresden ins Wanken gebracht, aber nicht umgestoßen: die Löwen um Kapitän Verlaat (3.v.l.).  Foto: imago
Wie ein Team aufgetreten und Dresden ins Wanken gebracht, aber nicht umgestoßen: die Löwen um Kapitän Verlaat (3.v.l.). Foto: imago © imago

München - Gott ist groß, Gott ist mächtig, Gott ist Fan von München Sechzig!" Prächtig, was sich die Löwenfans in der Westkurve für das Traditionsduell gegen Tabellenführer Dynamo Dresden ausgedacht hatten: Ins weiß-blaue Fahnenmeer getaucht hatten die Anhänger den grün-goldenen (Fußball-)Gott der Sechzger, flankiert von zwei Engerl. Ob der himmlische Beistand gegen das schier übermächtige Dresden Hilfe leisten sollte?

"Haben fantastisch verteidigt": Maurizio Jacobacci lobt seine TSV-1860-Kicker

Das 0:0 des TSV 1860 gegen Dynamo Dresden, eine stimmungsvolle und spannende Nullnummer, kann im so turbulenten Sechzger-Kosmos durchaus als Erfolg gewertet werden. Nicht wenige hatten eine deftige Klatsche für die Blauen, die unter der Woche noch mit 0:1 in Ulm verloren hatten, erwartet.

"Wir haben fantastisch verteidigt, gegen den Ball enorm viel Arbeit geleistet und den Gegner weg von unserem Tor gehalten", lobte Cheftrainer Maurizio Jacobacci und schob ein Kompliment an den Gegner hinterher: "Sie sind auf einem sehr guten Weg und von daher auch verdient an erster Stelle in dieser Liga."

Hinten top, vorne dürftig: Der TSV 1860 hadert mit dem "letzten Pass"

"Klar hätten wir uns einen Sieg gewünscht, aber wir können zufrieden sein, wie dieses Spiel gelaufen ist", urteilte der 1860-Verteidiger und Ex-Dresdner Leroy Kwadwo. Der 27-jährige, alles wegverteidigende Neulöwe darf sich auf die Fahne schreiben, durch seine souveräne, kampfstarke Leistung Sechzigs Mann des Spiels geworden zu sein: "Wir sind sehr solide gestanden und mit ein bisschen Glück können wir auch das ein oder andere Tor machen."

Und was sagt die Offensivabteilung dazu? "Wir hatten schon ein, zwei Möglichkeiten, aber dann fehlte der letzte Pass oder der Mann stand nicht in der richtigen Position", sagte der wiedergenesene Morris Schröter und dürfte damit in erster Linie Torjäger Joel Zwarts gemeint haben, der zwei dicke Chancen vergab (54., 64.).

Löwen-Fans schießen gegen ihren Trainer, Jacobacci nimmt es "zur Kenntnis"

"Normalerweise haut er die Dinger rein", meinte Jacobacci. Die Giesinger, sie waren gegen Dynamo und deren ebenfalls lautstarke Fans nicht kleinzukriegen, sie waren näher dran am Sieg. Der Sturz des Spitzenreiters war in Reichweite, doch unter dem Strich stand Sechzigs erstes Remis. Für Jacobacci, der seiner Mannschaft nach der trostlosen Ulm-Pleite sichtlich wieder Selbstvertrauen und eine ordentliche Prise Motivation eingeimpft hatte, sollte es dennoch Anpfiff geben, aus der Kurve.

"Wenn das Feuerwerk nur auf den Rängen kracht, ist der Trainer fehl am Platz", stand auf einem Spruchband in der Westkurve. Eine Anspielung auf seine Pyro-Kritik in Ulm, die er allerdings inzwischen etwas schlüssiger eingeordnet hatte. Nach Schlusspfiff damit konfrontiert, sagte der TSV-Trainer er habe es "zur Kenntnis genommen", wolle sich aber "auf das Wesentliche konzentrieren."

Löwen-Fans mit einem Plakat gegen Maurizio Jacobacci im Heimspiel gegen Dynamo Dresden.
Löwen-Fans mit einem Plakat gegen Maurizio Jacobacci im Heimspiel gegen Dynamo Dresden. © IMAGO / foto2press

Für den zuletzt gescholtenen Trainer selbst war der (Punkt-)Sieg gegen Dresden ein Erfolg. Mancher Löwe haderte freilich auch damit, den Tabellenführer nicht in die Knie gezwungen zu haben. Wie gut Sechzig denn nun nach zehn Spieltagen ist? Kurioserweise liegt man in der Tabelle vier Punkte hinter Relegationsrang drei, aber auch nur vier vor den Abstiegsplätzen.

Hängt also stark davon ab, ob nach Sechzigs Saison-Premiere (erstes Remis) die herbeigesehnten Siege (bisher vier) oder Pleiten (schon fünf) folgen. Schlusswort Schröter, ganz unabhängig von göttlicher Unterstützung: "Diesmal haben wir die Null gehalten, jetzt müssen wir vorne mal wieder einen über die Linie tippen!" 

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