TSV 1860: Rösler, der Knaller aus der Kur
Sascha Rösler, bei 1860 lange ein Problemfall, rettet mit einem sensationellen Freistoßtor das 3:3 gegen Rostock
MÜNCHEN Plötzlich kann sich der Mann, der beim TSV 1860 so lange als Problemfall gegolten hat, kaum mehr retten vor den vielen Gratulanten. Es ist die dritte Minute der Nachspielzeit, als Sascha Rösler mit einem Mal so etwas ist wie ein Löwen-Held. Mit einem fulminanten Freistoßtor hat er ein 3:3 gegen Hansa Rostock gerettet. Und den Klub vor einer weiteren blamablen Niederlage im Kampf gegen den drohenden Abstieg aus der Zweiten Liga.
Also laufen ihm jetzt alle Kollegen und sogar Trainer Uwe Wolf zur Eckfahne nach. Dorthin ist Rösler (31) gerannt nach seiner Glanztat: Aus gut 20 Metern hat er den Ball mit links herrlich in den linken Torwinkel gehämmert. Es ist erst sein vierter Ballkontakt gewesen, fünf Minuten nach seiner Einwechslung.
„So ein Tor“, sagt Trainer Uwe Wolf, „das zählt wie ein Siegtor. Der Fußball-Gott ist wieder bei 1860.“ Verteidiger Torben Hoffmann meint: „Dass ausgerechnet Sascha das 3:3 macht – sensationell!“
Damit liegt er wohl richtig. Denn dieser Sascha Rösler hat es schwer, seit er wieder an der Grünwalder Straße spielt. Mit Übergewicht ist der frühere U21-Nationalspieler im Januar von Borussia Mönchengladbach gekommen. Als Hoffnungsträger, den einige bald als Fehleinkauf einschätzten. Denn Rösler konnte den Löwen zunächst nicht helfen, zu schlecht war seine konditionelle Verfassung. Statt zum Leistungsträger entwickelte sich Rösler zum Sorgenfall an der Grünwalder Straße. Und so schickte ihn der TSV 1860 vorletzte Woche sogar zu einer individuellen Fitnesskur an den Chiemsee. Seit ein paar Tagen ist er wieder im Mannschaftstraining.
Die seltene und seltsame Maßnahme mit der Kur hat sich jetzt ausgezahlt – mit einem sagenhaften Freistoß-Knaller. „Wir haben immer an Sascha geglaubt“, sagt Trainer Uwe Wolf. „Dieser Ausgleichstreffer freut mich für Sascha. Ich habe gewusst, wenn er den Ball richtig trifft, dass er dann drin ist. Sascha hat einfach einen tollen linken Fuß.“ Rösler selbst mag am Freitagabend in den Katakomben der Allianz Arena nicht über seine unerwarteten Glücksmomente sprechen. Er gibt keine Interviews. „Der Sascha will erst am Samstag reden“, lässt er Pressesprecher Robert Hettich ausrichten.
Dafür redet ein anderer Torschütze über Rösler: Benny Lauth, der das 2:2 erzielt hat, lobt: „Rösler schießt auch im Training solche Tore. Mich wundert das nicht, dass er den Ball so getroffen hat. Sascha ist für uns ein wichtiger Spieler. Ich hoffe, dass ihm dieses Tor Kraft gibt.“
Am besten nicht nur ihm. „Dieses 3:3 ist gut für unsere Moral“, sagt jedenfalls Torben Hoffmann. Das wäre wünschenswert im Abstiegskampf. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz (derzeit Koblenz) ist für den Tabellenelften auf drei Punkte zusammengeschmolzen. „Unser Vorteil ist“; sagt Hoffmann, einer der Besten am Freitag, „dass wir es selbst in der Hand haben.“
Aber die teilweise schlimme, nervöse Vorstellung gegen Rostock schürt Ängste. „Was wir fabriziert haben“, sagt der eingewechselte Danny Schwarz, „das muss schrecklich ausgesehen haben.“ Ist es Abstiegsangst, die die Löwen lähmt? „Wer in der Bundesliga oder Zweiten Liga spielt“, sagt Hoffmann, „der muss mit solchen Situationen umgehen können. Wer das nicht kann, der sollte den Finger heben. Wenn wir auf dem Relegationsplatz stehen würden, wäre das schlimmer.“
Und so gilt es, die letzten Punkte für die Rettung am Dienstag beim SV Wehen Wiesbaden zu holen (17.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de). Wehen steht als Absteiger fest. Trainer Wolf fordert: „Jetzt heißt es: Kräfte bündeln und den Kopf freikriegen!“ Oliver Griss