Trickerfinder Bernhard Kempa wird 95
Bernhard Kempa ist schon zu Lebzeiten eine Handball-Legende. Er begründete die Erfolge von Frisch Auf Göppingen, der nach ihm benannte Trick gehört zum Repertoire guter Mannschaften. Nun wird der Weltmeister in zwei Sportarten 95 Jahre alt.
Leipzig - Eine Karriere war ihm nicht genug. Mit 47 Jahren fing Bernhard Kempa noch einmal ganz von vorn an. "Monsieur Handball" verschrieb sich dem Tennis - und war damit so erfolgreich wie zuvor in seiner ersten Laufbahn. Mehr als ein Dutzend Jahre nach seinen zwei Weltmeister-Titeln im Feldhandball wurde er mit dem Filzball dreimal Champion bei den Senioren und krönte sich zum Zwei-Sportarten-Weltmeister. Berühmt aber ist der Göppinger allein durch den Handball geworden: Als Erfinder des nach ihm benannten Kempa-Tricks. An diesem Donnerstag (19. November) wird Bernhard Kempa 95 Jahre alt.
"Mit dem Kempa-Trick hat sich Bernhard Kempa unsterblich gemacht. Sein Name ist in unseren Hallen noch immer bekannt", sagte Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), und fügte an: "Der deutsche Handball verdankt dem Spieler und Trainer Bernhard Kempa unglaublich viel. Wir gratulieren zum 95. Geburtstag und wünschen vor allem Glück und Gesundheit."
Nach Auskunft seiner Familie vom Mittwoch geht es dem Jubilar nach einem neunwöchigen Krankenhausaufenthalt wieder besser; er befindet sich auf dem Weg der Genesung. Seinen Geburtstag wird er zusammen mit seiner Frau Marianne, mit der er im vorigen Jahr Diamanten-Hochzeit (60 Ehejahre) gefeiert hat, sowie im engsten Familien- und Freundeskreis in seinem Haus in Bad Boll begehen.
Und wie war das nun eigentlich mit dem Trick? Bernhard Kempa war Spielertrainer bei Frisch Auf Göppingen und hatte eine Idee. "Ein Anspieler hebt den Ball über die Abwehr, sein Mitspieler springt möglichst hoch in den Wurfkreis, fängt den Ball noch im Flug mit einer oder zwei Händen und wirft ein Tor", notierte er während eines Trainings. Weil die ganze Aktion in der Luft passierte, war der Kempa-Trick auch als "Flieger" bekannt.
Premiere feierte der handballerische Geniestreich am 24. März 1954 bei einem inoffiziellen Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden in der Karlsruher Schwarzwaldhalle. "Ich bin natürlich froh, dass ich das war, der den Trick erfunden hat", erzählte er 2010 im Interview des "Handball-Magazins". Und in seiner Autobiografie "Ball ist Trumpf" schrieb er: "Wir haben bei Frisch Auf in Göppingen im Training immer viel ausprobiert. Mal dies, mal das. Auch das Training sollte Spaß machen. Und bei solchen spaßigen Übungen erfand ich den Trick." Noch heute klatschen und jubeln die Zuschauer, wenn die Mannschaften Tore per Kempa-Trick erzielen.
Geboren wurde Bernhard Kempa am 19. November 1920 im oberschlesischen Oppeln. Dort begann er mit 14 Jahren seine Handball-Karriere und spielte nach dem Krieg zunächst beim TSV 1860 München, wo er fast von den Fußballern abgeworben worden wäre. "Die Fußballer bekamen zum Training eine Vesper: eine Maß Bier und ein Stück Leberkäse. Das hat mir gefallen, und da habe ich ein paar Mal mittrainiert", berichtete Kempa. Doch vor seinem ersten geplanten Spiel gegen den 1. FC Nürnberg kehrte er den Kickern den Rücken und wandte sich wieder dem Handball zu.
Durch einen Zufall landete der Jubilar dann in Göppingen und spielte von 1947 bis 1961 ununterbrochen für Frisch Auf. Mit ihm und durch ihn stieg der Verein zum Nonplusultra im deutschen Handball auf. Kempa gewann mit Frisch Auf Göppingen als Spieler vier Meister-Titel (je zwei Feld und Halle) sowie als Trainer fünf Hallen-Meisterschaften und 1960 den Europapokal der Landesmeister. In seiner Ära wurde der Begriff von den "Kempa-Buben" geprägt. Zudem absolvierte er 31 Länderspiele und wurde 1952 und 1955 Weltmeister im Feldhandball.
"Bernhard Kempa hätte Welthandballer und Welttrainer sein müssen, aber diese Auszeichnungen sind erst weit nach seiner aktiven Zeit geschaffen worden. Er ist ein Idol für Generationen", würdigte DHB-Leistungssportchef Bob Hanning den Jubilar. Ehrungen wurden ihm dennoch zahlreich zuteil: Er bekam das Bundesverdienstkreuz, die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, zweimal das Silberne Lorbeerblatt und wurde 2011 in die "Hall of Fame" des deutschen Sport aufgenommen. Und nicht zuletzt trägt die Handball-Kollektion eines Sportartikel-Herstellers (Uhlsport) seinen Namen. In den Trikots mit dem Namen Kempa wurde Deutschland 2007 Weltmeister. Seit 2012 werden die Nationalspieler wieder vom diesem Ausrüster ausgestattet.
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