Traumfinale Haas gegen Djokovic in Halle
Halle (dpa) - Thomas Haas erlebt eindrucksvoll seinen zweiten Frühling. Beim Rasen-Tennisturnier im westfälischen Halle machte der 31-Jährige mit einem Arbeitssieg gegen den Augsburger Philipp Kohlschreiber seinen ersten ATP-Finaleinzug seit mehr als zwei Jahren perfekt.
Der in Florida lebende Hamburger bezwang Deutschlands aktuelle Nummer eins und Vorjahresfinalisten mit 2:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:3). Zuletzt hatte Haas im Februar 2007 bei seinem Sieg in Memphis auf Hardcourt in einem Endspiel gestanden. In seinem ersten Finale überhaupt auf Rasen trifft er nun auf den Weltranglisten-Vierten Novak Djokovic aus Serbien. «Hauptsache ein Endspiel, ob auf Rasen oder Kuhscheiße, ist mir egal», scherzte Haas.
Djokovic behauptete sich in der Vorschlussrunde gegen den stark aufspielenden belgischen Qualifikanten Olivier Rochus 7:6 (9:7), 6:4. Nachdem Haas in bisher zwei Duellen mit dem Australian-Open-Champion von 2008 jeweils den Kürzeren zog, sieht er sich in der Außenseiterrolle. «Novak ist der Favorit, ganz klar». Für Haas spricht, dass er in seinen letzten sechs Finals immer als Sieger vom Platz ging.
Erst einmal Freude er sich über den Einzug ins Endspiel. «Das sind Momente, die man genießen muss, jetzt mit 31, und dann auch noch zu Hause in Deutschland ein Finale zu erreichen», sagte der sichtlich gelöste Weltranglisten-41. Haas könnte der vierte Deutsche Sieger der mit 750 000 Euro dotierten Gerry Weber Open nach Michael Stich (1994), Nicolas Kiefer (1999) und David Prinosil (2000) werden. Haas spielt seit den French Open, bei denen er gegen den späteren Sieger Roger Federer nur knapp in fünf Sätzen scheiterte, endlich mal wieder ohne Probleme an seiner bereits dreimal operierten Schulter.
Haas nahm im Prestige-Duell gegen Kohlschreiber erfolgreich Revanche für das erste Aufeinandertreffen der beiden im Achtelfinale von Halle im vergangenen Jahr. Damals hatte sich Kohlschreiber mit 7:6 im dritten Satz durchgesetzt. Kurioserweise hatte da Haas eine 4:1-Führung im dritten Durchgang noch aus der Hand gegeben, diesmal lag Kohlschreiber im Abschlusssatz 4:1 und 5:2 in Front. «Ich habe mich an das letzte Jahr erinnert und gedacht, hey, wieso sollst du nicht in diesem Jahr den Spieß noch einmal umdrehen», sagte Haas. «Als ich dann im Tiebreak tatsächlich Matchbälle hatte, habe ich dann aber schon etwas innerlich gelacht, dass das geklappt hat.» Nach 2:12 Stunden verwandelte er seinen dritten Matchball mit einem Ass.
Kohlschreiber war nur frustriert: «Ich habe bei 5:2 Spannung gespürt, bin nervös geworden und hab das Spiel dann leider vergeigt», sagte der Weltranglisten-24. Er sei sehr enttäuscht, verstehe die nächsten Stunden erst einmal keinen Spaß mehr, und wolle die Woche nun mit Golf spielen ausklingen lassen. In der kommenden Woche bestreitet der 25-jährige Bayer als Vorbereitung für Wimbledon ein Rasen-Einladungsturnier in London. Haas sagte seine Teilnahme bei der Veranstaltung im englischen Eastbourne ab und wird vor dem dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres trainieren.