Träumen offiziell erlaubt

MÜNCHEN - Aktuell Platz eins in der Konstrukteurswertung der Formel 1, dazu Rang zwei für Nick Heidfeld – nun ist Schluss mit der Bescheidenheit im Hause BMW. Wie sie in Barcelona erstmals siegen wollen.
„Wir sind jetzt ein Topteam", bekräftigte nun Sportchef Mario Theissen. Doch zufrieden ist er damit allein nicht. Denn trotz der Topresultate – zwei zweite Plätze – sieht Theissen die Vorgabe von BMW-Entwicklungsboss Klaus Draeger („Wir müssen nicht immer siegen, aber wir müssen siegfähig sein") noch nicht erfüllt.
Was dem Team seit 2006 tatsächlich fehlt, ist der erste Sieg. Doch Theissen ist vor dem Rennen in zehn Tagen in Barcelona zuversichtlich. „Der erste Grand-Prix-Sieg ist unser Ziel, er scheint nicht mehr weit weg zu sein“, sagte er.
Druck auf Ferrari soll erhöht werden
McLaren-Mercedes haben die Münchner ohnehin schon überflügelt – und der Druck auf Ferrari soll nun erhöht werden. „Wir wollen bis dahin mit dem Auto ein paar Zehntelsekunden schneller werden", forderte der 55-Jährige. Wohlwissend, dass der BMW-Sauber F1.08 beim nächsten Rennen durch Modifikationen an den Leitwerken einen Zeitsprung von mindestens drei Zehnteln hinlegen wird. Dabei funktioniert das weiß-blaueWunder auf Kursen mit schnellen Kurven – wie jenem in Spanien – ohnehin schon besser als die gegnerischen Topmodelle.
„Mehr Topspeed"
Über das exakte technische Vorgehen gab es teamintern zuvor einen offenen Zwist: Pilot Heidfeld forderte „mehr Topspeed", Technikchef Willy Rampf hingegen kündigte trotzig Verbesserungen beim Handling an. Theissen klärt auf: „Wir haben mit der Philosophie, verstärkt auf Abtrieb zu setzen mit dem Auto einen guten Weg beschritten. Und der wird fortgesetzt." Soll heissen: Auf die höhere Endgeschwindigkeit muss Heidfeld warten. Siegen soll er aber offenbar dennoch. Denn nach einem möglichen WM-Titel gefragt, meinte Theissen: „Ich will keinen unnötigen Druck auf unser Team erzeugen."
Und wenn das Team bei Saisonmitte immer noch vorne liegt? „Dann würden wir uns natürlich dieser Lage stellen.“ Es darf nun also offiziell geträumt werden.
Peter Hesseler