Tränen auf dem Marienplatz

Ottmar Hitzfeld nimmt am Samstag Abschied von der Bundesliga, Abschied von München. Über Klinsis Reformen sagt Bayerns erfolgreichster Coach: „Wir haben auch schon sehr modern trainiert“.
von  Abendzeitung
„So entspannt habe ich den Ottmar noch nie gesehen“: Hitzfeld, ganz locker, vor der Meisterfeier am Sonntag beim Käfer.
„So entspannt habe ich den Ottmar noch nie gesehen“: Hitzfeld, ganz locker, vor der Meisterfeier am Sonntag beim Käfer. © Ronald Zimmermann

MÜNCHEN - Ottmar Hitzfeld nimmt am Samstag Abschied von der Bundesliga, Abschied von München. Über Klinsis Reformen sagt Bayerns erfolgreichster Coach: „Wir haben auch schon sehr modern trainiert“.

Da war dann selbst Mathematiker Ottmar Hitzfeld überfordert. Die wievielte Presserunde er absolvierte in seinen insgesamt siebeneinhalb Jahren als Bayern-Trainer? „Keine Ahnung“, sagte der 59-Jährige und lachte. „Es waren zigtausende, das gehört zum Job, und ich habe das immer genutzt, um die eigene Arbeit zu hinterfragen.“

Am Donnerstag, zwei Tage vor dem Saisonfinale gegen Hertha BSC war der letzte Medien-Talk. Am Samstag verabschiedet sich der Erfolgs-Coach, der zehn Titel (Weltpokal, Champions League, Deutsche Meisterschaften und Pokalsiege) geholt hat mit Bayern, dann von den Bayern-Fans. Diesem Tag blickt Hitzfeld, der beim ersten Adieu 2004 etliche Tränen verdrückte, als er von der Fankurve gefeiert wurde, mit gemischten Gefühlen entgegen.

"Das werden bewegende Momente für mich"

„Ich bin unberechenbar“, sagt Hitzfeld, „da muss ich mich schon zusammenreißen, dass nicht die Tränen kommen, denn ich bin sehr sensibilisiert für so etwas. Das letzte Spiel, die Feier im Stadion, dann noch mal auf den Marienplatz, das werden bewegende Momente für mich.“

Die es zuhauf gab bei seinen beiden Bayern-Engagements. Der größte Kick der positiven Art? „Der Schuss von Patrik Andersen, der uns 2001 in Hamburg in der Nachspielzeit noch die Meisterschaft beschert hat“, sagt er spontan. Weil dieser Titel damals den Weg zum Champions-League-Triumph geebnet hat. „Wären wir damals nicht Meister geworden, hätte man uns als Deppen hingestellt. Doch mit dieser Last-Minute-Meisterschaft konnten wir so viel Energie tanken, dass wir auch Valencia noch im Elfmeterschießen besiegten. Da waren höhere Mächte im Spiel.“

"Zum richtigen Zeitpunkt Schluss machen"

Ganz irdisch profan war seine Entlassung im Frühsommer 2004. „Damals war ich ausgebrannt“, erinnert sich Hitzfeld. „Aber ich habe daraus gelernt.“ Zum richtigen Zeitpunkt Schluss zu machen nämlich. „Ich habe jetzt mit dem Double einen super Abschied. Hätte ich weitergemacht und es läuft nicht, dann wird man doch noch entlassen, kann nichts mehr reparieren.“

Deshalb ist Hitzfeld nun froh, „dass die Vernunft gesiegt hat, dass ich im Dezember den Mut hatte, Nein zu sagen.“ Als Chefcoach der Schweiz („eine Herzensangelegenheit“) erwartet er sich „mehr Lebensqualität“. Denn: „Da habe ich im Jahr nur noch 15 statt 60 Pflichtspiele. Ich werde im nächsten Jahr 60, da muss man sich die Kraft einteilen.“ Deshalb schließt er ein zweites Comeback bei Bayern, ja in der ganzen Bundesliga aus. „Ich hoffe nicht, dass ich so unvernünftig bin.“

Franz Meier

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