Tour: In Spanien schlafen Doping-Sünder ruhiger

Ein "Königliches Dekret" verbietet Kontrollen zwischen 23 und 8 Uhr. Für den spanischen Sportminister sind die Bestimmungen "vorbildlich".
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Einen Dopingfall hat es bei der Tour noch nicht gegeben, dass aber allen Fahrer sauber sind, darf bezweifelt werden.
AP Einen Dopingfall hat es bei der Tour noch nicht gegeben, dass aber allen Fahrer sauber sind, darf bezweifelt werden.

BARCELONA - Ein "Königliches Dekret" verbietet Kontrollen zwischen 23 und 8 Uhr. Für den spanischen Sportminister sind die Bestimmungen "vorbildlich".

Die Tour de France macht einen Abstecher nach Spanien, und die Nachtruhe ist gesichert. Mit dem Grenzübertritt zur iberischen Halbinsel trat eine gravierende Änderung im Anti-Doping-Kampf in Kraft, denn in Spanien schlafen die Dopingsünder deutlich ruhiger. Ein im April verabschiedetes „Königliches Dekret“ untersagt Dopingkontrollen zwischen 23 und 8 Uhr.

Ausgerechnet Spanien. Wo der Skandal um den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes einst die Radsport-Welt in ihren Grundfesten erschütterte, wird der Kampf gegen die Betrüger nur halbherzig geführt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) fordert, dass Sportler 24 Stunden am Tag für Kontrollen zur Verfügung stehen müssen, und droht mit Auswirkungen auf die Bewerbung Madrids um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2016.

Seit Jahren hat Spanien im Anti-Doping-Kampf einen sehr zweifelhaften Ruf. Nicht zuletzt Kronzeuge Jörg Jaksche hatte in seinem Geständnis 2007 von den geradezu paradiesischen Verhältnissen für Betrüger berichtet, und Gerard Guillaume, Arzt des Radteams Francaise des Jeux, bezeichnete Spanien gar als `die Drehscheibe des europäischen Dopings – in jeder Sportart".

Den spanischen Sportminister Jaime Lissavetzky interessiert das alles herzlich wenig. Der Politiker preist vielmehr die nationalen Anti-Doping-Bestimmungen als „vorbildlich“ an und sonnt sich in den Erfolgen der heimischen Sportler. Die spanischen Fußballer sind Europameister, der FC Barcelona Champions-League-Sieger, Rafael Nadal grüßte monatelang von der Spitze der Tennis-Weltrangliste und die letzten drei Toursieger kamen alle aus Spanien.

Insbesondere die Aufarbeitung der Operacion Puerto war höchst skandalös. Bis heute wird die Herausgabe der Unterlagen verweigert. Zudem verschwanden wie von Geisterhand die Namen der beiden Radstars Alejandro Valverde und Alberto Contador von der mehr als 50 Fahrer umfassenden Liste der verdächtigen Radler.

Erst die Anti-Doping-Ermittler des Nationalen Olympischen Komitess von Italien kamen Valverde durch eine listige Aktion auf die Schliche. Beim Abstecher der Tour 2008 nach Italien wurde Valverde zur Blutprobe gebeten, der Abgleich mit den DNA-Proben in Madrid ergab eine Übereinstimmung. Der Weltranglistenerste wurde für zwei Jahre für Rennen in Italien gesperrt. Valverde hat beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Klage gegen das Strafmaß eingelegt und darauf verwiesen, dass das CONI unerlaubt Beweismittel verwendet habe.

Lissavetzky stellte sich bis zuletzt schützend vor Valverde. So ist es eher unwahrscheinlich, dass die Operacion Puerto jemals komplett aufgearbeitet wird. In einer Wohnung des Gynäkologen Fuentes waren 2006 unter anderem über 200 kodierte Blutbeutel gefunden worden. Die Untersuchungen wurden bereits zweimal ohne Ergebnis eingestellt.

Die Polizei hatte vor drei Jahren 50 Fahrer, darunter Jan Ullrich und Ivan Basso, mit der Affäre in Verbindung gebracht. Einige Beutel wurde Ullrich inzwischen per DNA-Abgleich zugeordnet, der Toursieger von 1997 bestreitet jedoch jegliches Doping. Basso gab die Zusammenarbeit mit Fuentes zu, will aber niemals gedopt haben. Nach seiner Sperre sitzt der Italiener mittlerweile wieder im Sattel.

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