Tour de France: Kaffeekränzchen statt Wasserlassen

Erster Doping-Ärger bei der Tour: Wie das Team Astana die Kontrolleure veralbert.
LIMOGES Ging ja lustig zu, beim Start der 10. Tour-Etappe in Limoges. So hatte sich Grischa Niemann, der Rabobank-Fahrer aus Hannover, eine Antenne an den Helm gebastelt. Als Protest gegen das erstmals verhängte Funkverbot zum Mannschaftswagen.
Weniger zum Lachen war Pierre Bordry zumute. So tobte der Chef der französischen Anti-Dopingagentur AFLD über viel zu lasche Kontrollen bei der Tour: „Die Dopingkontrolleure sind nicht streng genug.“ Vor allem die Umstände einer Kontrolle vor der achten Etappe brachten Bordry in Rage.
Da tauchten nämlich die Kontrolleure des Weltverbandes UCI unangemeldet beim Astana-Team auf, das 2008 wegen seiner Doping-Vergangenheit nicht bei der Tour starten durfte. Doch statt die umstrittenen Fahrer Alberto Contador, Lance Armstong, Levi Leipheimer und Andreas Klöden sofort zum Wasserlassen zu bitten, ließen sich die Kontrolleure erst einmal von Astana-Offiziellen zum Kaffee einladen. Noch eine Tasse, die Herren, oder ein Haferl und etwas Milch? Gib den Affen Zucker.
Erst nach geschlagenen 55 Minuten erhoben sich die Kontrolleure dann vom gemütlichen Kaffeekränzchen und verrichteten ihre Arbeit. Dass das genug Zeit wäre, um Beweise zu vernichten oder den eigenen Urin zu manipulieren, gehört zum kleinen Einmaleins eines jeden Hobby-Dopers. Üblich sind maximal zehn Minuten, die zwischen Erscheinen der Kontrolleure und Abgabe der Probe vergehen.
Für Bordry ein klares Indiz von Klüngelei und Spezl-Wirtschaft. „Ich habe das Gefühl, dass manche Fahrer mehr zählen als alle anderen.“
Allerdings wurden auch schon seine eigenen AFLD-Kontrolleure veralbert. Als sie im März bei Lance Armstrong am Haus in Südfrankreich auftauchten, ließ sie der siebenmalige Tour-Sieger erst einmal vor der Tour stehen. Er müsse erst duschen, sagte er. Das dauerte dann 20 Minuten. Auch viel Zeit.