Tony Martins gelber Traum

Der deutsche Radprofi will bei der Tour de France von Beginn an vorne dabei sein.
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Der deutsche Radprofi will bei der Tour de France von Beginn an vorne dabei sein

PARIS Erst ein Verkehrsunfall im April, jetzt die wilde Jagd nach Gelb. Tony Martin hat die Kollision mit einem Auto während einer Trainingseinheit scheinbar gut verarbeitet. Jedenfalls will der 27-Jährige bei der 99. Tour de France, die am Samstag (14 Uhr/Eurosport live) in Lüttich mit dem Prolog beginnt, am besten schon am ersten Tag ins Gelbe Trikot des Gesamtführenden schlüpfen.


Bevor er sich um 16.58 Uhr im Tunnelblick auf die vor ihm liegenden 6,4 Kilometer stürzt, wird Martin noch einmal tief durchatmen und den Sitz seines futuristischen Helmes kontrollieren. Beim Prolog ist der Zeitfahrweltmeister einer der größten Favoriten - und könnte sich endlich einen lang ersehnten Wunsch erfüllen. „Ich würde das Gelbe Trikot unglaublich gerne tragen, das ist bei dieser Tour mein großes Ziel”, sagte Martin, der sich am Freitag erstmals ein genaueres Bild von der Strecke machte.


Zwar liegt Martin der kurze Stadtkurs nur bedingt, die wichtigen Voraussetzungen für einen Erfolg hat der 27-Jährige jedoch längst geschaffen. Der Cottbuser ist Perfektionist, überlässt besonders in seiner Spezialdisziplin nichts dem Zufall. Sein Rad für die Rennen gegen die Uhr ist ein bis ins kleinste Detail auf ihn abgestimmtes High-Tech-Gerät, jeder Millimeter in Sattel- oder Lenkerhöhe ist nach Stunden im Windkanal penibel festgelegt. „Wenn ich merke, dass es etwas gibt, das mich aus dem Rhythmus bringt, weiß ich, dass es nicht mehr zu einer Top-Leistung reicht. Ich bin deshalb sehr interessiert, stehe immer im Dialog mit meinen Mechanikern und Ausrüstern, um dadurch das Optimum rauszuholen.”


Selbst Sandpapier hatte sich Martin lange Zeit auf seinen Sattel geklebt, um nicht auf selbigem zu rutschen und damit im Rennen seine Idealposition zu verlieren. „Es war mein ganz großes Plus, das ich definitiv gebraucht habe. Ich war sogar so empfindlich, dass ich gesagt habe, nach ein oder zwei Zeitfahren muss neues rauf. Ich habe das gespürt”, sagte Martin, der sich zur Tour jedoch ungewollt umstellen musste. Der Weltverband UCI hatte zuvor Veränderungen an den Rädern verboten. „Inzwischen haben wir aber eine Lösung gefunden.”


Den schweren Verkehrsunfall hat er derweil noch nicht vergessen: „Es war ganz komisch, als ich im Krankenhaus aufwachte. Ich konnte mich an nichts erinnern. Das schlimmste war diese Hilflosigkeit. Ich hoffe, dass ich das nie wieder erleben werde.” Noch heute spürt er leichte Taubheit in der linken Gesichtshälfte, kleine Narben erinnern an den Zusammenstoß.


In der ersten Nacht im Krankenhaus begann Martin über seinen Sport und dessen Gefahren nachzudenken. Im Training, so die Schlussfolgerung, werde er künftig die Bremse früher ziehen. Nicht aber im Rennen. „Man wäre auch kein guter Radfahrer mehr, wenn man komplett das Gehirn einschaltet und nur noch an die Folgen denkt, dann würde man nur noch an der letzten Position im Feld rumfahren”, sagte Martin. 

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