Toni plagt das Heimweh
Bayerns Topstar Luca Toni findet München fast zu perfekt – und er vermisst seine italienischen Freunde. Außerdem würde er seine Karriere gerne in Italien beenden.
MÜNCHEN Sie haben ihn schmerzlich vermisst bei Bayern. „Einen wie Luca Toni kann man eben nicht ersetzen“, bemerkte Manager Uli Hoeneß nach dem 2:2 im Auftaktspiel gegen den HSV. So machte sich gestern Erleichterung bei Trainer Jürgen Klinsmann breit, denn am Samstag in Dortmund wird der italienische Starstürmer voraussichtlich wieder an Bord sein. „Bei ihm sieht es sehr gut aus“, sagte Klinsmann gestern. Wie es in Toni aussieht, enthüllte der Italiener im am Donnerstag erscheinenden „ZEITmagazin“. Dort spricht der 31-jährige Weltmeister über:
München:
„Eigentlich ist München so perfekt, so makellos, dass es fast schon wieder langweilig ist. Manchmal sucht man ja nach einem Schwachpunkt, nach etwas weniger Perfektem, aber hier funktioniert einfach alles.“
Seine Wohnungssuche:
„Ich bin angekommen, und sie (der FC Bayern, d. Red.) haben gesagt, es gibt ein Penthouse im Zentrum, das kostet 10000 Euro pro Monat. Da habe ich gesagt: Also, ich verstehe, ich bin Toni, aber 10000 Euro sind ein bisschen viel. Ich habe mich umgesehen, mit meiner Verlobten, und ein Haus in Bogenhausen gefunden, das super ist.“
Sein Deutschland-Bild:
„Ich war so ignorant, dass ich dachte, alle anderen außerhalb Italiens würden so leben wie in Italien. Ich wurde vom Gegenteil überzeugt, im positiven Sinne.“
Seine Sehnsucht nach Italien:
„Was mir fehlt, sind meine Familie und meine Freunde. Und die Sprache macht mir zu schaffen. Ich bin nicht gern allein, lieber in Gesellschaft. Ich unterhalte mich gern.“
Sein Karriereende:
„Ich denke, dass ich meine Karriere in Italien beenden werde. In Italien bin ich bei 99 Toren angelangt. Ich würde gern auf 100 in der Serie A kommen. Es ist noch Zeit, ich habe noch viele Jahre! Fünf oder sechs...“ (Luca Tonis Vertrag bei Bayern läuft im Sommer 2011 aus, d. Red.)
Sein Modebewusstsein:
"Auch in Italien gibt es Leute, die sich schlecht kleiden. Man muss die Kleidung auch richtig zu tragen wissen, das ist nicht nur eine Frage des Geldes. Ich zum Beispiel muss keine Markenkleidung anziehen. Ich ziehe das an, wonach mir am Morgen ist.“
Seinen Deutschunterricht:
„Na ja, er (Trainer Jürgen Klinsmann, d.Red.) versucht das. Aber ich denke, das hat keine Priorität. Ab und zu gehe ich hin. Deutsch ist eine schwierige Sprache. Und ich war schon in der Schule nicht gut. Das Schwierigste für mich ist der Stress. Das klingt vielleicht komisch, aber Fußball zu spielen bringt viel Stress. Mehr noch als die Zeit braucht man den Kopf, um zu lernen. Deshalb ist es schwierig, einen Tag zu finden, an dem alles passt. Außerdem glaube ich, dass es wichtiger wäre, draußen zu sprechen, aber ich bin meist mit meiner Verlobten oder meinen italienischen Freunden zusammen.“
Seine italienischen Freunde:
„Meine Freunde wie meine Eltern haben alle meine Etappen verfolgt, Erfolge und Niederlagen. Für sie bin ich nicht der Fußballspieler, sondern Luca. Es ist nicht so, dass sie etwas von mir wollen. Aber ich habe zum Beispiel für sie meine ehemalige Schule gekauft, damit sie sie als Freizeitzentrum nutzen können. Sobald ich kann, rufe ich sie an und organisiere alles. Sie kommen her und amüsieren sich und fahren dann zurück.“
Sein Mißtrauen:
„Ich lasse kaum jemanden an mich heran. Ich bin misstrauisch. Wenn mir eine Person sympathisch ist, bin ich mehr als großzügig. Bis ich merke, dass jemand versucht, mich reinzulegen. Das ist normal, dass man dann böse wird.“
Bayerns Chancen in der Champions League:
„Um die Champions League zu gewinnen, braucht man eine wirklich starke Mannschaft. Wenn man bedenkt, dass es im Laufe einer Spielzeit zu Verletzungen und sonstigen Unwägbarkeiten kommen kann, dann ist es gut, einen Kader mit 16 bis 17 Spitzenspielern zu haben. Wie das zum Beispiel bei Inter Mailand der Fall ist.“