Interview

Tommy Haas im AZ-Interview: "Zverev? Einer der Topspieler überhaupt"

Im AZ-Interview spricht Tommy Haas über die deutschen Stars, Federer und Corona-Folgen.
von  Thomas Becker
Auch mit 43 immer noch gut in Form: Ex-Tennisprofi Tommy Haas.
Auch mit 43 immer noch gut in Form: Ex-Tennisprofi Tommy Haas. © Andreas Gora/dpa

München - AZ-Interview mit Tommy Haas: Der 43-Jährige war einst Deutschlands bester Tennisprofi. Heute ist er als Turnierdirektor tätig.

AZ: Herr Haas, willkommen daheim! Diese Woche sind Sie beim Mercedes Cup in Stuttgart als Experte für ServusTV am Start. 1999 haben Sie im Finale trotz 2:0-Satzführung gegen Magnus Norman noch verloren. Was war los?
Tommy Haas: Oh Mann! Eines dieser Matches, die immer noch weh tun. Mein Weg ins Finale war ganz geil: Alex Corretja und Carlos Moya geschlagen, echt gut gespielt. Aber dieses blöde Best-of-five, das wir damals gespielt haben! Im dritten Satz habe ich sogar fürs Match serviert, 30:0 geführt, zwei Punkte bis zum Turniersieg. Dann zu viel riskiert, ein paar gute Punkte von Magnus, Tiebreak blöd verloren - da war ich verzweifelt! Ich war jung, stur und hab' das Ding leider aus der Hand gegeben.

Coronabedingt wurden die French Open verschoben – in den Mercedes Cup, Spieler wie Alexander Zverev können nicht spielen. Wie ärgerlich ist das für den Turnierdirektor?
Man kann natürlich diskutieren und sich darüber ärgern, muss aber bedenken, in was für einer Situation wir uns weltweit befinden. Klar ist die Verschiebung schade und nervig, aber die French Open haben einfach die Power das zu tun. Aber die Spieler schätzen auch die Chance, sich hier auf Wimbledon vorzubereiten.

Namhaftes Tableau freut den Turnier-Direktor

Wie problematisch ist so ein Wechsel von Sand auf Rasen?
Rasen ist eh so ein Alles-oder-nichts-Belag. Mittlerweile springen die Bälle höher ab, sind langsamer geworden, so dass man schnell in einen Rhythmus kommt.

Mit den in Paris Gescheiterten Shapovalov, Auger-Aliassime, Hurkacz und Basilashvili stehen gute Namen im Tableau.
Wenn Basilashvili trifft, kann der jeden schlagen – aber auch gegen jeden verlieren. Und Alcaraz ist die nächste spanische Hoffnung.

Großes Lob für Alex Zverev

Wie sehen Sie die Entwicklung von Alexander Zverev?
Schade, dass er nicht dabei ist, aber mittlerweile erwarten wir ja schon, dass er in der zweiten Woche eines Grand Slams dabei ist – weil er einer der Top-Spieler überhaupt ist. Auch für Jan-Lennard Struff gilt: Hut ab vor der Leistung in Paris!

Dafür ist ein gebürtiger Schwabe dabei: Dominik Koepfer, der Roger Federer am Rand einer Niederlage hatte.
Wenn man eine Chance hat gegen Federer, dann ist es Night-Match auf Sand, kalt, ohne Fans und wenn er kaum Matches gespielt hat. Aber wie Koepfer sich in der Weltrangliste vorgespielt hat: tolle Leistung!

Federers großes Ziel ist Wimbledon

Wie lange werden wir Federer noch sehen?
Kommt ganz darauf an, wie lang der Körper hält – und wie erfolgreich er ist. Aber: Wie gut kann er sich nach eineinhalb Stunden noch bewegen? Wie regeneriert er sich für das nächste Match? Er hat bis zu den French Open zu wenig Matches gehabt, kann aber auch auf Sand noch gewinnen. Sein großes Ziel ist: so fit wie möglich sein für Wimbledon.

Als Turnierdirektor in Indian Wells mussten Sie im März 2020 als einer der ersten Veranstalter ein ATP-Turnier absagen. Wie hart war das?
Hammerhart. Ich wollte gerade die Quali-Auslosung machen, als wir erfuhren, dass eine ältere Dame Covid erwischt hatte und fast gestorben wäre.

Wie haben Sie das Corona-Jahr in USA erlebt?
Wir waren alle beängstigt am Anfang. Eine Zeit lang war Ausgangssperre, meine Frau und ich haben uns abgewechselt beim Einkaufen. 16 Monate geht das jetzt, und wir reden immer noch drüber: krass.

Tochter Valentina lernt Tennis

Anderes Thema: Ihre Frau Sara hat Sie als Model für ihre Bademode-Kollektion eingespannt. Wie kam's?
Sie sagte: 'Komm vorbei, ich hab' so ein Bikini-Shooting. Bring die Kinder mit!' Dann drückt sie mir eine Badehose in die Hand und meint: 'Zieh mal an!' Da hat sie mich ein bisschen reingelegt. Immerhin haben wir mal ein Familienfoto. Aber wenn ich das gewusst hätte, hätte ich vorher ein bisschen mehr Fitness gemacht.

Ihre älteste Tochter Valentina "muss" nun Tennis spielen. Woher rührt der Widerwille?
Ich hab' ihr gesagt: "Einmal in der Woche muss das sein." Sie hat jetzt einen Ex-Profi als Trainer, der das mehr mit Spaß macht. Jetzt hat sie kapiert, dass man ein bisschen laufen muss, um Spaß zu haben.

Tommy Haas entspannt auch gerne mit der Familie.
Tommy Haas entspannt auch gerne mit der Familie. © instagram/tommyhaasofficial

Spielt die Mama auch Tennis?
Sie hat früher ganz gut gespielt, jetzt nur noch wenig, vielleicht fünf Mal im Jahr. Meistens ist dann nach 20 Minuten Schluss - weil sie sich so aufregt, dass sie keinen Bock mehr hat. Da war ich gar nix dagegen.

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