Tobias Unger: Der alte Mann des Sprints

Der Münchner Tobias Unger tritt bei der Leichtathletik-WM im Staffelwettbewerb an.
von  kby
Sprinter Tobias Unger.
Sprinter Tobias Unger. © dpa

Der Münchner Tobias Unger tritt bei der Leichtathletik-WM im Staffelwettbewerb an

Daegu - In seinem Beruf geht es um Hunderstelsekunden. Doch der Mann, der deswegen ein Sklave der Zeit ist, bei dem eben dieser Wimpernschläge der Zeit über Heldentum oder Versagen entscheiden, trägt keine Uhr. „Ich habe eigentlich noch nie richtig eine besessen”, sagt Tobias Unger, Deutschlands Sprintstar.

Bei der WM im südkoreanischen Daegu (ab Samstag) wird Unger aber nicht in der Königsdisziplin – dem 100-m-Lauf – starten, dafür will es der 32-Jährige in der 4x100-m--Staffel zusammen mit Marius Broening (München), Robin Erewa (Wattenscheid), Sebastian Ernst (Wattenscheid), Alex Schaf (Stuttgart) und Sven Knipphals (Wolfsburg) wissen.

Der Münchner, der für die LG Stadtwerke München startet und sich bei der Deutschen Meisterschaft in Kassel sich zum vierten Mal zum schwarz-rot-goldenen Sprintkönig kürte (nach 2005, 2008, 2009), hat eine Bestzeit von 10,14 Sekunden über die 100 Meter. Damit ist er um 66 Hunderstel langsamer als Usain Bolt bei seinem Fabelweltrekord (9,58 Sekunden) unterwegs war.
Im Sprint sind das nicht nur Welten, es sind Galaxien. Früher, da hat ihn das in Rage gebracht, da nahm Unger kein Blatt vor den Mund, seine Kritik am Dopingsystem in Jamaika war deutlich („Das macht stutzig”). Auch Bolts Show-Auftritte, dass er bei seinem Weltrekord schon lange vor dem Ziel jubelnd das Tempo rausnahm, kritisierte er heftig („Eine Schweinerei”). Doch Unger, der mit seinen 32 Jahren der alte Mann des Sprints ist, ist ruhiger, ist vorsichtiger in der Wortwahl geworden. Jetzt spricht er davon, dass bei ihm „Bewunderung überwiegen” würde, dass es eine „Utopie” sei, sich mit einem Bolt zu messen.

Daegu, das soll noch einmal ein großer Auftritt für Unger, der schwere Operationen an beiden Achillessehnen hinter sich hat, werden. Und doch ist es nur eine Durchgangsstation für Olympia 2012 in London, das ist sein großes Ziel, dafür trainiert er weiter hart.

In Südkorea hingegen fiel das allererste Training gleich dem extremen Jetlag zum Opfer. Die Staffel will er aber keinesfalls verschlafen. „Die Wechsel laufen sehr gut”, sagt Unger, „mal schauen, was rauskommt.” Für ihn, den Sklaven der Zeit. 

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