Titan Toni – jetzt will er noch zwei stemmen

Oliver Kahn lobt Luca Toni als "kaltblütigen aber auch unheimlich positiven" Torjäger auf der Trophäenjagd. „Wir haben einen Wahnsinns- Transfer gemacht und jetzt hat er alles schon im ersten Jahr zurückgezahlt“, bilanziert Manager Uli Hoeneß.
von  Abendzeitung
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Illustration © Bongarts/Getty Images

Oliver Kahn lobt Luca Toni als "kaltblütigen aber auch unheimlich positiven" Torjäger auf der Trophäenjagd. „Wir haben einen Wahnsinns- Transfer gemacht und jetzt hat er alles schon im ersten Jahr zurückgezahlt“, bilanziert Manager Uli Hoeneß.

BERLIN Und drin. Rechts unten. Es war sein dritter Treffer des Abends. Dieses Tor erzielte Luca Toni aus dem Stand, eine Tasche locker um die Schulter gehängt. Auch das ZDF-Mikrofon wollte er nicht weglegen, als er weiter auf die Torwand des „Sportstudios“ in den Katakomben des Berliner Olympiastadions schoss. Und dann die Sensation, das schier Unglaubliche. Toni machte das Unmögliche möglich: Er versagte – für seine Verhältnisse.

Nur ein weiterer Treffer an der Torwand, auch weil er mit den Regeln „Drei unten, drei oben“ nicht ganz zurechtkam. Egal. Toni strahlte. Er hatte im Spiel getroffen, als Serientäter. In Getafe, gegen Dortmund, in Frankfurt und wieder gegen Dortmund, als er das Pokalfinale mit zwei Treffern (11./103.) für den FC Bayern entschied. Vier Stationen, vier Doppelpacks. Seine unheimliche Serie hält an: Vier Spiele, acht Tore. Ein Matchwinner, ein Pokalwinner.

„Wir haben einen Wahnsinns-Transfer gemacht und jetzt hat er alles schon im ersten Jahr zurückgezahlt“, bilanzierte Manager Uli Hoeneß und freute sich: „Das ist nicht so gewöhnlich.“ Elf Millionen Euro Ablöse bezahlten die Bayern im Sommer 2007 an Tonis Ex-Verein AC Florenz und gaben dem 30-Jährigen einen hoch dotierten Vierjahresvertrag. Ein ebenso kostspieliger wie mutiger Transfer. Toni erzielte seine Pflichtspiel-Tore Nummer 34 und 35 in 41 Spielen. Aufgeschlüsselt sind es: 20 Tore in der Bundesliga, zehn im Europacup, fünf im Pokal, eine Quote von 0,85 Treffern pro Pflichtspiel. Unmöglich gut. „Wir wussten, wie viele Tore er in Italien erzielt hat, wo das Toreschießen auch sehr schwer ist“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Dort war Toni gewachsen, vor allem in Florenz als er Torschützenkönig Italiens und Nationalspieler wurde. Bei Bayern ist Riese Toni noch größer geworden, zum Titan aufgestiegen.

Nicht nur wegen seiner Tore. Denn Toni gibt den Kahn. Den Motivator Oliver Kahn. Denjenigen, der es vorlebt, dass es immer weiter geht. „Er ist ein absoluter Winner-Typ, ein Leader“, preiste ihn Trainer Ottmar Hitzfeld. Titan Toni – er hebt die Moral und trägt die Mannschaft auf seinen Schultern zu Siegen und Pokalen. Am Samstagabend trug er Franck Ribéry, der ihm das 1:0 aufgelegt hatte, auf Schultern. Der Pokalsieg war sein erster Streich – jetzt will er noch zwei stemmen. Den goldenen Pott griff er sich in Berlin, nun sollen die beiden Silber-Trophäen Meisterschale und Uefa-Pokal her. „Jetzt versuchen wir, Meister zu werden und dann das Triple perfekt zu machen“, sagte Toni.

Bei der Siegesfeier auf dem Platz hatte er Kahn mit Champagner nass gemacht. Er, Toni, darf das. „Luca Toni ist außergewöhnlich. Ich habe selten einen Stürmer erlebt, der die Chancen so kaltblütig verwertet. Dazu kommt: Er ist ein unheimlich positiver Typ“, sagte Kahn, „seine Winner-Mentalität kommt der ganzen Mannschaft zugute.“ Da haben sich zwei gefunden. Schade nur, dass in vier Wochen Schluss ist, weil Kahn seine Karriere beendet. Toni wird sein Nachfolger im Geiste. Sempre avanti. Immer weiter – in Kahns Fußstapfen. „Für Oliver sprechen die Erfolge. Da kann ich noch viel lernen“, spielte Toni Komplimente-Doppelpass, „wenn ich nur halb so viele Titel gewinne wie er, dann habe ich noch eine große Karriere vor mir.“

Bis 2011 hat er bei Bayern unterschrieben. Er fühlt sich wohl. Beim Bankett hatte er seine Verlobte Marta Cecchetto an seiner Seite. Toni genoss den Abend, ging zu den Mitspielern, plauderte einfach drauflos. Auf Deutsch noch nicht. Der wöchentliche Sprachkurs in München mit Frank Ribéry und dem Argentinier José Sosa ist eher Gauditreff denn ernstes Lernen.

Was er denn schon könne, der Powertyp, der Mitreißer, der Antreiber, der Neu-Titan? Seine Antwort: „Langsam, langsam.“

Patrick Strasser

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