Timmi lebt den großen NBA-Traum
Basketballer Tim Ohlbrecht hat den Sprung in die NBA geschafft. Experte Frank Buschmann und Freund Steffen Hamann erklären in der AZ die Erfolgsgeschichte
HOUSTON Sein Handy ist jetzt um eine Nummer reicher. Um was für eine! Tippt Tim Ohlbrecht den Buchstaben „N” in die Tastatur seines iPhones, erscheint der Name „Nowitzki, Dirk”. Nach Ohlbrechts erstem Spiel in der NBA hatte sie ihm die Basketball-Legende gegeben – mit dem Zusatz: „Wenn du ein Problem hast, ruf mich an, ich bin für dich da.”
Nicht der einzige Beleg, der zeigt: Ohlbrecht ist angekommen in der besten Basketball-Liga der Welt. Gerechnet hätten damit nur die wenigsten.
In der AZ erklären jetzt zwei Männer, die ihn bestens kennen das Phänomen Ohlbrecht: Steffen Hamann, Kapitän des FC Bayern und Ohlbrechts Nationalmannschaftskollege. Und Frank Buschmann, der Basketball-Kult-Kommentator, der jeden Spieler aus dem Effeff kennt.
Die Erfolgsgeschichte Ohlbrecht. Oder: Timmi lebt seinen großen NBA-Traum.
„Ich habe es geschafft. Ich kann es kaum glauben. Mein Traum ist jetzt real. Vielen Dank an alle, die mich auf meinem Weg unterstützt haben”, postete Ohlbrecht nach seinem ersten Spiel in der NBA. Mit den Houston Rockets, bei denen er für zweieinhalb Jahre unterschrieben hat, hatte er gegen Nowitzkis Dallas Mavericks 136:103 gewonnen. Kein schlechter Einstand.
„Als ich Ohlbrecht das erste Mal gesehen habe, dachte ich mir, dass er für einen so langen Mann extrem beweglich ist”, staunt Buschmann noch heute. Doch dabei war lange unklar, wohin Ohlbrechts Weg führt.
Der Wuppertaler wurde in Deutschland bereits als ewiges Talent abgestempelt. Die Karriere war ins Stocken geraten. „Seine Schwäche war, dass er manchmal wirkte, als wäre er im Kopf nicht ganz bei der Sache”, erinnert sich Ex-Mitspieler Steffen Hamann. Zusammen spielten die beiden in Bamberg, heute sind sie nur noch Kollegen in der Nationalmannschaft. Und „Timmi”, wie ihn seine Mitspieler nennen, hat sein Ziel erreicht.
„Ich freue mich riesig für Timmi! Man hat schon früh gemerkt, dass er die NBA packen kann. Seine Athletik war schon immer beeindruckend. Er hatte, trotz seiner Größe, eine hohe Laufbereitschaft. Aber ich bin schon überrascht, dass Timmi den Sprung in die NBA doch noch geschafft hat. Vor allem, weil er in den letzten Jahren ja ziemlich abgetaucht war”, sagt Hamann.
Als Jugendlicher war Ohlbrecht ein Überflieger und reifte auch in der BBL zum Star. Doch warum gab es dann plötzlich einen Karriere-Knacks?
Beim NBA-Draft 2010 wurde er von keinem Team ausgewählt. „Ich denke, die ganze Diskussion um seine NBA-Chancen haben ihn belastet”, sagt Hamann. Ohlbrecht entschied sich für einen Wechsel zu den Rio Grande Valley Vipers in die unterklassige, amerikanische D-League. „Das ist das härteste Brot, das man kriegen kann und hat so gar nichts mit der Glitzerwelt der NBA zu tun”, sagt Buschmann. Rückblickend betrachtet, war der Gang aber das Beste, was Timmi machen konnte.
Durch eine starke D-League-Saison empfahl sich der gebürtige Wuppertaler für Höheres. „Das ist eine tolle Geschichte. Ich ziehe meinen Hut”, sagt Buschmann. Völlig zu Recht.