Tiger hofft auf Comeback - und den Klitsch-K.o.

Hier spricht Dariusz Michalczewski über den Kampf seines Landsmanns Adamek gegen den Weltmeister, das Image der Brüder Klitschko und eine Neuauflage des Hassduells gegen Graciano Rocchigiani.  
von  Matthias Kerber
Dariusz Michalczewski spricht über eine Neuauflage des Hassduells mit Graciano Roccigiani.
Dariusz Michalczewski spricht über eine Neuauflage des Hassduells mit Graciano Roccigiani. © nph

Hier spricht Dariusz Michalczewski über den Kampf seines Landsmanns Adamek gegen den Weltmeister, das Image der Brüder Klitschko und eine Neuauflage des Hassduells gegen Graciano Rocchigiani

AZ: Herr Michalczewski, da ist ja grad was los in Ihrer Heimat. Am Dienstag waren Sie in Danzig auf der Tribüne beim 2:2 der Polen gegen Deutschland, am Samstag tritt Ihr Landsmann Tomasz Adamek in Breslau vor über 40000 Zuschauern gegen Box-Weltmeister Vitali Klitschko an und kann damit der erste Schwergewichtsweltmeister in der Geschichte Polens werden.


DARIUSZ MICHALCZEWSKI: Nun, das Fußballspiel haben wir ja leider nicht gewonnen. Aber ja, wenn Tomek das wirklich schaffen und den Kampf für sich entscheiden sollte, dann wäre das ein Volksfest hier in Polen, ein neuer Nationalfeiertag für uns. Das gab es noch nie! Wir Polen wären so stolz! Das würde alles übertreffen. Als ich Weltmeister im Halbschwergewicht wurde, war ja auch schon viel los, aber die Kämpfe fanden in Deutschland statt. Wenn es jetzt hier in Breslau passiert, wäre das die Krönung. Was wäre das für ein Fest!


Hat Adamek überhaupt eine echte Chance? Schließlich kommt er – wie Sie – eigentlich aus dem Halbschwergewicht, wog also 30 Kilo weniger als Klitschko.


Das ist egal, nehmen Sie Evander Holyfield, Michael Moorer, Chris Byrd. Die kamen alle aus unteren Gewichtsklassen und sind Weltmeister bei den schweren Jungs geworden.


Naja, die Klitschkos sind selbst für Schwergewichtler riesig, das kann man von Adamek ja nicht gerade sagen.


Stimmt auch wieder. Ich denke auch, dass die Chancen 70 zu 30 für Vitali stehen. Aber er stand schon lange nicht mehr einem Boxer gegebenüber, der seine besten Zeiten noch nicht hinter sich hat. Er wurde schon lange nicht mehr gefordert, und man wird sehen, ob er mit seinen 40 Jahren nicht doch etwas von seinen Fähigkeiten eingebüßt hat. Eins ist klar: Tomek wird alles geben, was er hat und dann noch mal soviel. Wenn er das Ringseil durchbeißen muss, um an Vitali ranzukommen, wird er es tun. Aber Vitali ist der härteste Puncher der Boxgeschichte. Ob Adamek das wegstecken kann, ist echt fraglich.


Wem drücken Sie die Daumen?

Das ist eine schwere Frage. Ich kenne Vitali viele Jahre, wir haben zusammen trainiert, zusammen geschwitzt, viel durchgemacht. Ich mag ihn, er hat mich auch zum Kampf eingeladen. Aber irgendwie drücke ich schon meinem Landsmann die Daumen. Nicht weil ich gegen Klitschko bin, sondern weil ich für Polen bin. Diese Feier will ich erleben, wenn Tomek gewinnen sollte.


Sie scheinen viel Bewunderung für Vitali zu empfinden...


Ja, beide Klitschkos sind die beste Werbung für den Boxsport, die es gibt. Sie wissen sich zu benehmen, sie sind großartige Athleten, sie produzieren keine Skandale. Sie sind die perfekten Repräsentanten für diesen Sport, den ich so liebe, der mir in meinem Leben so viel gegeben hat und der mich letztendlich auch zu dem gemacht hat, was ich bin.


Sie loben die Skandalfreiheit der Klitschkos? Vitalis Trainer Fritz Sdunek, der auch Sie trainiert hat, meinte, es gibt keinen, der härter trainieren konnte, aber auch keinen, der härter feiern konnte als Sie. Für so manchen Exzess waren Sie ja schon gut.


Ich war vielleicht nicht immer das perfekte Vorbild, aber ich kann sagen: Ich habe im Training und in den Kämpfen immer alles gegeben. Das können nicht viele über sich sagen. Mehr war nicht drin. Ich habe jede Schmerzgrenze mehrfach durchbrochen für den Erfolg im Ring.


Es gab zuletzt Gerüchte, dass Sie mit Ihren 43 Jahren noch einmal in den Ring steigen würden, zu einer dritten Auflage des Hassduells gegen Graciano Rocky Rocchigiani...


Es gab eine Anfrage. Ich habe denen gesagt: Macht mir ein echtes Angebot, dann reden wir weiter, dann steige ich gegen den auch noch mal in den Ring. Aber der Preis muss stimmen. Und wenn er stimmt, bin ich dabei. Bisher gab es dieses Angebot nicht. Wenn aus Worten mehr wird, dann bin ich dabei.

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