Thomas Dreßen macht depressive Phasen öffentlich: "Ich habe auf nichts mehr Lust gehabt"

Abfahrts-Ass Thomas Dreßen musste "leicht depressive Phasen" überwinden.
von  Thomas Becker
Bald wieder am Start: DSV-Ass Thomas Dreßen.
Bald wieder am Start: DSV-Ass Thomas Dreßen. © dpa

München - Sein letztes Weltcup-Rennen hat Thomas Dreßen am 7. März bestritten - vor zweieinhalb Jahren. Die WM-Abfahrt 2021 in Cortina d'Ampezzo ist er zwar mitgefahren, ohne Rennpraxis war nicht mehr als Rang 18 drin. Frustrierend für einen Ausnahmekönner. So überrascht es kaum, dass er nun mentale Probleme in der Verletzungspause eingestand.

In Gesprächen mit einem Sportpsychologen sei er "schon darauf gekommen, dass so leichte depressive Phasen dabei sind", so der 28-Jährige, "ich war ein bisschen negativ und schlecht drauf. Ich habe auch auf nichts mehr Lust gehabt", sagte der Speed-Spezialist bei der Einkleidung des Deutschen Skiverbandes.

Thomas Dreßen hatte mit großen Verletzungsproblemen zu kämpfen

Nach der Saison 2019/20 bremste den Athleten vom SC Mittenwald eine Hüft-Operation aus. Dann sorgte ein Eingriff am vorgeschädigten Knie dafür, dass er die gesamte vergangene Saison verpasste. Die WM im Februar 2021 war sein einziger Wettkampf. "Auf die Hüftverletzung war ich vorbereitet. Das war nicht so schlimm", so Dreßen. Die folgenschwere Knieverletzung habe ihn "schon getroffen".

Der Knorpel im rechten Knie: Das ist sozusagen seine Achillesferse. Die Probleme begannen im November 2018 im Nobel-Skiort Beaver Creek, auf dessen Raubvogel-Piste, wo Dreßen bei der Weltcup-Abfahrt stürzte und vor Schmerzen so laut schrie, dass man es sogar in der TV-Übertragung hörte. Der Kreuzbandriss heilte, doch das Knie blieb ein Thema. 2021 die nächste OP: freie Knorpelstücke (Knorpelflakes) raus, Knorpel glätten. Man muss sagen: Rest-Knorpel. Der wächst nun mal nicht nach.

Thomas Dreßen: Der mentale Tiefpunkt wurde im Herbst erreicht

Der fünfmalige Weltcupsieger erreichte den mentalen Tiefpunkt im Herbst 2022: "Als alle Teamkollegen nach Amerika geflogen sind, ich bis dahin noch gar nicht auf Schnee war und auch nicht wusste, wann es wieder auf den Schnee geht. Da bin ich mental bisschen in ein Loch gefallen." Vor allem seiner Frau sei die "schlechte Laune" aufgefallen.

Nun hat sich der Sieger der Streif von 2018 aus seinem Tief herausgearbeitet. "Ich freue mich, dass ich mit allen wieder zusammen bin." Nach der Absage der Zermatt-Rennen verschiebt sich sein Comeback auf Ende November. In Lake Louise will er die Abfahrt behutsam angehen, nicht "Hals über Kopf alles riskieren". Sein Ziel: "Ich will dahin, wo ich vorher war." Seinen bislang letzten Downhill dort hat er gewonnen, am 30. November 2019, auf den Tag genau ein Jahr nach dem Kreuzbandriss in Beaver Creek.

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