Thomas Dressen die deutsche Abfahrtshoffnung

Aspen - Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Thomas Dreßen in dieser Woche sein Motorrad aus der Garage geholt hätte. Das Wetter soll gut werden, Sonnenschein, bis zu 15 Grad, also eine gute Gelegenheit, auf seiner Harley-Davidson Sportster ein bisschen "abzucruisen", wie er das nennt. Aber daraus wird nun nichts, denn Dreßen ist verhindert. Er findet das freilich nicht weiter schlimm, im Gegenteil: "Dass es so geklappt hat, ist geil."
Was da geklappt hat, war nun wirklich nicht abzusehen. Statt die Tage für eine entspannte Ausfahrt nutzen zu können, gibt der Ski-Rennläufer aus Mittenwald beim Weltcup-Finale Gas. Das sei der "Wahnsinn", sagt er vor den Rennen in Aspen im US-Bundesstaat Colorado, "das freut mich brutal, macht mich stolz, es ist der Hammer."
Bei der WM-Kombi Abfahrt auf Rang drei
Dreßen ist Abfahrer und aus deutscher Sicht die Entdeckung dieses Winters, seines erst zweiten im Weltcup. Bei der WM belegte er Rang zwölf in der Spezial-Abfahrt und Rang drei in der Kombi-Abfahrt, kein Urknall, aber bemerkenswert für einen 23-Jährigen. Beim finalen Rennen am Mittwoch (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) dürfen nur die 25 Besten starten, dass es Dreßen neben Mannschaftskollege Andreas Sander dorthin geschafft hat, "zeigt, dass ich eine super Saison hatte". Seine Entwicklung nährt den Glauben im Deutschen Skiverband, dass es gelingt, einen "absoluten Weltspitzenfahrer zu entwickeln", wie Alpinchef Wolfgang Maier sagt.
Schwerer Schicksalsschlag im Jahr 2005
Die Geschichte von Dreßen ist aber nie vollständig ohne ihr traurigstes Kapitel. Dirk Dreßen, Ex-Biathlet und Trainer, unterstützte den Sohn von Beginn an. Am 5. September 2005 trainierte der Vater eine Gruppe von Schülern auf dem Gletscher in Sölden. Ein Lastenhubschrauber verlor einen 750 Kilo schweren Betoneimer über einer Gondel der Seilbahn. Neun Menschen kamen ums Leben. Einer davon: Dirk Dreßen.
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Thomas hat kein Problem, über dieses Kapitel seiner Geschichte zu sprechen, "es ist ja ein Teil von mir". Das Unglück liege schon lange zurück, "aber es ist weitergegangen", sagt er ruhig, er sei auch der Mutter sehr dankbar, "sie hat mich immer unterstützt". An den Vater denkt er regelmäßig, dessen Tod ist Ansporn, "wenn mal was nicht klappt". Er fahre "nicht nur für mich, sondern auch immer für meinen Vater".