Theo, wir fahren nach Haus!
Wolfsburg - Sie weinten, sie jammerten, sie schlichen übers Feld – für Deutschlands Fußballspielerinnen war das Aus bei der Heim-WM eine sportliche Tragödie. Die Titelverteidigerinnen hatten 0:1 gegen Außenseiter Japan verloren. Doch Theo Zwanziger wäre nicht DFB-Präsident, stünde er nicht auch in der Stunde der Blamage parat. „Mir war es wichtig, mit allen ein paar Worte zu wechseln und ihnen zu zeigen, dass wir nicht nur dann zusammenstehen, wenn wir feiern und Pokale überreicht bekommen, sondern auch dann, wenn es daneben geht”, sagte er.
Deshalb spielte der 66-Jährige in Wolfsburg auf dem Rasen den Tröster. Er umarmte den halben Kader – und Bundestrainerin Silvia Neid. Er klopfte Keeperin Nadine Angerer, die sich ihres Fehlers beim Gegentor nur zu bewusst war, auf die Schulter. Er drückte der überraschten Simone Laudehr sogar ein Küsschen auf die Schläfe. Dabei wirkten die geknickten Kickerinnen so, als würden sie ihrem Verbandschef am liebsten zurufen: Theo, wir fahren nach Haus! Als wüssten sie bereits, dass sie auch Olympia 2012 in London verpassen werden. Als wüssten sie, dass die größte Chance, den Frauenfußball populär zu machen, vertan ist.
Dies sagte dann auch Bernd Schröder, der Erfolgstrainer von Champions-League-Finalist Turbine Potsdam. „Wir sind bei der WM vorzeitig gescheitert. Also haben wir in der Vorbereitung alles falsch gemacht.” Seine Bilanz: „Der deutsche Frauenfußball steht nun mit leeren Händen da. Das ganze Theater und Gerede von einer Euphorie und einem Boom, der sich auch auf die Bundesliga auswirken wird, ist jetzt erst einmal verstummt. Auf das Ausscheiden der deutschen Mannschaft war niemand vorbereitet. Jetzt herrscht Erklärungsnot.”
Erklärungsnot? Nicht bei Zwanziger. Der Funktionär jubelte die Weltmeisterschaft zum globalen Erfolg hoch. Die Niederlage zeige, dass die Weltspitze im Frauenfußball enger zusammen gerückt sei. „Das ist doch gut für den Frauenfußball”, so Zwanziger, „der Gewinner ist der Frauenfußball insgesamt.”
Abwarten.
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