Theiss: "Rentner sein ist anstrengend"

AZ: Frau Theiss, erst jetzt können Sie wirklich beruhigt in Sportrente gehen: Die AZ-Leser haben Sie abermals zu Münchens Sportlerin des Jahres gewählt. Damit haben Sie sich nicht nur den WM-Titel zurück, sondern auch den AZ-Titel, den Sie im Vorjahr an Birgit Kober verloren hatten.
CHRISTINE THEISS: Das ist so klasse! Damit schließt sich für mich wirklich ein Kreis. Denn irgendwie ging es mit meiner Karriere ja erst richtig los, nachdem ich das erste Mal in der AZ Sportlerin des Jahres wurde. Damit fing es an, damit hört es auf. Wobei der Titel für mich jetzt eigentlich umbenannt werden müsste in „Nichtsportlerin des Jahres". Irgendwie hört sich für mich nach meinem Rücktritt Sportlerin des Jahres komisch an. Aber ich Freude mich ungemein! Danke liebe AZ-Leser!
Wie sieht das Rentnerleben der Christine Theiss aus?
(lacht) Ich hätte nie gedacht, dass Rentner sein so anstrengend ist! Ich gehe schon fast jeden Tag wieder laufen, ich habe viele Termine. Ich werde auch immer trainieren, ich mag es, wenn mein Körper definiert ist. Zum Glück hat sich mein Appetit auch dem verringerten Kalorienverbrauch angepasst. Früher habe ich ja essen können, was ich wollte, ohne großartig zuzunehmen. Jetzt habe ich einfach weniger Hunger. Zum Glück, wenn ich so weiteressen würde wie zu meiner aktiven Sportlerzeit, dann würde das nicht lange gut gehen. Man wird mich in Zukunft hoffentlich noch häufiger im Fernsehen sehen, aber darüber darf ich noch nicht genauer reden. Ansonsten genieße ich meine Freiheit, meine Flexibilität im Privatleben. Einfach mal ausschlafen zu können, was bei mir so halb acht bedeutet. Und nach Lust und Laune im Steko's Sportcenter aufkreuzen. Herrlich!
Juckt es nicht schon wieder in den Fäusten?
Nein. Ich werde mindestens sechs Monate gar nicht in den Ring steigen, wenn überhaupt je wieder. Ich will den Abstand haben und ich muss auch den Baustellen an meinem Körper Zeit geben, zu heilen. Ich habe mir etwa den einen Zeh so oft gebrochen, dass der jetzt schon seit längerem nicht mehr richtig zusammengewachsen ist. Die Zeit soll er jetzt haben. Ich hatte eine ganz tolle Sportkarriere, ich möchte nicht eine Minute davon missen, aber man muss schon auch zugeben, dass es zehrt, dass man im Lauf der Jahre eine ganz Menge Körner verschießt.
2013 war sicher eines der interessantesten Sportjahre Ihrer Karrierre. Gegen Olga Stavrova kassierten Sie Ihre erste und einzige Niederlage als Profi, der Sieg im Rückkampf war emotional sicher extrem bewegend.
Absolut! Und wissen Sie was? Ich bin für die Niederlage sogar richtig dankbar. Mein Abschiedskampf wäre wahrscheinlich nie so bewegend gewesen, hätte mich sportlich nicht mehr so gereizt, hätte es die Vorgeschichte mit der Niederlage nicht gegeben. Irgendwie hat diese Niederlage auch die Kritiker verstummen lassen, hat meiner Karriere zusätzliche Glaubwürdigkeit verliehen. Es gab ja immer wieder Nörgler, die behaupteten, meine Gegner seien handverlesen, seien gekauft gewesen. Was auch immer. Durch diesen Kampf, meine Niederlage, hat jeder gesehen, dass meine Kontrahentinnen echte Gegner waren. Jede von ihnen hatte die gleiche Chance wie Olga. Ich bin durch die Niederlage auch als Mensch gewachsen.
Wie geht's jetzt weiter? Sie werden im Februar 34. Wie sieht's mit Kinder aus?
]Die berühmte K-Frage. Nur so viel, wir lassen uns nicht unter Druck setzen.
Sie hatten immer wieder Angebote vom „Playboy“...
Ich habe bisher die Angebote vom Playboy abgelehnt, ich denke, ich bleibe da standhaft. Die Welt kommt auch ganz gut damit aus, wenn sie mich nicht nackt sieht.
Die Männerwelt vielleicht nicht...
Meine Männerwelt besteht aus meinem Mann Hans, das reicht.