Tennis: US-Open-Favoriten - Vorteil Alexander Zverev
Insgesamt 43,3 Millionen Euro gibt es in den kommenden zwei Wochen im Billie Jean King National Tennis Center in Flushing Meadows zu verdienen, je 3,2 Millionen für den Sieger bei Damen und Herren, dazu noch 2.000 ATP- beziehungsweise WTA-Punkte. Einzige Voraussetzung: Man sollte mit dem Tennisschläger umgehen können. So gut, wie nur 127 andere Menschen auf diesem Planeten. Dann kann’s losgehen mit dem Geld- und Ruhm-Verdienen: bei den US Open in New York, dem letzten Grand Slam Turnier des Jahres. Der AZ-Überblick:
Zverev und Kerber - die deutschen Stars
Was in einem Jahr alles passieren kann, lässt sich gut an der Entwicklung von Angelique Kerber und Alexander Zverev nachvollziehen. Kerber kam im August 2016 als Nummer zwei nach New York und verließ es nach einem Drei-Satz-Sieg im Finale gegen Karolina Pliskova als Queen of Queens: als neue Nummer eins der Tenniswelt. Danach musste sie jedoch erfahren, dass es von ganz oben nurmehr abwärts geht: Im Lauf des Jahres verlor sie nach vielen Niederlagen ihre Spitzenposition, rutschte ab und findet sich nun auf Platz sechs wieder, Tendenz fallend. In der ersten Runde muss sie laut Auslosung gegen die 19-jährige Japanerin Naomi Osaka ran.
Ganz anders Alexander Zverev. 2016 war bei den US Open in Runde zwei Schluss: Vier-Satz-Niederlage gegen Daniel Evans. Der ist heute die Nummer 87 der Welt – sein Gegner von damals steht 81 Plätze besser da. Damals war der junge Deutsche die Nummer 28, heute ist er die sechs, bei den US Open an vier gesetzt und bei den Buchmachern schon die Nummer drei, hinter Roger Federer und Rafael Nadal. Fünf Turniere gewann er in diesem Jahr, auf Hartplatz lautet seine Bilanz 21:7. Tendenz steigend, und wie! Sollte er der erste deutsche US-Open-Sieger nach Boris Becker 1989 werden, es wäre keine Überraschung. Sein Erstrundengegner ist übrigens ein Qualifikant.
Nadal, Federer, Murray und Muguruza - die Turnierfavoriten
In der Setzliste stehen vor Zverev nur noch Nadal, Murray und Federer. Während der Spanier nach der Rückeroberung der Weltranglistenspitze sicher noch motivierter als sonst an den Start gehen wird, stehen hinter der Nummer zwei ein paar Fragezeichen: Wochenlang musste Andy Murray mit Hüftproblemen aussetzen, bestritt seit der Viertelfinalniederlage in Wimbledon kein Match mehr. Da ist Roger Federer mehr zuzutrauen. Der 36-Jährige stand nach Rückenproblemen zuletzt im Finale von Montreal – und verlor dort glatt gegen einen gewissen Alexander Zverev.
Bei den Damen zählt Kerber nicht zu den Favoritinnen. In der Setzliste stehen Karolina Pliskova, Simona Halep, Garbiñe Muguruza, Elina Svitolina und Caroline Wozniacki vor ihr, wobei die Spanierin Muguruza derzeit wohl die beste Form hat und auch bei den Buchmachern vorn liegt. Zuletzt fegte sie die Weltranglistenzweite Halep 6:1, 6:0 vom Platz.
Die Geheimfavoriten
Bei den Männern zählen der Sieger von 2014, Marin Cilic (gesetzt an 5), der Österreicher Dominic Thiem (6), der mit Zverev unlängst für das Frauen-Magazin Vogue posierte, sowie Grigor Dimitrov (7) dazu. Auch dem unberechenbaren Australier Nick Kyrgios ist eine Überraschung zuzutrauen. Bei den Buchmachern ist der Bad Boy sogar die Nummer fünf. Auch spannend: der junge Russe Karen Khachanov, der sich von Platz 96 im vergangenen Jahr auf Rang 21 vorgespielt hat. Oder der 18-jährige Kanadier Denis Shapovalov, der innerhalb eines Jahres von Platz 246 auf 69 hochschnellte.
Bei den Damen werden viele Venus Williams die Daumen drücken. Für die 37-Jährige wäre es der 50. Turniersieg ihrer Karriere. Vielleicht schafft aber auch die French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko die nächste Sensation. Und dann ist da ja noch die Wildcard-Inhaberin Maria Scharapowa...
Die deutschen Hoffnungen
Wie bei jedem Grand Slam gilt das Motto: Das Erreichen der zweiten Turnierwoche wäre schon ein Erfolg. Das gilt sowohl für die Gesetzten Julia Görges (30) und Mischa Zverev (23) als auch für das Heer der Ungesetzten von Philipp Kohlschreiber, Jan-Lennard Struff, Florian Mayer bis Dustin Brown sowie von Mona Barthel, Tatjana Maria, Carina Witthöft, Andrea Petkovic bis Annika Beck. Weitere Athleten kämpfen in der Qualifikation um einen Platz im Hauptfeld. Der ist nicht nur sportlich attraktiv, sondern auch finanziell: Wer Runde eins erreicht, hat schon 43 313 Dollar verdient.