Tempo, Felix! Neureuther auf dem Weg zum Alleskönner?

Alpin-Star Felix Neureuther startet in der Abfahrt, um seine Chancen bei Olympia zu steigern. Für die Rennen in Kanada verzichtet der Garmischer sogar auf den lukrativen Show-Slalom von Moskau.
von  Abendzeitung
Medaillenhoffnung für Vancouver: Felix Neureuther.
Medaillenhoffnung für Vancouver: Felix Neureuther. © dpa

HERZOGENAURACH - Alpin-Star Felix Neureuther startet in der Abfahrt, um seine Chancen bei Olympia zu steigern. Für die Rennen in Kanada verzichtet der Garmischer sogar auf den lukrativen Show-Slalom von Moskau.

Felix Neureuther erwies sich als Traditionalist. Bei der Einkleidung des DSV, wo es für die erfolgreichsten Sportler des letzten Winters wieder neue Dienstwagen gab, suchte sich Deutschlands bester Alpinfahrer wie im Vorjahr einen A4 Avant heraus. Mit 3-Liter-Motor, von Null auf Hundert in 6,5 Sekunden, Tempo 250. „Der geht richtig gut“, strahlte der 25-Jährige bei der Übergabe, „ein Dienstwagen, der sicher ist und schnell.“

Tempo mag der Garmischer. Nun auch im kommenden Winter. Denn da wagt sich Neureuther nun endlich auch auf die Abfahrtspiste.

Mit Neureuther geht es nun immer rasanter bergab. Felix, auf dem Weg vom Slalomspezialist zum Alleskönner?

Die Abfahrt war schon immer Neureuthers Traumdisziplin. Seit Jahren spricht er von seinem Wunsch, sich einmal die Kitzbüheler Streif hinunterstürzen zu dürfen. Allein, die Trainer bremsten ihn immer aus. Der Bub solle sich lieber weiter auf den Slalom konzentrieren.

Wie die AZ erfuhr, ist das jetzt anders. Denn Olympia steht an, die Winterspiele von Vancouver. Und da wäre Neureuther bei den alpinen Männern nicht nur im Slalom, sondern auch in der Kombination der einzig realistische Medaillenkandidat. Schließlich ist die Ausfallquote im Zweikampf aus Abfahrt und Slalom meist recht hoch, zudem hat Neureuther ein gutes Vorbild: Seinen besten Kumpel Ted Ligety, den jungen wilden Olympiasieger aus Utah, der 2006 in Turin Gold holte.

Und dass Neureuther gut abfahren kann, zeigte er zuletzt im März. Bei den Deutschen Meisterschaften auf dem Pitztaler Gletscher holte er den Titel, und zwar deutlich vor den Speed-Spezialisten wie Tobias Stechert, Stephan Keppler und Andreas Strodl.

Neureuther fand Geschmack an der Geschwindigkeit, seinen Appetit auf Tempo darf er auch im Weltcup zeigen. Nach seinem Saison-Debüt, dem Slalom im finnischen Levi am 15. November, geht es gleich weiter nach Kanada, wo am 28. und 29. November in Lake Louise Abfahrt und Super-G anstehen. Trainiert wird dort ab 25. November.

Dafür lässt Neureuther sogar die Russen links liegen – den Show-Slalom von Moskau, das Alpin-Spektakel mitten in der Hauptstadt, dessen Premiere Neureuther im Januar gewann. Auch jetzt bekäme er als Sieger gut 20 000 Euro Preisgeld. Doch darauf verzichtet er nun.

Unklar ist noch, welche Abfahrten Neureuther vor Olympia noch fahren wird. Die Generalprobe, die letzte Abfahrt vor Vancouver, wäre übrigens Kitzbühel. Sein Traum.

Florian Kinast

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