Teil 1 der AZ-Serie: Die größten Ski-Irrtümer

Rund um den Ski- und Wintersport kursieren viele Halbwahrheiten und Trugschlüsse, die sogar gefährlich werden können. Um über weit verbreitete Ski-Irrtümer aufzuklären, stellt die AZ die größten "Ski-Weisheiten" vor.
von  az
Auf der Piste herrschen viele Unklarheiten und Gerüchte über den Skisport. Im ersten Teil der AZ-Serie werden die ersten fünf Irrtümer vorgestellt.
Auf der Piste herrschen viele Unklarheiten und Gerüchte über den Skisport. Im ersten Teil der AZ-Serie werden die ersten fünf Irrtümer vorgestellt. © dpa

Rund um den Ski- und Wintersport kursieren viele Halbwahrheiten und Trugschlüsse, die mitunter auch gefährlich werden können. Um über weit verbreitete Ski-Irrtümer aufzuklären, stellt die AZ die größten "Ski-Weisheiten" vor.

München - Worin unterscheiden sich die verschiedenen Ski-Bindungen und kann ich diese auch selbst einstellen? Kann ich die Ski meines Freundes direkt auf der Piste austauschen und damit weiterfahren wie bisher? Welche Faktoren garantieren meine Sicherheit auf der Piste? Wie alt darf mein Skischuh sein und wann sollte ich ihn besser austauschen? Ist das Fahren mit langen oder kurzen Skiern kraftaufwendiger? Diese Fragen, verbunden mit bestimmten Irrtümern, beantwortet die AZ im ersten Teil der Serie über die größten Halbwahrheiten auf der Piste.

Ski-Irrtum Nr. I: „Meine Bindung kann ich selbst einstellen, Hauptsache der Schuh sitzt fest.“

Viele Wintersportler scheuen vor dem Saisonstart den Gang zum Sportfachhändler und stellen ihre Skibindung im „Do-it-yourself“-Verfahren ein. Ein Fehler, der schwerwiegende Folgen haben kann! Fast jeder fünfte Skiunfall ist auf fehlerhafte Ausrüstung zurückzuführen. Dabei ist der Spagat zwischen Halte- und Auslösefunktion eine echte Gratwanderung. Während für Anfänger, die öfter stürzen, die Auslösefunktion wichtiger ist, die Bindung also generell etwas leichter eingestellt wird, steht für gute Skifahrer die Haltefunktion im Vordergrund, da sie mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind und dabei größere Kräfte wirken. Für die optimale Einstellung spielen mehrere Faktoren zusammen: Neben persönlichen Daten wie Körpergröße und Gewicht oder Kniedurchmesser kommt es auch auf das skifahrerische Können, das Alter und die Sohlenlänge der Skischuhe an. Die Bindung wird also ganz individuell nach den Ansprüchen des Skifahrers eingestellt.

Ski-Irrtum Nr. II: „Die neuen Ski meines Freundes probiere ich bei der nächsten Fahrt einfach mal aus.“

So verlockend es auch ist, die neuesten Skimodelle des Freundes einmal selbst zu testen – von einem kurzentschlossenen Skitausch auf der Piste sollten Wintersportler unbedingt absehen! Auch bei gleichem Körperbau, Gewicht, Fahrvermögen, ja sogar bei gleicher Schuhgröße kann der optimale Einstellungswert der Bindung variieren – und eine falsch eingestellte Bindung kann bei Stürzen schnell zu Verletzungen führen! Zum einen kann die Sohlenlänge bei gleicher Schuhgröße unterschiedlich sein, zum anderen verändert sich die Feder im Inneren der Bindung je nach den Belastungen, denen sie bereits ausgesetzt wurde. Erst mit der richtigen Längenanpassung entsteht ein optimales Spannungsverhältnis zwischen Fersenautomat und Vorderbacken. Ist bei mir der Druck zu groß, kann er bei meinem Freund schon wieder zu klein sein – eine korrekte Auslösefunktion ist dann nicht mehr gewährleistet.

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Ski-Irrtum Nr. III: „Skifahren ist gefährlich, es passieren immer mehr Skiunfälle.“

Häufig wird die subjektive Einschätzung von gestiegenen Unfallzahlen und einer generell erhöhten Verletzungsgefahr auf unseren Skipisten geäußert. Dieses Empfinden trügt – das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Seit 1979/1980 ist ein Rückgang der Unfallzahlen von insgesamt über 59 Prozent verzeichnet worden. Der langfristige Trend zu einer geringeren Anzahl an Verletzungen im alpinen Skisport hat sich auch in den vergangenen Jahren weiter fortgesetzt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Neben einem höheren Sicherheitsbewusstsein in der Bevölkerung und Verbesserungen in der Pistenpräparation trugen vor allem die steten Weiterentwicklungen am Material zu einer erhöhten Sicherheit im Skisport bei. Sicherheitsbindungen, die vor einigen Jahrzehnten noch nicht auf dem Markt waren, schützen heute Schien- und Wadenbein sowie Gelenke vor Verletzungen, innovative Skischuhe sorgen für eine verbesserte Kraftübertragung. Falls es doch zu einem Skiunfall kommt, garantiert außerdem ein dichteres und professionelleres Rettungsnetz, dass Verletzte schneller erstversorgt werden. Entgegen des Anscheins passieren Kollisionen zweier oder mehrerer Skisportler eher selten. 80 Prozent aller Unglücke basieren auf Fahrfehlern und damit auf Eigenverschulden.

Ski-Irrtum Nr. IV: „Mein zehn Jahre alter Skischuh funktioniert noch super.“

Die altbewährten Skischuhe sind komfortabel, angenehm zu tragen und passen sehr gut – man mag sie gar nicht mehr weggeben. Wem geht es nicht so? Doch die Bequemlichkeit kann mitunter gefährlich werden. Zwar drückt der alte Skischuh nicht, doch der Grund dafür ist mitunter weniger erfreulich: Das Material ist über die Jahre „müde“ geworden. Durch die jahrelange intensive Nutzung verliert der Schuh an Formschlüssigkeit. Die Konsequenz: Der Skischuh bietet keinen guten Halt mehr und die optimale Kraftübertragung lässt nach. Zusätzlich dünstet der Weichmacher mit zunehmendem Alter aus der Kunststoffschale aus – die Schale kann brechen. Zu guter Letzt nutzen sich auch die Sohle und damit die Anschlussstücke zwischen Skischuh und Bindung über die Jahre ab. Die Sicherheitsfunktion der Skibindung ist dann nicht mehr gewährleistet. Hat ein Skischuh bereits zehn Jahre auf dem Buckel, besteht eine erhebliche Gefahr, dass die Schale während des Skifahrens bricht.

Ski-Irrtum Nr. V: „Kürzere Ski kosten weniger Kraft und sind leicht zu fahren.“

Je kürzer der Ski, desto geringer wird der Drehwiderstand. Da liegt der Trugschluss nahe, ein kurzer Ski sei leichter zu handhaben. Jedoch: Ein kurzer Ski möchte immer auf der Kante gefahren werden. Zwar dreht er leichter ein als längere Bretter, aber der Skifahrer muss die Fahrlinie anschließend muskulär halten. Das heißt konkret: Skisportler mit kürzerem Material müssen zwar weniger Kraft für die Kurveneinleitung aufbringen, ihre Muskeln müssen jedoch deutlich mehr Haltearbeit über den restlichen Verlauf der Kurve leisten. Denn bei kleineren Kurvenradien wirken höhere Zentrifugalkräfte, denen der Skifahrer entgegenwirken muss. Das kostet über den gesamten Skitag gesehen viel Kraft – kein Wunder, dass der Pistenspaß spätestens am Nachmittag richtig in die Beine geht. Regelmäßige Pausen sind deshalb Pflicht! Ein etwas längerer Ski ist gutmütiger und fehlerverzeihend und so über den ganzen Skitag hinweg kraftsparender zu fahren.

Das waren die ersten fünf Pisten-Trugschlüsse, morgen gibt's den zweiten Teil der AZ-Serie der größten Irrtümer rund um's Skifahren!

<strong>Alle Infos zum Skifahren und Wintersport finden Sie auf der AZ Ski- & Schneeseite</strong>

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