Tanzend zuschlagen

Warum sich Box-Weltmeister Arthur Abraham mit Tango auf seine Titelverteidigung gegen Raul Marquez (USA) vorbereitet. "Das verbessert die Beinarbeit, macht ihn leichtfüßiger."
BAMBERG Wenn sich ein Boxer im Ring ungelenk oder gar plump bewegt, dann wird so einer gern mal als „Tanzbär“ bezeichnet. Das ist natürlich abfällig gemeint.
Dabei können Fähigkeiten als Tänzer einem Kämpfer offenbar auch helfen. Siehe Mittelgewichts-Weltmeister Arthur Abraham (28), seit 2005 Champion des Verbandes IBF. Als Vorbereitung auf seine achte Titelverteidigung am Samstag gegen Raul Marquez (USA) in Bamberg hat Trainer Uli Wegner seinem Schützling einen Tanzkurs aufgebürdet.
„Ich habe ihm das empfohlen, und er hat gesagt: ,Wenn Sie das sagen Trainer, versuche ich das’“, erklärt Wegner. Die Absicht, die dahinter steckt: „So wird er noch leichtfüßiger, verbessert seine Beinarbeit.“ Abrahams Manager Wilfried Sauerland meinte: „Wenn ihm was weiterhilft, macht Arthur es. Egal, was es ist.“
Abraham ist nicht der einzige bärige Tanz-Boxer. Auch Schwergewichts-Champ Wladimir Klitschko, der in seiner Jugend Breakdancer werden wollte, wird von Trainer Emanuel Steward tanzend durch den Ring gejagt. „Bei uns ist es aber nicht klassisch mit einer Partnerin, sondern eher Freestyle“, sagt Steward.
Abraham absolvierte einen regulären Tanzkurs. Dort entdeckte er sein Faible für lateinamerikanische Rhythmen. Er mag Tango, Salsa, Rumba und Cha-Cha-Cha. Abraham: „So lernt man nebenbei was fürs Privatleben.“
Auch da geht es bewegt zu. Abraham muss sich Mitte Oktober vor Gericht verantworten. Eine Hotelpraktikantin hat den Boxer angezeigt. Der Vorwurf: sexuelle Nötigung. „Die Vorwürfe sind haltlos“, sagt Abraham. Wegner meint: „Es ist nichts passiert. Arthur ist ein Gentleman.“ Hoffentlich nicht nur auf der Tanzfläche.
Matthias Kerber