Sweetheart Lena

Allein im letzten Monat erhielt die Biathlon- Weltmeisterin 100 neue Sponsoren-Angebote. Für Rasenmäher und Industrietauchen soll Magdalena Neuner aber nicht werben. „Sie muss glaubwürdig bleiben“, sagt ihr Manager.
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Die Strick-Lena: Magdalena Neuner macht Werbung für Wolle
Olonetzky Die Strick-Lena: Magdalena Neuner macht Werbung für Wolle

MÜNCHEN - Allein im letzten Monat erhielt die Biathlon- Weltmeisterin 100 neue Sponsoren-Angebote. Für Rasenmäher und Industrietauchen soll Magdalena Neuner aber nicht werben. „Sie muss glaubwürdig bleiben“, sagt ihr Manager.

Eine Woche hat Magdalena Neuner noch. Ausspannen im Urlaub, zusammen mit Freund Björn, weit weg auf den Seychellen. Zum Erholen und zum Verarbeiten der letzten Monate, wo sie den Gesamt- Weltcup im Biathlon gewann und drei WM-Titel, wo sie endgültig zum Superstar des Wintersports aufstieg.

Magdalena Neuner sollte die Ruhe noch genießen. Denn nach der Rückkehr nächste Woche steht viel Arbeit an. Daheim in Wallgau geht’s für die 21-Jährige dann ans Ausmisten. 100 neue Angebote hat ihr Manager Stephan Peplies allein im letzten Monat erhalten. Von Unternehmen, die Neuner gerne als Frontfrau für PR-Kampagnen hätten. Eine ganz neue Dimension für Peplies. Aber natürlich auch viel zu viel.

"Sie muss einfach die Lena bleiben"

Sie könnte für Rasenmäher werben oder für Industrietauchen, Baumaschinen oder Fertighäuser. „Manche Angebote zielen auf sogenannte Sweetheart- Deals“, sagt Peplies. „Da haben Manager einfach die Magdalena in ihr Herz geschlossen, ohne dass da eine Sponsoring- Strategie dahintersteckt. Aber das sind Projekte, denen wir uns eigentlich verschließen. Sie muss glaubwürdig und authentisch sein.“ Sie muss einfach die Lena bleiben.

Deswegen wird Peplies mit dem Angebotsstapel nach Wallgau reisen, dort mit Neuner und ihren Eltern über die künftigen Werbepartner entscheiden. Drei klare Favoriten gibt es aber bereits. Eine Firma mit Naturkosmetik, wofür Neuner laut Peplies „ein großes Faible“ hat. Dazu ein Telekommunikationskonzern, denn: „Lena ist nicht nur ein konservatives, in der Heimat verwurzeltes Mädchen, sondern auch modern, jung dynamisch.“ Eine, der man es auch abnimmt, wenn sie sich ein Handy ans Ohr hält. Und dann darf sie sich in der Werbung bald auch versündigen. Bei Süßigkeiten. „Lena“, sagt Peplies, „ist eine Naschkatze.“

Modellfall der sanften Vermarktung

Eine, die den Rachen nicht voll genug bekommen kann? Eine, an der man sich bald satt sieht? „Da habe ich keine Befürchtung“, sagt Peplies, „Lena ist ein Modellfall der sanften Vermarktung.“ Der Münchner Marketing-Experte Peter Ehm sieht das etwas skeptischer. „Eine nicht ungefährliche Strategie“, sagt Ehm, der an Oliver Bierhoff erinnert, den heutigen DFB-Manager. „Der hatte in der Hochphase seiner Karriere auch sechs verschiedene Werbeauftritte, vom Shampoo bis zum Maßhemd. Das war zuviel. Anderseits ist es verständlich, dass man in so einer Boom-Zeit mitnimmt, was man kann.“

An eine Reizüberflutung durch Neuner glaubt Ehm aber nicht. „Ich denke nicht, dass uns die Sponsoren die Lena so um die Ohren hauen, dass wir sie nicht mehr sehen können.“

Hübsch, apart, bodenständig und eloquent

Zu sehen wird sie bald in zwei TV-Spots sein. Für ihre bisherigen Großsponsoren, das Kreditinsitut „Société Generale“ und die Strickwaren von „Lana Grossa“. Die Dreharbeiten beginnen im Mai, ausgestrahlt werden die Spots dann im Herbst, dazu erscheint sie für den Woll-Produzenten auch auf Plakaten und im firmeneigenen Magazin. Dass die Flut an Werbe-Angeboten irgendwann abebbt, ist derzeit kaum vorstellbar. „Sie hat sich eine Alleinstellung erarbeitet“, sagt Peplies, „sie ist ein Phänomen. Hübsch, apart und eloquent, bodenständig und ehrlich. Wer sie kennenlernt, weiß, woher der Zauber rührt.“

Aber auch Peplies weiß, dass irgendwann mal Schluss ist. Gut geschminkt stricken und nebenbei Schokolade kauend am Handy ihr Geld anlegen, das sollte reichen. „Wir haben mit den Sponsoren gute Partnerschaften, die sehr verantwortungsvoll mit Lenas Zeit umgehen“, sagt Peplies. „Denn vorrangig ist Lena Sportlerin. Und ohne Sport ist alles nichts.“ Und ohne Erfolg auch weniger Sponsoren. Für Lena, die sweete Naschkatze.

Florian Kinast

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