„Superman Bolt – der neue Beckham“

Die Erfolge des Wundersprinters werden ihm zehn Millionen Euro jährlich einbringen – glaubt ein Marketing-Experte. „Er erreicht die MTV-Generation, ist einfach cool.“
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Gesicht dieser WM: Wundersprinter Usain Bolt.
Bongarts/Getty Images Das Gesicht dieser WM: Wundersprinter Usain Bolt.

Die Erfolge des Wundersprinters werden ihm zehn Millionen Euro jährlich einbringen – glaubt ein Marketing-Experte. „Er erreicht die MTV-Generation, ist einfach cool.“

BERLIN Nach der WM ist vor dem Werbevertrag. Zumindest für die überschaubare Gruppe der Leichtathleten, die die Plattform Weltmeisterschaft nutzen konnte, um sich in die Köpfe oder Herzen der Zuschauer vorzuspringen, -laufen, -werfen. Sie können ihre Medaillen versilbern. In der AZ schätzt Marketing-Experte Sven Müller, Geschäftsführer von People Brand Marketing (hat u.a. Felix Magath, Miroslav Klose, Tom und Bill Kaulitz von Tokio Hotel und Felix Neureuther unter Vertrag) den Werbewert der Stars ein.

Usain Bolt (Gold über 100 m, 200 m und in der Staffel):

„Auch für Bolt ist es entscheidend, dass er über den Status des schnellsten Mannes der Welt hinauskommt. Dafür muss er glaubwürdige Geschichten außerhalb des Sports bringen, die die Menschen berühren. Da muss ein langfristiger Aufbau seines Profils außerhalb stattfinden, dann kann er zu einer Art Beckham werden. Dann kann er auf zehn Millionen Euro Einnahmen im Jahr kommen“, sagt Müller, der einer der Köpfe war, die die Marketingstrategien für die Klitschko-Brüder entwickelt haben. „Bolt kann die MTV-Generation erreichen. Er kann den Transfer in den Lifestyle schaffen, etwa in Puff-Daddy-Videos auftreten. Er ist cool. In der Superman-Skala ist bei ihm nach oben keine Grenze.“

Robert Harting (Gold im Diskus):

„Er ist ein Rocker mit Ecken und Kanten, hat ein Bad-Boy-Image. Er ist, durch seine krassen Aussagen, zu einem der deutschen WM-Gesichter geworden. Er hat zwei, drei Wochen Zeit, dieses Rampenlicht zu nutzen, dann ist das Fenster wieder zu“, weiß Marketing-Experte Müller. „Seine Zielgruppe ist sicher jünger. Eine, die Provokationen auch mal gut findet. Er ist authentisch. Wenn er für was wirbt, nimmt man ihm ab, dass er dafür einsteht.“

Ariane Friedrich (Bronze im Hochsprung):

„Sie ist, auch wenn sie kein Gold geholt hat, eine der Gewinnerinnen. Sie ist modern, selbstbewusst, flippig und hat auch den Look. Es ist oft so, dass eine attraktive Verliererin besser zu vermarkten ist als ein langweiliger Gewinner“, weiß Müller, „sie hat das Potenzial für eine groß angelegte Werbekampagne von Ausrüsterfirmen. Sie hat aber, aufgrund ihrer Modernität, auch die Chance, sich über den Sport hinaus zu etablieren.“

Steffi Nerius (Gold im Speerwurf):

„Sie lebt von der Dramatik des Moments. Mit 37 Jahren, beim letzten großen Event der Karriere, endlich das ersehnte Gold zu holen, ist toll“, sagt Müller, „da sie sich um Behindertensportler kümmert, sehe ich Potenzial. Sie ist für Kampagnen mit sozialen Aussage geeignet.“

Die anderen deutschen Medaillengewinner wie Kleinert (Kugel-Silber), Bartels (Kugel-Bronze), Oeser (Siebenkampf-Silber):

„Grundsätzlich sind Athleten aus Kraftdisziplinen schwerer zu vermarkten. Gewichtheber Matthias Steiner, mit der Geschichte seiner verstorbenen Frau, ist eine Ausnahme. Auch für Jenny Oeser ist es diffizil“, sagt Müller, „einen Sportler aufzubauen, dafür ist Zeit nötig. Bei Sportlern, die nur selten eine große Plattform haben, ist es schwierig. Sie stehen in Konkurrenz zu Fußballern, die jede Woche präsent sind, zu Schauspielern oder Musikern. Da darf man sich nicht vom grellen Rampenlicht des Momentes blenden lassen. Das vergeht schnell.“

Matthias Kerber

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.