Stuck zu Vettel: "Nicht um die Eier anderer kümmern!"

Motorsport-Experte Striezel Stuck über Vettel und den Clinch in der Formel 1 – und über die DTM: warum Rockenfeller ein würdiger Sieger ist,
Ralf Loweg |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Motorsport-Experte Striezel Stuck über Vettel und den Clinch in der Formel 1 – und über die DTM: warum Rockenfeller ein würdiger Sieger ist.

AZ: Herr Stuck, viele Formel-1-Fahrer sind stocksauer auf Sebastian Vettel. Der Weltmeister wirft seinen Rivalen vor, „die Eier in den Pool zu hängen”, während er mit dem Team hart arbeite. Ist er mit dieser Aussage über das Ziel hinausgeschossen?

HANS-JOACHIM STUCK: Ich weiß auch nicht, was ihn da geritten hat. Um die Eier von anderen Menschen muss er sich nun wirklich nicht kümmern. Man sollte sich schon überlegen, was man sagt. Vor allem, wenn es gegen Kollegen geht.

Nico Rosberg hat Vettel nach der Eier-Attacke schwere Vorwürfe gemacht. Der Weltmeister sei arrogant und abgehoben. Finden Sie das auch?

Nein, das sehe ich anders. Ich finde, der Sebastian ist immer noch ein bodenständiger Mensch. Doch nach dem, was er gesagt hat, war klar, dass die Retourkutsche nicht gerade freundlich ausfällt.

Marc Surer hat Vettel geraten, das Team zu wechseln, um zu zeigen, dass er auch mit einem anderen Auto gewinnen kann. Dann würden die Pfiffe gegen ihn verstummen. Was halten Sie davon?

Blödsinn. Warum sollte sich Sebastian das Leben unnötig schwer machen? Er ist froh, dass er im Red Bull sitzt und das Auto im Griff hat. Er braucht nichts mehr zu beweisen. Dass er Auto fahren kann, hat er gezeigt. Sonst wäre er nicht dreimal Weltmeister geworden.

Vettel hat bereits 60 Punkte Vorsprung. Wer soll ihn auf dem Weg zum vierten WM-Titel noch einholen?

Sebastian kann sich nur noch selber stoppen. Wenn er vom Stuhl oder vom Radl fällt. Nur wenn er sich verletzt, kann er theoretisch noch eingeholt werden.

Hat der Rennfahrer Vettel überhaupt Schwächen?

Wer so erfolgreich ist, hat nach außen keine Schwächen. Da können zwar irgendwo welche sein, doch die sind für Außenstehende nicht zu sehen, wenn man auf der Siegerstraße fährt.

Und was ist mit den Pfiffen? Kann so etwas Vettel noch aus der Bahn werfen?

Nein, das steckt er sehr professionell weg. Aber es belastet ihn schon, das ist auch gut so. Das zeigt, dass er ein Mensch ist und kein Renn-Roboter.

Mike Rockenfeller ist im Deutschen Tourenwagen Masters DTM einen Schritt weiter als Vettel in der Formel 1 und steht bereits als neuer Meister fest. Eine Überraschung?

Das hat sich angedeutet. Rocky ist nicht nur ein verdienter, sondern auch ein würdiger Champion. Er war über die gesamte Saison hinweg der beste Fahrer.

Was halten Sie von der Kritik, dass Rocky zu leise und zu lieb ist?

Gegen liebe und brave Menschen ist nichts einzuwenden. Das liegt im Naturell eines jeden Einzelnen. Ich zum Beispiel gehöre der Gattung der Extrovertierten an. Ich bin jemand, der auch mal jodelt oder sonst was macht. Aber Rocky ist ein sehr emotionaler Mensch. Das zeigt er halt nicht so nach außen. Bei der Zieldurchfahrt in Zandvoort hat er unter seinem Helm Tränen fließen lassen.

Viele Fans kehren der DTM inzwischen den Rücken. Sie vermissen packenden Motorsport, den es früher mit Fahrern wie Klaus Ludwig, Bernd Schneider, Christian Danner und Ihnen gab. Was sagen Sie dazu?

Wir haben es mit einer veränderten Situation in der Gesellschaft zu tun. Wir befinden uns im digitalen Zeitalter. Da gibt es jetzt andere Freizeitangebote. Früher sind die Menschen nach Hockenheim gefahren, haben sich auf die Tribüne gesetzt und waren zufrieden. Heute spielt sich viel mehr im Internet ab. Diesem Trend müssen wir uns mit der DTM anpassen.

Wie soll das gehen? Da sind auch Sie als Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes DMSB gefordert …

Wir müssen die Kritik der Fans ernst nehmen. Wenn die uns Leserbriefe schreiben, in denen steht, dass sie ein DTM-Rennen heute nicht mehr interessant finden, müssen wir uns Gedanken machen, wie wir das ändern können.

Haben Sie da schon Ideen?

Vielleicht müssen wir da mal am Rennformat arbeiten. Wir müssen uns überlegen, ob wir mit den Reifenwechseln auf dem richtigen Weg sind. Vor allem müssen wir den Fans wieder zuhören. Wir müssen die DTM gemeinsam auf Kurs bringen.

Das ist zuletzt offenbar zu wenig gemacht worden, oder?

Wir alle müssen uns da auch an die eigene Nase fassen. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht in einer Blase befinden. Wir finden das alles toll und super, aber wir müssen auch auf die Leute hören, die unsere Kunden sind.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.