Stuck: „Theissen zaudert zu viel“

Striezel Stuck, einst Berater bei BMW, empfiehlt dem kriselnden Formel-1-Team aus München,den Motorsportdirektor zu entlasten: „Möglicherweise täte eine Doppelspitze gut.“
von  Abendzeitung
Von Stuck kritisiert: Mario Theissen.
Von Stuck kritisiert: Mario Theissen. © dpa

Striezel Stuck, einst Berater bei BMW, empfiehlt dem kriselnden Formel-1-Team aus München,den Motorsportdirektor zu entlasten: „Möglicherweise täte eine Doppelspitze gut.“

SILVERSTONE Momentan ist ein ziemlich ungünstiger Zeitpunkt für Vertragsgespräche in der Formel 1. An diesem Freitag könnte schließlich der Streit um die Macht in der Formel 1 zwischen den Herstellern und FIA-Boss Max Mosley eskalieren. Heute läuft Mosleys Ultimatum ab. Bis dahin sollen BMW, McLaren-Mercedes, Brawn, Toyota und Renault ihre Vorbehalte gegen Mosleys radikalen Sparkurs zurückziehen, sonst fliegen sie womöglich raus.

Klar, dass alle anderen Probleme gerade in den Hintergrund treten. Zum Beispiel, dass BMW und McLaren-Mercedes auch beim achten Saisonlauf in Silverstone am Sonntag (14 Uhr, RTL und Premiere live) nicht den ersten Saisonsieg einfahren werden. Äußerst unwahrscheinlich ist auch, dass BMW-Motorsportchef Mario Theissen schon an diesem Wochenende den Kampf mit Mercedes um Nico Rosberg, den Wunschpiloten für die kommende Saison, gewinnen wird.

Doch das liegt nicht nur am Regelstreit, der momentan natürlich Theissens Konzentration erfordert. Sondern womöglich auch am promovierten Ingenieur selbst: „Mario Theissen ist ein brillianter Techniker, einer, der Dinge immer perfekt analysiert. Aber manchmal zaudert er zu viel", sagt einer, der den 56-Jährigen lange kennt: Striezel Stuck. Er war bis 2008, bis zu seinem Wechsel zu VW, Berater bei BMW und lange Jahre erfolgreich unterwegs mit den Sport- und Tourenwagen der Münchner. Vor allem Theissens traditionelles Zögern bei Verhandlungen mit den Fahrern stößt Stuck auf. „BMW hatte meines Wissens zwei Mal die Gelegenheit, Fernando Alonso zu verpflichten, sie haben Sebastian Vettel komplett zu Red Bull gehen lassen und zu Nico Rosberg wollen sie sich jetzt nicht äußern", sagt er. Dabei müsste man einen wie Rosberg, „wenn er jetzt auf dem Markt ist, sofort holen", meint Stuck.

Stuck: "BMW hatte zweimal die Gelegenheit, Alonso zu holen"

Theissen dagegen beteuert gebetsmühlenartig, dass „bei BMW traditionell der Herbst die Zeit ist, in der wir uns erst zu Fahrern äußern". Dann aber könnte Rosberg längst vom Markt sein. Zumal der gebürtige Wiesbadener – angesichts der BMW-Krise – ohnehin daran zweifeln dürfte, ob BMW der richtige Rennstall ist, um seinen Ambitionen gerecht zu werden. „Umso mehr müssen sie sich jetzt intensiv um ihn bemühen", sagt Stuck.

Aber dafür fehlt Theissen womöglich auch schlicht die Zeit. Der Motorsportdirektor muss sich bei BMW schließlich um fast alles kümmern.

Anders als etwa bei McLaren-Mercedes, wo mit Mercedes-Mann Norbert Haug und McLaren-Boss Martin Whitmarsh eine Doppelspitze agiert, ist Theissen allein verantwortlich bei BMW. Und hat zudem unter sich nur wenige Ingenieure, die zur absoluten Spitze in der Formel 1 zählen. Stuck sagt: „BMW hat Willy Rampf, der sehr erfahren und sehr gut ist, aber einen genialen Konstrukteur wie es Adrian Newey bei Red Bull ist, den haben sie nicht. Solche Leute brauchst du aber, wenn du zur absoluten Spitze zählen willst.“

Theissen gilt als Teamplayer, möglicherweise ist seine Mannschaft aber nicht stark genug: „Möglicherweise täte BMW eine Doppelspitze gut. Als BMW seinerzeit wieder in die Formel 1 eingestiegen ist, hat Theissen ja auch mit Gerhard Berger zusammengearbeitet“, sagt Stuck. Und damals, 1998, war BMW nur Motorenlieferant für Williams. Mittlerweile wollen sie aus eigener Kraft Weltmeister werden. Möglicherweise fehlt dafür aber das Personal.

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