Stromstöße statt Hanteltraining

Bei EMS Fitness in München werden die Muskeln der Sportler elektronisch stimuliert. Das ist anfangs ungewohnt – an der Wirkung der Übungen gibt es allerdings keinen Zweifel.
Julian Galinski |
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Trainer Andres Jäger erklärt AZ-Reporter Julian Galinski eine EMS-Brustübung.
Gregor Feindt Trainer Andres Jäger erklärt AZ-Reporter Julian Galinski eine EMS-Brustübung.

Eine blaue Leuchte nach der anderen erlischt. „Wenn nur noch zwei blinken, spannst du deine Muskulatur an”, sagt Andres Jäger. Ich atme tief ein, drei, zwei – Anspannung – eins. Dann fließt der Strom.

Das fühlt sich erst einmal höchst seltsam an für jemanden, der sonst gewohnt ist gegen die Schwerkraft oder mechanischen Widerstand zu arbeiten. Schulterbreiter Stand, die Knie sind angewinkelt, der Oberkörper leicht nach vorne gebeugt: Ich drücke meine Hände vom Oberkörper weg, während der Impuls über Elektroden in meinem Spezialanzug in meine Brustmuskulatur fährt.

Elektronische Muskel-Stimulation heißt diese Trainingsmethode (kurz: EMS) und sie unterscheidet sich grundlegend von dem, was ich als konventionell Trainierender erlebt habe. „Mit EMS-Training aktivieren wir 90 Prozent der Muskelfasern”, sagt Trainer und Geschäftsführer Jäger. So fühlt es sich auch an: Beim fortgeschrittenen Hanteltraining aktivieren wir rund 70 Prozent der jeweiligen Fasern – aber das hier ist noch einmal intensiver.

Nach der Brustpresse folgt das klassische Lat-Ziehen für den Rücken, dann eine kombinierte Bizeps- und Schulterübung, zuletzt Ausfallschritte. Dabei steht immer der ganze Körper unter Strom, auch an den Oberarmen und Oberschenkeln sind Elektroden angebracht. „Allerdings werden nur die willentlich gesteuerten Muskeln beansprucht”, sagt Jäger. Einen ungewollten Schluckauf als Nebenerscheinung gibt es also garantiert nicht.

„Mit EMS Fitness”, wirbt das Münchner Studio auf seiner Internetseite, „erreichen Sie Ihre Traumfigur ohne Mühe und Schweiß”. Obwohl: Schwitzen kann man auch beim EMS-Training ganz hervorragend, auch schon bei überschaubarer Intensität der Impulse. Und was die Mühe betrifft: Tatsächlich ist EMS-Training sehr einsteigerfreundlich: Weil keine Gerätebenutzung oder Übungen erlernt werden müssen. „Das Training ist zeitsparend, effizient und nachhaltig”, sagt Jäger.

Grundsätzlich können Hochleistungssportler wie Rentner EMS-Training betreiben, besonders spricht es allerdings Menschen an, die ihre wenig für Sport verfügbare Zeit möglichst effektiv nutzen wollen. „30 Prozent unserer Mitglieder sind Mediziner”, sagt Jäger, „viele Geschäftsleute schauen auch gerne in der Mittagspause vorbei.”

Mir persönlich fehlt beim EMS–Training ein wenig die Haptik einer Hantel in der Hand, aber die Intensität hat mich dann doch erstaunt. Auch zwei Tage später noch, als ich auf meinem Schreibtischstuhl Platz nehmen möchte: Was für ein Muskelkater im Glutaeus maximus. Auch im Trizeps zwickt’s ziemlich ordentlich. Die Aufwand-Ertrag-Rechnung stimmt bei EMS definitiv.

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