Striezel Stuck: "Die Pfiffe tun Vettel weh"

Weltmeister Sebastian Vettel eilt von Sieg zu Sieg – und spürt doch zunehmend Antipathien. Hier erklärt Striezel Stuck, wie es zum Buhmann-Image kommt und wie man darauf reagieren sollte.
von  Ralf Loweg

Singapur - Das war eine neue Erfahrung für Triple-Weltmeister Sebastian Vettel, bei der Siegerehrung nach seinem Triumpf beim Großen Preis von Singapur musste sich der Heppenheimer Sunnyboy plötzlich Pfiffe anhören.

Die AZ sprach darüber mit Rennfahrlegende Hans-Joachim „Striezel” Stuck.

AZ: Herr Stuck, Sebastian Vettel ist nach seinem Sieg in Singapur schon wieder ausgepfiffen worden. Wird er wegen seiner Erfolge jetzt zum Buhmann der Formel 1?

HANS-JOACHIM STUCK: Dauersieger haben nicht nur Freunde, das war immer so.

Aber warum?

Na ja, Fahrer wie der coole Kimi Räikkönen oder der nette Nico Rosberg haben halt auch ihre Fans. Wenn aber immer nur der Vettel gewinnt, werden die irgendwann sauer. Dann schlagen die sich auf die Seite der Schwächeren, und es kommt leider zu solchen Reaktionen.

Werden diese Pfiffe für Vettel Auswirkungen haben?

Ich kann nur hoffen, dass ihn das nicht belastet.

Was raten Sie Vettel in dieser für ihn so ungewohnten Situation?

Ich kann nur sagen: Lieber Sebastian, mach dir darüber keine Gedanken. Das kann dir völlig wurscht sein, deshalb gewinnst du trotzdem.

Wie sehr leidet der Mensch Vettel unter diesen Pfiffen?

Ich habe das auch schon erlebt, aber nicht so extrem wie bei Vettel. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass so etwas einem Fahrer nicht guttut. Weil er nicht weiß, was er eigentlich falsch gemacht hat.

Ist Vettel als Seriensieger etwa unsympathisch geworden?

Er hat nicht das Charisma eines Alonso oder Räikkönen. Entweder du hast es oder du hast es nicht. Da kann der Vettel nichts dafür. Er ist trotzdem ein super Typ. Und da tun die Pfiffe schon weh.

Aber was haben Fahrer wie Räikkönen, Alonso oder Hamilton, was Vettel nicht hat?

Ein Hamilton oder ein Räikkönen passen viel besser in dieses typische Rennfahrer-Klischee. Der eine macht mit Weibern rum, der andere liegt auch schon mal irgendwo betrunken unterm Tisch.

Also muss Vettel jetzt mehr Alkohol trinken …

Nein, das natürlich nicht. Aber der Sebastian ist positiv gesehen aalglatt. Und Fahrer mit Ecken und Kanten werden zu gewissen Zeiten von den Fans mehr geliebt als einer, der nur Erfolg hat.

Was kann Vettel gegen diese Pfiffe tun?

Ganz einfach: Nicht mehr gewinnen. Der Alonso und vor allem der Räikkönen haben in Singapur einen wirklich tollen Job gemacht und trotzdem hatten sie gegen Sebastian wieder keine Chance.

Auch Michael Schumacher war wegen seiner Erfolge nicht nur beliebt. Droht Vettel nun das gleiche Schicksal?

Nein, das glaube ich nicht. Schumacher war auch ein ganz anderer Mensch als Vettel. Sie haben ihn als Fahrer bewundert, aber nicht sonderlich geliebt. Und ohne das abwertend zu meinen: Schumacher hatte es einfacher als Vettel. Damals gab es nicht so viele Regeln und Beschränkungen. Michael konnte sich als Fahrer noch austoben und musste nicht auf Kommando langsamer fahren, damit die Reifen halten. Umso höher ist Vettels Erfolg einzuschätzen.

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