Steigt Ferrari aus? - Die Formel 1 vor schwarzem Freitag

LONDON - Die Fota-Teams haben sich getroffen: «Die Position hat sich nicht verändert», kommuniziert Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali die Konfrontation zur Fia. Deren Chef Max Mosley bekommt nun Hilfe von Bernie Ecclestone.
Die Uhr tickt: Der etablierten Formel 1 mit Ferrari & Co droht die letzte Stunde zu schlagen. Während Bernie Ecclestone einer nicht mehr auszuschließenden Alternativserie bereits den Kampf angesagt hat, rücken die «Roten» auch kurz vor der Entscheidung über die Zukunft der «Königsklasse» nicht von ihrem Standpunkt ab. Die Scuderia wird notfalls - wie sieben andere Rennställe - 2010 nicht bei der Weltmeisterschaft starten. «Die Position von Ferrari hat sich nicht verändert», sagte Teamchef Stefano Domenicali nach einem Meeting der Teamvereinigung Fota am Mittwoch. Sollte keine Einigung möglich sein, «dann wird die Fia keine Möglichkeit haben, Ferrari auf die Liste der für 2010 eingeschriebenen Teams zu setzen».
An diesem Freitag - es könnte ein «schwarzer» in der Grand-Prix-Geschichte werden - ist es soweit. Wann genau die Liste der Teams veröffentlicht wird, die im kommenden Jahr in der höchsten und (noch) renommiertesten Motorsportklasse Gas geben werden, will der Internationale Automobilverband Fia nicht bekanntgeben. Gemeldet haben die acht Fota-Teams Ferrari, McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, Toyota, Renault, BrawnGP, Red Bull und Toro Rosso. Allerdings unter zwei Bedingungen: ein neues Concorde Agreement sollte bis zum «Judgement Day» unterschrieben sein und es muss 2010 auf Grundlage der aktuellen Regeln gefahren werden. Man werde alles tun, um zu einer Lösung zu kommen, versicherte Domenicali.
Superfund statt Ferrari
Ansonsten könnte die Formel 1 ein kaum wünschenswertes und vor allem notgedrungenes Facelifting bekommen. Statt Ferrari könnte dann Superfund Autos ins Rennen schicken, statt McLaren-Mercedes ginge beispielsweise Epsilon-Euskadi an den Start. «Man kann sich keine Formel 1 ohne Ferrari oder die anderen Hersteller vorstellen, die so lange daran teilgenommen haben», sagte Michael Schumacher in einem Video-Interview auf der Ferrari-Homepage. Der Rekordchampion im Ruhestand schaltete sich damit erneut in den seit drei Monaten tobenden Machtkampf zwischen Fota mit Wortführer Ferrari an der Spitze und Fia mit dem weiter ebenfalls weitgehend unnachgiebigen Präsidenten Max Mosley ein.
Beim Großen Preis der Türkei hatten alle Piloten der Fota-Teams ihren Rennställen die Treue geschworen. Jarno Trulli und Mark Webber, zwei Sprecher der Fahrervereinigung GPDA, hatten versichert, falls es nicht zu der gewünschten Einigung mit dem Dachverband komme, laufe wohl alles auf eine Trennung hinaus. Die Hersteller beschlossen zudem einen Vertrag, nachdem jeder Abtrünnige den anderen vier Marken jeweils 50 Millionen Euro Strafe bezahlen müsse. Ein Verbleib in der Fia-Formel-1-WM unter den von Mosley diktierten Bedingungen würde den «Aussteiger» dann 200 Millionen kosten.
Bedingungen bleiben
Domenicali stellte klar, dass die Scuderia bei der Entscheidung bleibe, die am 29. Mai erfolgte Einschreibung für 2010 an Bedingungen zu knüpfen. Mosley hatte die acht in der Fota vereinten Rennställe - Williams und Force India waren nach einer vorbehaltlosen Meldung für 2010 von der Fota vorerst ausgeschlossen worden - aufgefordert, die Vorbehalte aufzugeben. Nach Bekanntgabe der Teilnehmerteams könne man sich zusammensetzen und die Regeln verändern. Das würde aber bedeuten, dass die Fota kaum noch eine Handhabe gegen den Dachverband hätte. Eine erste Antwort der Fota auf den Mosley-Brief hatte die Fia als nicht «nicht durchweg negativ» bezeichnet.
Sollten die Teams es wirklich zu einer Abspaltung kommen lassen in der wohl auch von Eitelkeiten und persönlichem Machtgehabe geprägten Auseinandersetzung, müssen sie sich auf Gegenwehr durch Ecclestone einstellen. «Wenn sie versuchen, ihre eigene Serie aufzubauen - und ich denke nicht, dass sie dazu in der Lage sind - stehen sie vor großen Problemen», zitierte der britische «Daily Express» den Formel-1-Boss. Der britische Milliardär verlieh seiner Drohung weiteren Nachdruck: Es könnte um bis zu Hunderte Millionen Pfund gehen. «Wer weiß, wie viel?», meinte Ecclestone.
Wer reißt das Steuer rum?
Bei dem schlagzeilenträchtigen Streit geht es vor allem um Geld - und Macht. Die Budgetobergrenze von rund 45 Millionen Euro, mit der Mosley neue Teams wie Epsilon-Euskadi oder Superfund locken will, stieß bei Ferrari & Co von Beginn an auf erbitterten Widerstand. Weit gefehlt, wer aber glaubt, die Italiener seien nicht auch auf einen Sparkurs bedacht: Man habe bei der Nennung der Fia ein Dokument gegeben, in dem auch Ideen für weitere Kostensenkungen enthalten seien, erklärte Domenicali. «Es kann jetzt nur darum gehen, dass man sich zusammensetzt und einen Kompromiss findet - und ich gehe davon aus, dass man diesen Kompromiss und damit eine Lösung finden kann und muss», gab Schumacher allen Beteiligten mit auf den Weg. Die Frage bleibt: Wer reißt das Steuer noch rechtzeitig rum? (dpa)