Steffis Wimbledon-Bilanz: Tränen, Lampenfieber, Drama, Theater, Meisterwerk

Deutschlands Tennis-Queen spielt kaum noch Tennis, aber die Kinder halten sie fit. Deswegen hat sie auch keine Angst vor dem 40. Geburtstag.
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Das Herzpaar des Tennis: Steffi Graf und ihr Ehemann Andre Agassi.
dpa Das Herzpaar des Tennis: Steffi Graf und ihr Ehemann Andre Agassi.

Deutschlands Tennis-Queen spielt kaum noch Tennis, aber die Kinder halten sie fit. Deswegen hat sie auch keine Angst vor dem 40. Geburtstag.

AZ: Frau Graf, in der BBC hieß es nach dem Schaukampf-Auftritt am Sonntag in Wimbledon: Sie hat gespielt, als wäre sie nie weg gewesen.

STEFFI GRAF: Danke für das Kompliment. Es gibt Schlimmeres, als das zu hören. Dabei war ich furchtbar nervös in den letzten Tagen und Wochen. Du freust dich riesig auf das Wiedersehen mit Wimbledon, aber du willst dich ja nicht blamieren. Ich habe zwar ordentlich trainiert und mich körperlich gut gefühlt vor dem Event, aber als ich dann Sonntagmorgen zum Training auf den Court kam, war noch mal das Lampenfieber da. Ziemliches Lampenfieber sogar. Andre ging´s auch nicht viel besser.

Wie oft spielen Sie denn überhaupt noch Tennis?

Wenig. Deswegen war es auch eine echte Herausforderung, sich auf diesen Festtag vorzubereiten. Die letzte Zeit war nicht einfach für uns beide, die Anspannung recht groß. Da gab es auch manche Zweifel, ob das reicht für einen solchen Anlass. Aber ich tue schon einiges für meinen Körper, gehe ins Fitness-Studio, mache Pilates. Sport bedeutet für mich auch: Ich kann mal abschalten, habe Zeit für mich. Zeit, die ich auch brauche.

Kim Clijsters, vierzehn Jahre jünger als Sie, hat nach dem Match in Wimbledon gesagt: „Steffi hat immer noch diese unglaublich schnellen Beine.

Wahrscheinlich, weil mich meine Kinder so auf Trab halten.

Sie haben bei der großen Einweihungsfeier scherzhaft angedeutet, man könne sich ja mal um eine Wild Card für das Turnier bemühen.

Es war natürlich nur ein Jux. Ich weiß, was geht. Und was nicht. Die alten Zeiten sind vorbei.

Vor zehn Jahren haben Sie Ihr letztes Wimbledon-Turnier gespielt, mit großen Schmerzen und der dauernden Sorge, aufgeben zu müssen. Haben Sie daran denken müssen, als Sie jetzt zurückkehrten?

Es ist zum Glück lange her. Es war schon ein ziemliches Drama damals, diese 14 Tage, in denen man nie wusste: Ist es jetzt im nächsten Moment vorbei? Da war es natürlich viel schöner, so entspannt und locker auf dem Platz stehen zu können. Auf dem schönsten Platz, den es im Tennis gibt. Es war ein tolles Gefühl, nach Wimbledon zurückzukommen, diese ganze Kulisse wieder zu sehen. Man fühlt sich wie im Theater.

Ihr erstes Centre Court-Spiel überhaupt haben Sie gegen die Engländerin Jo Durie bestritten, vor 25 Jahren. Ihre damalige Gegnerin saß auch auf der Ehrentribüne.

9:7 habe ich im dritten Satz verloren, da flossen schon ein paar Tränen. Meine Mutter hatte mir zum ersten Mal einen Rock zum Spiel besorgt. Es war schon ein rührender Moment, heute so viele bekannte Gesichter auf den Tribünen zu sehen. Das war für Andre und mich absolut überwältigend, wie ein Familientreffen. Auf der einen Seite sind diese zehn Jahre eine kleine Ewigkeit, andererseits ist einem dieser Schauplatz so vertraut, so ans Herz gewachsen, dass man sich auch gleich wieder wohl fühlt.

Im neuen Wimbledon kann man sich schon mal verlaufen, wenn man viele Jahre nicht mehr auf der Anlage war.

Ja, den Interviewraum hier kannte ich gar nicht. Als wir zu den Presseterminen gehen sollten, standen wir irgendwann vor einem Umkleideraum. Aber Wimbledon hat sich trotz allem diesen unverwechselbaren Charakter bewahrt. Auch das bewegliche Dach ist ein Meisterwerk, vor allem, weil es sich so harmonisch in den Centre Court einpasst. Die Stimmung ist sogar noch ein Stückchen besser, inspirierender, motivierender. Ich hätte gern in meiner aktiven Zeit auch mal unter dem Dach gespielt.

Kim Clijsters will als Mutter zurückkehren in den Wanderzirkus. Wäre das jemals für Sie denkbar gewesen - Mutter sein und Profitennis spielen?

Um Gottes Willen. Nein. Ich hätte es auch nie gewollt. Es wäre furchtbarer Streß gewesen. Aber Kim hat so einen starken Willen, dass ich ihr zutraue, es zu schaffen.

Sie werden bald 40 Jahre alt. Mit welchen Gefühlen feiern Sie diesen Geburtstag?

Ich hab’ mir noch nie viel aus meinen Geburtstagen gemacht. Ich sehe es aber mit großer Gelassenheit, dieses Datum. Ich fühle mich gut, ich bin glücklich und zufrieden. Also: Ich muss keine Angst haben vor der 40.

Interview: Jörg Allmeroth

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