Steffen lässt Olympia-Staffel platzen
Deutschlands Top-Schwimmerin Britta Steffen muss sich nach ihrer Staffel-Absage harte Kritik gefallen lassen. «Ich finde es inzwischen eine Frechheit», so eine ihrer Kolleginnen.
Schwimmstar Britta Steffen muss sich nach ihrer Staffel-Absage für Olympia harte Kritik gefallen lassen. «Ich finde es inzwischen fast eine Frechheit», kommentierte die Würzburgerin Annika Lurz, WM-Zweite über 200 Meter, die Steffen-Absage an die Staffel. «Ich will ihr nichts Böses unterstellen, aber ich finde es unfair den anderen gegenüber. Ich denke, es sollte auch eine Ehre sein, für Deutschland zu schwimmen, vor allem in der Staffel», sagte sie. Trotzdem lässt sich Steffen nicht umstimmen. «Ich werde die 200 Meter-Staffel definitiv nicht schwimmen», sagte sie der dpa am Montag bei den Qualifikationswettbewerben in Berlin.
«Ich bin keine Maschine»
Die frühere Weltrekordlerin will ihre Chance auf Gold in Peking über 100 Meter Freistil nicht gefährden. «Ich bin keine Maschine», meinte Steffen. Ihre DSV-Kolleginnen fühlen sich um ihre olympische Medaillenchance gebracht. Laut Kriterien müssen sich zwar alle nominierten Athleten für die Staffeln zur Verfügung stellen. Aber, so Cheftrainer Örjan Madsen: «Zwang macht keinen Sinn.» Britta Steffen verweist darauf, dass sie bei einem Staffel-Einsatz über 4 x 200 Meter an einem Tag Vorlauf und Halbfinale über 100 Meter, die Staffel und 24 Stunden später das Finale über 100 Meter zu bestreiten habe.
Bei der WM 2007 habe sie sich durch diese Wettkampfgestaltung den angestrebten Titel schon «versaut». Das soll nicht noch einmal passieren. Steffen: «Ich muss und will über 100 Meter fit sein.» Den Vorwurf des mangelnden Teamgeistes lässt sie nicht gelten. Sie argumentiert, dass sie im Fall der erfolgreichen Qualifikation in Peking über 50 und 100 Meter Freistil sowie mit Sprint- und Lagenstaffel zehn Rennen zu bestreiten habe. Und: «Alle tun so, als wenn ich die 200 Meter-Göttin bin. Aber das ist nicht so.» Wenn sie die 200 Meter schwimme, dann sei sie «platt». Deshalb verbiete sich ein Vergleich mit der früheren 200 Meter-Weltrekordlerin Franziska van Almsick.
Franzi versucht zu verstehen
Van Almsick übte Kritik, zeigte aber auch Verständnis für Britta Steffen. «Es hat natürlich einen bitteren Beigeschmack, weil es ja auch um Teamfähigkeit geht und das natürlich auch eine klare Absage gegen das Team ist», sagte van Almsick dem ARD-Hörfunk. «Auf der anderen Seite kann ich das natürlich sehr gut verstehen. Man trainiert vier Jahre, man bereitet sich auf die Olympischen Spiele vor. Sie ist da echt eine große Medaillen-Hoffnung für uns. Wenn sie sich da lieber konzentrieren möchte, dann finde ich, sollte man das zumindest versuchen zu verstehen.» «Ich bin jetzt richtig unter Druck geraten», sagte Britta Steffen. Die internationale Konkurrenz verlange heute die Fokussierung. Halbherzigkeit werde bestraft. «Was erwartet man von mir? Egal, was ich jetzt tue, es ist sowieso falsch», sagte sie. (dpa)
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