Steffen Hamann im Interview: "Ich würde gerne mal zum EHC gehen"

MÜNCHEN - Der verletzte Kapitän der deutschen Nationalmannschaft spricht auf abendzeitung.de über seine Genesungsfortschritte, fliegende Coladosen und über Buhrufe, die ein gutes Zeichen sind.
AZ: Hallo Herr Hamann, Sie bereiten sich nach Ihrem Mittelfußbruch nun auf Ihr Comeback im Dezember vor. Wie ist das Befinden?
STEFFEN HAMANN: Seit dem ersten Tag nach der OP habe ich keine Schmerzen. Es fühlt sich an, als wäre ich der Zeit voraus. Aber das ist auch gefährlich, man will zu viel.
Eine gute Portion Optimismus schadet doch nicht, oder?
Ich hatte schon 2005 einen Kreuzbandriss, da habe ich gelernt mit solchen Situationen umzugehen. Man darf nicht mit negativen Gedanken an so eine Sache rangehen sondern muss positiv bleiben und das Beste draus machen. An so einer Verletzung zerbricht man, oder wird stärker. Und ich bin damals stärker zurück gekommen, deswegen werde ich das auch jetzt wieder.
Sie teilen sich im Moment ja das Schicksal des verletzten Leistungsträgers mit Demond Greene.
Demond und ich haben viel miteinander gesprochen und uns gegenseitig motiviert, dass wir beide hier noch eine große Zukunft haben können.
Wann geht Ihre sportliche Karriere bei den Bayern weiter?
Es ist realistisch, dass ich noch vor Weihnachten zurück komme. Am Montag wird der Fuß noch einmal eingehend untersucht.
In Würzburg hat man gesehen: Das Team ist ohne Sie deutlich geschwächt.
Man kann der Mannschaft nichts vorwerfen. Sie sind mit Herz und Seele dabei.
Gelingt der Durchmarsch, den Sie zu Saisonbeginn versprochen haben, auch unter den jetzigen Bedingungen?
Wir sind immer noch stark genug, um jeden zu schlagen.
Am vergangenen Wochenende mussten Sie und ihr Team sich eine Menge Pfiffe gegen Sie anhören.
Ich kenne das aus Bamberg und Berlin, wir waren immer die Gejagten. Da ist dann Volksfest in der Halle, jeder will den Favoriten verlieren sehen. Aber das ist doch das Schöne, Riesenstimmung zu haben und das Aufsaugen zu können.
Manche Fans des FC Bayern wurden aufgrund ihrer Fußball-Abstammung kritisiert.
Ich habe schon öfters gegen griechische oder italienische Mannschaften gespielt, da ist das was bei uns passiert Kindergarten dagegen. Dort werfen die Leute mit Coladosen oder Münzen und man wird bespuckt, das hat beim Sport nichts zu suchen. Aber unsere Fans sind einfach mit Leidenschaft dabei und handeln absolut im Rahmen.
Sie haben also nichts gegen ein wenig Fußball-Atmosphäre in der Olympia-Eishalle?
Die Fans wollen nur das Beste für uns und uns unterstützen und wenn da etwas von der Fußball-Kultur mit rüber kommt, dann stört mich das nicht. Unsere Leute wollen eben mit Leib und Seele sehen, dass wir gewinnen.
Sie selbst haben in den letzten Jahren auf dem Feld auch oft für heftige Zuschauerreaktionen gesorgt.
Auch wenn ich in anderen Hallen ausgebuht wurde: Oft kommen die gegnerischen Fans nach dem Spiel dann doch zu mir und sagen, ’hey, gutes Spiel’. Dann ist das auch wieder gut.
Nimmt man sich so etwas nicht zu Herzen?
Dirk Bauermann hat mir damals vor einer Playoff-Serie gegen Bonn, als ich das Feindbild war, mit auf den Weg mitgegeben, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn man ausgebuht wird und polarisiert. Mich stört das überhaupt nicht mehr.
Wie funktioniert das Leben im Verein, arbeitet der FC Bayern so professionell, wie er vorgibt?
Am Anfang haben noch ein paar Sachen gefehlt, aber das zeigt auch die Professionalität, dass sich sofort um die Dinge gekümmert wird. Wir sind auf dem Weg in die BBL da, wo wir sein müssen.
Vizepräsident Bernd Rauch erzählt gerne von der großen FC-Bayern-Familie.
We are Family ist kein Slogan, man fühlt sich angekommen und gemocht.
Auch von den Fans? Werden Sie auf der Straße schon erkannt?
Der ein oder andere hat mich schon erkannt und mir gute Besserung gewünscht.
Bei den Heimspielen wird Ihre Mannschaft gefeiert, die Halle ist bisher jedes Mal ausverkauft – müsste in der BBL nicht was Größeres her?
Unser Ziel ist jetzt, so viele Leute wie möglich in die Halle zu bekommen, damit wir das Projekt Hallenbau nach vorne treiben können.
Die herbeigesehnte Multifunktionsarena für mehrere tausend Zuschauer. Interessieren Sie sich auch für andere Sportarten?
Ich schaue mir gerne Fußball an. Durch die Verletzung habe ich Zeit gehabt, ein paar Mal ins Stadion zu gehen und auch schon mit ein paar von den Fußballern gesprochen, die fragen auch nach uns.
Und abgesehen vom Fußball?
Das Problem mit den anderen Sportarten ist für mich, dass sie nicht so im Fernsehen gezeigt werden wie Fußball. Aber ich würde auch gerne mal zum EHC gehen. Ich bin offen für alles, wenn Begeisterung für den Sport da ist.
Mit dem Eishockey könnten Sie sich auch in Zukunft mal eine Halle teilen.
Es geht ja in anderen Städten auch, siehe Berlin. Da funktioniert es auch mit Eishockey, Basketball und der Hertha.
Interview: Julian Galinski