Stefan Bradl gibt Gas: "Besser als mein Vater"
DOHA - Platz drei beim WM-Auftakt in Doha: Motorradler Stefan Bradl feierte seinen bislang größten Erfolg. Warum der 18-Jährige dies nüchtern tun musste und wie er bereits über den WM-Titel spricht.
Sie feierten bis weit nach Mitternacht, in einer Disco nahe Doha. Stefan Bradl, Papa Helmut, Mama Gisela und die gesamte Crew vom Kiefer- Team. Dumm nur, dass es nach islamischer Sitte in Katar zwangsläufig recht nüchtern zuging.
„Die haben auch da Alkoholverbot gehabt“, erzählte Helmut Bradl kurz vor dem Heimflug der AZ, „ned amal bei der Siegerehrung haben sie einen Schampus gehabt. Eine recht trockene Angelegenheit.“ Ein kleiner Wermutstropfen nach diesem berauschenden Abend.
Bis zur letzten Kurve noch Fünfter
Platz drei beim WM-Auftakt der Motorradler in der 125er-Klasse, der größte Erfolg für den 18-Jährigen. Aber nicht nur der erste Podestplatz seiner Laufbahn verblüffte, auch die Art, wie er aufs Podium fuhr. Bis zur letzten Kurve war er Fünfter, dann überholte der noch die entgeisterten Konkurrenten, den Franzosen Mike di Meglio und den Briten Scott Redding. „Es war auch Glück dabei“, sagte Stefan Bradl danach, „aber ich habe die Chance, die sich plötzlich bot, genutzt.“
Die Chance bietet sich für Bradl jetzt vor allem, sich in der absoluten Weltelite festzufahren. Nach vielen Niederschlägen und Rauswürfen ist er nun gereift, sagte sein Papa Helmut auch am Montag wieder. „Er hat schon so viele Niederlagen runterschlucken müssen, das hat ihn viel souveräner gemacht.“
Leichter Englisch als Hochdeutsch
So souverän, wie er dann auch seine allererste Pressekonferenz der drei Podiumsfahrer meisterte. Ganz gelassen und ohne Bammel plauderte er über das Rennen, dankte seinen Eltern und seiner Crew, und das in zwei Sprachen, auch wenn ihm das Englische freilich leichter fiel als das Hochdeutsche, ihm, dem Schwaben aus Zahling, mittendrin zwischen Aichach und Augsburg.
Begeistert war auch Teamchef Stefan Kiefer, Motorradhändler aus Idar-Oberstein und Besitzer des einzigen deutschen Rennstalls in der WM. „Toll zu sehen, dass sich das gelohnt hat, auf junge Fahrer wie den Stefan zu setzen.“ Mit dem er wohl noch viel Freude haben wird.
Vater Helmut glaubt, dass sein Sohn noch mehr erreichen kann. „Er hat noch viel Zeit“, sagt Bradl senior, „und auch wenn er nicht jedes Mal auf dem Podest stehen wird, wird er vermutlich in den nächsten Jahren noch stärker werden.“
Ex-Weltmeister Raudies: "Alles ist möglich"
Stefan Bradl formulierte seine eigenen Ziele da bereits konkreter: „Ich will am Ende einen Platz besser sein als mein Vater.“ Und der war immerhin Vize-Weltmeister, 1991 in der Viertelliterklasse. Der letzte deutsche Weltmeister war Dirk Raudies, 1993 in der 125er-Klasse, er sagte nach dem Auftakterfolg von Bradl: „Es ist alles möglich, wenn Stefan in den ersten Rennen ganz vorn dabei sein kann.“
Vielleicht ja auch beim nächsten Mal wieder, in knapp drei Wochen, beim zweiten WM-Lauf in Jerez, der Heimat des Sherry. Da gibt es beim Feiern wenigstens was zu trinken.
Florian Kinast