Staubsauger. Ameisenbär, Gabelstapler: Die neuen Formel-1-Autos

München - Gerade, als man sich an die Höckernasen gewöhnt – oder die Teams sie unter Blenden versteckten – und man glaubte, hässlicher könnten Formel-1-Autos nicht werden, da strafen uns die Designer Lügen. Die neueste Generation der Formel-1-Boliden, mit denen Sebastian Vettel und Co ab dem 16. März beim Rennen in Australien über die Strecken der Welt rasen werden, ist nichts für Ästheten.
Vor allem der Frontbereich der schnellen Kisten ist regelwerksbedingt so hässlich wie nie. Und so werden dieses Jahr Ameisenbäre gegen Staubsauger, Gabelstapler und Batmobiles um den Titel in der Königsklasse des Motorsports kämpfen werden. Und noch sind längst nicht alle Scheußlichkeiten enthüllt. Der am Samstag enthülle neue Ferrari macht es einem schwer, ihn noch als „Rote Göttin“ zu bezeichnen.
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Zwar verzichteten die Italiener beim F14T (das T steht für Turbo, mit denen die Formel-1-Boliden ab dieser Saison ausgerüstet sind) auf die lange, spitz zulaufende „Ameisenbär“-Nase, wie sie Konkurrent McLaren gewählt hat – dafür geht die flache Nase in einen schmalen Schlitz über, der verdächtig an ein Schnabeltier erinnert – oder eben an einen Staubsauger. Die „Repubblica“ schrieb vom „verrücktesten Ferrari der Welt".
Das neue Auto ähnelt der Version des Jahres 1989, die den Spitznamen „Ente“ verpasst bekommen hatte. Sollte sich der neue Vettel-Jäger als nicht nur hässlich, sondern auch noch langsam entpuppen, dürfte der Spitzname des neuen Dienstwagens von Fernando Alonso und Kimi Räikkönen wohl klar sein. Wer dann wohl das längere Duck-Face machen würde? Ferrari-Boss Luca di Montezemolo verbreitete am Samstag aber Optimismus. „Die Bedingungen für gute Leistungen sind voll vorhanden. Wir haben es satt, auf Platz zwei zu landen", sagte er – und baute ordentlichen Druck auf auf die beiden Fahrer. Klar, nach vier Niederlagen in Serie gegen Sebastian Vettel und Red Bull ist die Sehnsucht groß.
Ob Red Bull dieses Jahr einen Schönheitspreis gewinnen kann mit dem neuen Auto ist ebenso höchst fraglich. Erst am Dienstag enthüllen die Serien-Weltmeister vorm Test in Jerez den neuen Boliden. Aber die Aussagen von Design-Guru Adrian Newey über den RB10 lassen nichts Gutes erahnen. Bei der Nachfolgerin von „Hungry Heidi“, mit der Vettel zum vierten WM-Titel gerast war, könnte „die Nase wegen der neuen Regeln ein bisschen hässlich aussehen. Ich mag sie nicht besonders“, kündigte Newey an. Schuld an dem neuen Look sind natürlich die Regelhüter. Weil die Nasen statt 55 cm nur noch 18,5 cm hoch sein dürfen, mussten Lösungen her.
Lotus griff gleich ganz tief in die Trickkiste. Die beiden Stoßzähne des E22 sind unterschiedlich lang. Dass die Nase so aussieht, als ob sie Greifarme hätte, nimmt Lotus in Kauf. Die einen erinnert die Nase an einen Gabelstapler, Lotus selbst gab selbstironisch ein Bild auf Twitter heraus, bei dem das Auto Ähnlichkeit mit einem Batmobile hat. Die Lösung für so viel versammelte Hässlichkeit hätte Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle parat. „Die neuen Nasen brauchen wieder braune Papiertüten in der Startaufstellung“ twitterte der Engländer mit typischen britischem Humor. Vielen Fans dürfte trotzdem das Lachen schon lange vergangen sein.